Bundesbank-Vorstandsmitglied: “Das Geld wird nicht knapp”

Burkhard Balz

Burkhard Balz

Herr Balz, viele Deutsche denken derzeit schaudernd an die Krise der 1920er- und 1930er-Jahre. Sind wir heute besser gewappnet?

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Ich glaube, wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Finanzpolitiker und Notenbanker wissen heute, wie wichtig es ist, in einer Krise rasch zu handeln – und genau das geschieht ja auch. Denken Sie an die Rettungsschirme auf nationaler und europäischer Ebene. Dies alles sind wichtige Schritte dazu, die ökonomischen Folgen der Krise einzudämmen.

Die immer neuen Milliardenpakete wecken hier und da Inflationsängste.

Anders als vor fast 100 Jahren haben wir heute in Europa unabhängige Notenbanken. Die Europäische Zentralbank ist so aufgestellt, dass sie auch in schwierigen Zeiten für Geldwertstabilität sorgen kann.

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Wie entwickelt sich in dieser Krise das Verhältnis der Deutschen zum Geld? Viele wollen ja damit am liebsten gar nicht mehr in Berührung kommen.

In einer Onlineumfrage sagen uns rund 43 Prozent von gut 2000 Befragten, sie hätten in den vergangenen Wochen ihr Zahlungsverhalten in Geschäften an der Kasse geändert. Von denen, die etwas änderten, zahlen jetzt 68 Prozent häufiger kontaktlos mit Karte. Beflügelt wird dieser Trend dadurch, dass die Kreditwirtschaft das Limit für kontaktlose einzelne Zahlungen mit Karte – ohne PIN – erhöht hat: von 25 auf 50 Euro. Auch die Nutzung des Smartphones an der Kasse ist inzwischen Alltag.

Sind die Gewinner am Ende Amerikaner und Chinesen, die den Europäern jetzt in großem Stil Bezahlsysteme fürs Handy verkaufen wollen?

Es gibt seit einiger Zeit eine breit angelegte Initiative der europäischen Banken mit dem Ziel, ein europäisches System für das Bezahlen an der Ladenkasse, im E-Commerce und zwischen Privatpersonen anzubieten. Ich persönlich wünsche mir an dieser Stelle ein bisschen mehr Tempo. Manchmal erscheint es mir, als ob manche erst jetzt aufwachen. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich gerade an dieser Stelle die Krise als Chance auswirkt. Die Pandemie unterstreicht ja auf vielen systemrelevanten Feldern die Bedeutung einer europäischen Systemsouveränität.

Könnte es sein, dass es eines Tages wieder einen Run aufs Bargeld gibt – aus rein psychologischen Gründen, wie beim Klopapier? In manchen Staaten bildeten sich in der Corona-Krise lange Schlangen vor den Geldautomaten.

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Wir haben auch in Deutschland einige Tage lang zu Beginn des Lockdowns eine erhöhte Nachfrage nach Bargeld registriert. Das hat sich aber sehr schnell wieder gelegt, als deutlich wurde: In Deutschland wird das Geld nicht knapp. Die Bundesbank war und ist jederzeit auszahlungsfähig. Dabei helfen uns Bargeldvorräte, die über ein dezentrales Netz verteilt sind, in bundesweit 35 Filialen.

RND

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