Männlich, älter als 60, evangelisch: die Bundespräsidenten in Zahlen
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Der Gewinner der letzten Wahl zum Bundespräsidenten: Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue.
© Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa
Die Chancen von Stefanie Gebauer (Freie Wähler) sind überschaubar. Wenn am Sonntag die Bundesversammlung über den neuen Bundespräsidenten oder die neue Bundespräsidentin Deutschlands abstimmt, hat die 41-Jährige nur geringe Aussichten darauf, ihre drei Mitbewerber hinter sich zu lassen. Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier (SPD), Gerhard Trabert (parteilos, nominiert von der Linken) und Max Otte (CDU, nominiert von der AfD) – alle haben sie wohl größere Chancen als die Kommunalpolitikerin, wobei die Wiederwahl von Steinmeier als sicher gelten dürfte.
Damit zeichnet sich bereits ab: Der nächste deutsche Bundespräsident wird ein Mann. Mal wieder.
Zwölf Namen listet der Bundestag als bisherige Inhaber des Amtes in der Bundesrepublik – zwölfmal waren es Männer.
Nur ein parteiloser Kandidat erfolgreich
Die meisten der bisher 16 Amtszeiten bekleideten dabei CDU-Politiker. Parteipolitische Neutralität ist für die Kandidaten anders als oft vermutet nicht im Grundgesetz vorgeschrieben. Zwar übten bisherige Bundespräsidenten das Amt traditionell eher überparteilich aus. Theoretisch ist eine andere Vorgehensweise aber denkbar.
Mit Joachim Gauck hatte übrigens bisher lediglich ein Amtsinhaber kein Parteibuch. SPD und FDP stellten jeweils nur für drei Amtszeiten das deutsche Staatsoberhaupt.
Wer sich wählen lassen will, muss laut Grundgesetz einige Voraussetzungen erfüllen. Bewerber müssen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, Wahlrecht für den Bundestag haben und mindestens 40 Jahre alt sein. Die Idee hinter der Altersgrenze: Ältere Menschen bringen mehr Lebenserfahrung mit ins Amt – und können bei politischen Konflikten eher ausgleichend einwirken.
Jünger als Wulff war keiner
Jünger als 50 war bisher allerdings noch kein Bundespräsident. Christian Wulff wurde mit 51 Jahren als jüngster Politiker in das Amt gewählt. Älter als 70 war bei Amtsantritt mit 72 Jahren bisher nur Joachim Gauck. Die meisten Bundespräsidenten, nämlich sechs, waren bei ihrer Wahl zwischen 60 und 65 Jahre alt.
Und wie hatten sie es mit der Religion? Mit Olaf Scholz hat im vergangenen Jahr der erste konfessionslose Bundeskanzler das Amt übernommen. Einen konfessionslosen Bundespräsidenten gab es hingegen noch nie.
Auffällig: Nur zwei der bisherigen deutschen Staatsoberhäupter – Walter Scheel und Christian Wulff – waren katholisch, alle anderen evangelisch – unter ihnen auch Joachim Gauck, studierter Theologie und Pastor in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs.
Verheiratet waren alle Bundespräsidenten mindestens einmal – manche auch mehrfach. Kinderlos blieben nur Carstens und Lübke.
Nordrhein-Westfalen – das Land, aus dem die Bundespräsidenten kommen
Ungleicher sieht die Verteilung bei der Herkunft aus. Sieht man sich die Geburtsländer bisheriger Bundespräsidenten an, fällt schnell auf: Ein Großteil kam aus den westlichen Bundesländern, die meisten sogar aus nur einem einzigen: Nordrhein-Westfalen.
Neben dem amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wurden auch Johannes Rau, Walter Scheel, Gustav Heinemann und Heinrich Lübke im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland geboren.
Nur zwei kamen hingegen im Osten zur Welt. Joachim Gauck wurde in Rostock geboren. Horst Köhler hingegen eigentlich im polnischen Skierbieszów. Der Ort gehörte 1939 zum Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete. 1945 siedelte sich die Familie nach dem Vorrücken der Roten Armee in Sachsen nahe Leipzig an und baute sich dort eine Existenz auf. 1953 flüchtete Köhlers Familie aus der DDR nach Baden-Württemberg, wo Köhler schließlich Abitur macht, sein Studium der Wirtschaftswissenschaften abschließt und auch seine Dissertation schreibt.