Bürgermeister Klitschko warnt vor humanitärer Katastrophe
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Vitali Klitschko (r), Bürgermeister von Kiew und ehemaliger Box-Profi, und sein Bruder Wladimir Klitschko, ebenfalls ehemaliger Box-Profi, schauen auf ein Smartphone im Rathaus in Kiew.
© Quelle: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Kiew. Die ukrainische Hauptstadt Kiew steht nach den den Worten ihres Bürgermeisters Vitali Klitschko am Rande einer humanitären Katastrophe.
„Wir haben jetzt noch Strom und Wasser und Heizung in unseren Häusern“, sagte er am Sonntag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP. „Aber die Infrastruktur ist zerstört, um Lebensmittel und Medikamente auszuliefern.“
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Auf die Frage, ob geplant werde, die Zivilbevölkerung zu evakuieren, hielt Klitschko einige Sekunden inne. Dann sagte er: „Wir können das nicht machen, weil alle Wege blockiert sind. Wir sind jetzt umzingelt.“
Klitschko dementiert Einkesselung
Gegenüber der „Bild“ dementierte Klitschko das hingegen später wieder: „Kiew ist nicht komplett eingekesselt. Die ukrainische Armee kämpft hart in den Außenbezirken, und die russische Armee hat viele Verluste.“ Im Nachrichtenkanal Telegram verwies er auf Falschinformationen, wonach russische Truppen die Millionenstadt umstellt hätten. Am Abend wurde in Kiew erneut Luftalarm ausgelöst.
In der Stadt gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 17.00 Uhr (Ortszeit) bis 7.00 Uhr (6.00 Uhr MEZ). In dieser Zeit seien etwa Fahrten mit dem eigenen Auto nur mit einer Sondergenehmigung möglich. An einigen Orten der Stadt gebe es Schusswechsel, schrieb Klitschko.
Er appellierte zugleich an die Bewohner: „Gehen Sie in den erlaubten Zeiten auch nur dann in die Stadt, wenn es unbedingt nötig ist – zum Laden, zur Apotheke.“ Zudem sollten die Kiewer ältere und alleinstehende Menschen unterstützen.
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In der Nacht zu Sonntag hat es weitere Angriffe auf die kritische Infrastruktur in der Ukraine durch Russland gegeben.
© Quelle: Reuters
Klitschko: Stolz auf Haltung der Bürger
Der AP hatte Klitschko gegenüber gesagt, er sei stolz auf die Haltung der Bürgerinnen und Bürger, sorge sich aber, wie lange sie durchhalten können. In den letzten Tagen hätten sich viele, die ihr Land verteidigen wollen, Männer und Frauen, Waffen an den dafür eingerichteten Verteilstationen abgeholt.
Es gebe aber auch Sorgen, wie Menschen mit wenig militärischer Erfahrung angesichts Warnungen vor russischen Saboteuren, die als Polizisten oder Journalisten verkleidet sein könnten, damit umgehen.
„Um ehrlich zu sein, wir haben nicht hundertprozentige Kontrolle“, sagte Klitschko gegenüber der Nachrichtenagentur. „Wir bauen die territoriale Verteidigung in kurzer Zeit auf – aber das sind patriotische Leute.“
RND/dpa/AP