Bruch nun endgültig: Großbritannien und EU gehen getrennte Wege
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/O3WRZDQBWFGOBJOEQ5SADT6NZE.jpeg)
Eine Flagge der Europäischen Union und eine Flagge von Großbritannien wehen vor dem Parlament in Westminster.
© Quelle: Kirsty O'connor/PA Wire/dpa
London. Der Bruch zwischen Großbritannien und der Europäischen Union ist nun offiziell. Seit Donnerstagmitternacht gehört das Vereinigte Königreich nicht länger zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion.
Großbritannien hatte die EU vor fast einem Jahr verlassen. Bis Jahresende galt aber noch eine Übergangsphase, die das Land wirtschaftlich mit der Europäischen Union verband. In seiner Neujahrsansprache feierte Premierminister Boris Johnson die Entwicklung.
Die Trennung sei ein wunderbarer Moment. „Wir haben die Freiheit in unseren Händen und es liegt an uns, das Beste daraus zu machen“, sagte er in einer Videobotschaft. Vor elf Monaten war bereits der politische Brexit erfolgt, danach kam ein zähes Ringen um einen Freihandelspakt.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Erst an Heiligabend einigten sich Brüssel und London auf ein Abkommen, was in dieser Woche vom britischen Parlament gebilligt wurde. Der Anschlussvertrag benötigt noch die Zustimmung des EU-Parlaments, das erst in einigen Wochen darüber debattieren wird. Provisorisch gilt er allerdings ab Neujahr (heute).
Dank des Abkommens kann der Handel zwischen der EU und Großbritannien ohne Zölle und Exportquoten weiterlaufen. Er umfasst 660 Milliarden Pfund (gut 730 Milliarden Euro) pro Jahr und sichert Hunderttausende Arbeitsplätze. Allerdings bedeutet der Vertrag für Einzelpersonen und Unternehmen zusätzlichen Aufwand und zusätzliche Kosten - von Reiseversicherungen bis zu Zollerklärungen.
Die britische Regierung hat betont, für den Neustart auf wirtschaftlicher Ebene seien die benötigten Grenzsysteme und Infrastruktur bereits in Kraft. Aber manche Frachtunternehmen wollten dennoch abwarten: So setzte die britische Firma Youngs Transportation ihre Speditionsdienste in die EU bis zum 11. Januar aus. Die Hoffnung sei, dass alle potenziellen Probleme gelöst werden könnten, „bevor wir unsere Trucks rausschicken“, sagte Firmenchef Rob Hollyman.
Kein Brexit-Chaos am Ärmelkanal
Anders als befürchtet haben die ersten Lastwagen nach dem vollständigen Bruch Großbritanniens mit der EU den Ärmelkanal ohne Verzögerungen überquert. Die Lage am Eurotunnel sei ruhig gewesen, sagte ein Sprecher des Betreibers Getlink der Nachrichtenagentur PA am Freitagmorgen. „Die Mehrheit der Fahrer wird keine Änderungen bemerken.“
In Irland hingegen warnte die Regierung vor Verzögerungen im Warenverkehr. Der Handel werde mit Sicherheit „durch sehr viel mehr Kontrollen, Zollerklärungen, Bürokratie und Papierkram“ gestört, sagte Außenminister Simon Coveney der BBC. Die britische Provinz Nordirland ist de facto weiter Mitglied des Binnenmarktes, allerdings gibt es nun eine Zollgrenze in der Irischen See.
Eine gute Nachricht für britische Autofahrer verkündete Verkehrsminister Grant Shapps in der Neujahrsnacht. Für Fahrten in die EU sei kein internationaler Führerschein nötig, twitterte Shapps.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Mit vielen Emotionen verabschiedete sich Schottland aus der EU. „Schottland wird bald zurück sein“, schrieb Regierungschefin Nicola Sturgeon bei Twitter. „Lasst das Licht an.“ Dazu schickte sie ein Foto, das die Wörter „Europa“ und „Schottland“ mit einem Herzen verbunden auf das Gebäude der EU-Kommission projiziert zeigt.
Sturgeon strebt die Loslösung von Großbritannien an. In Umfragen befürwortet die Mehrheit in dem Landesteil die Unabhängigkeit, die Region hatte im Brexit-Referendum für den Verbleib in der EU votiert.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Für den Dienstleistungssektor, der 80 Prozent der britischen Wirtschaft ausmacht, sind die Regeln für den Handel mit der EU noch ungeklärt; etliche Details sind weiter offen. Vor Großbritannien und der EU liegen noch Monate und Jahre voller Diskussionen darüber, was etwa fairer Wettbewerb bedeutet oder wie mittel- und langfristig die Fischfangquoten aussehen werden.
Der französische Präsident Emmanuel Macron äußerte in seiner Neujahrsansprache Bedauern über die Scheidung. „Diese Entscheidung, Europa zu verlassen, dieser Brexit, war das Kind von europäischer Malaise und vielen Lügen und falschen Versprechungen.“
RND/cle/AP/dpa