Bundesregierung: Mehr als 2700 Corona-Demonstrationen seit August 2020
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Teilnehmer einer „Querdenken“-Demonstration am 3. April 2021 in Stuttgart. Seit August 2020 gab es laut Angaben der Bundesregierung mehr als 2700 Proteste gegen die Corona-Maßnahmen.
© Quelle: imago images/Nicolaj Zownir
Berlin. Die Bundesregierung geht davon aus, dass seit August 2020 bundesweit mehr als 2700 Demonstrationen und Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen stattgefunden haben. Nur ein sehr geringer Teil der Demonstrationen wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als von Rechtsextremen durchgeführt oder dominiert eingestuft. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Der Bundesregierung lägen „teilweise unbestätigte“ Hinweise auf über 2700 Veranstaltungen vor. Konkrete Angaben könnten jedoch nur zu Versammlungen und Organisationen gemacht werden, „die dem gesetzlichen Beobachtungsauftrag des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) unterliegen.“
Antisemitismus bei „Querdenker“-Protesten
In vielen Kreisen sei der Antisemitismus wieder gesellschaftsfähig geworden, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein.
© Quelle: Reuters
Laut Verfassungsschutz waren 28 Corona-Demos klar rechtsextrem
Das sei insbesondere dann nicht der Fall, „soweit es sich um nichtextremistische Versammlungen handelt, an denen sich aber Rechtsextremisten in geringer Zahl und ohne prägenden Einfluss auf das Demonstrationsgeschehen beteiligt haben“, teilte die Bundesregierung mit.
Lediglich 28 Corona-Demos stufte das BfV demnach als klar rechtsextrem ein. Alleine 15 davon fanden in Halle in Sachsen-Anhalt statt. Die als rechtsextrem eingestuften Versammlungen wurden laut Bundesregierung größtenteils von Einzelpersonen, aber auch von Neonazi-Parteien wie „Die Rechte“, „Der Dritte Weg“ oder der NPD angemeldet.
Linke kritisiert Verfassungsschutz und Bundesregierung
Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, kritisiert, dass die Bundesregierung nur eine kleine Zahl an Demonstration als rechtsextrem einstuft. „Um die Zahl der Rechtsextremisten auf dem Papier klein zu halten, führt die Bundesregierung immer neue Kategorien für Personengruppen ein, die von ihrer Gesinnung her klar rechts stehen“, sagte Jelpke dem RND. „Das war bei den Reichsbürgern schon der Fall und wird nun auch bei den ‚Querdenkern‘ so gemacht.“
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„Aus meiner Sicht zeigt das die Hilflosigkeit eines Extremismusansatzes, der zwanghaft auf die ‚extremen Ränder‘ schaut, während es gerade in der Mitte brennt“, sagte Jelpke. „Wir brauchen endlich einen analytischen Blick auf die Gefährdungen der Gesellschaft.“ Vom Verfassungsschutz, den Jelpke als „Teil des Problems sieht“, sei das ihrer Ansicht nach jedoch nicht zu leisten.