EU-Außenbeauftragter warnt Flüchtlinge: “Geht nicht zur Grenze, sie ist nicht offen”

Josep Borrell, Hoher Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik.

Josep Borrell, Hoher Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik.

Zagreb. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat Migranten in der Türkei eindringlich davor gewarnt, sich auf den Weg Richtung Europa zu machen. "Geht nicht zur Grenze, die Grenze ist nicht offen", sagte der Spanier am Freitag nach einem Syrien-Krisentreffen der EU-Außenminister in Zagreb. "Wenn wir kritische Situationen vermeiden wollen, müssen die Menschen die Wahrheit wissen." Die Nachrichten über angeblich offene EU-Grenzen zu Griechenland, Bulgarien oder Zypern seien falsch. "Lasst uns dieses Spiel beenden."

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Die Türkei hatte am vergangenen Wochenende erklärt, die Grenzen zur EU seien offen. Daraufhin machten sich Tausende Migranten auf den Weg Richtung Europa. Griechenland weist sie mit Härte ab. “Vermeidet eine Situation, in der ihr in Gefahr geraten könntet”, sagte Borrell.

Borrell hofft auf Entschärfung der humanitären Krise in Syrien

Nach dem kurzfristig angesetzten Treffen betonte er zudem die humanitäre Krise im Norden Syriens. Satellitenbilder zeigten die dramatische Lage an der türkischen Grenze, sagte er und sprach von einem “Meer aus Zelten, wo die Flüchtlinge mitten im Winter Schutz suchen”. Jeden Tag müssten eine Million Menschen versorgt werden. Er erwarte, dass die von Russland und der Türkei vereinbarte Waffenruhe die humanitäre Hilfe erleichtern werde.

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Dazu müsse jedoch der Zugang über die beiden offenen türkisch-syrischen Grenzübergänge gewährleistet und möglicherweise erleichtert werden. 100 schwere Lastwagen müssten die Grenzübergänge täglich passieren. Es sei eine Herausforderung, eine Million Menschen mit Lebensmitteln, Medizin und Unterkünften zu versorgen - "mitten in den Bergen, mitten im Winter, mitten im Krieg".

Seit 2014 mehr als 20.000 Menschen auf Mittelmeer umgekommen

Nicht minder gefährlich ist die Situation für jene Migranten und Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen. Bei dem Versuch sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit 2014 vermutlich mehr als 20.000 Flüchtlinge und Migranten ums Leben gekommen. Ein Sprecher der Interantionalen Organisation für Migration (IOM), Paul Dillon, sagte am Freitag in Genf, der “Meilenstein” sei im Februar erreicht worden. Seit dem Untergang eines Schiffs vor der libyschen Küste am 9. Februar würden 91 Menschen vermisst; man müsse davon ausgehen, dass sie ertrunken seien. Ein weiteres Flüchtlingsboot sei am 14. Februar vor der algerischen Küste verschollen. Die Zahl der Toten seit 2014 sei eine Schätzung.

Laut IOM gibt es viele Fälle von “Geisterbooten” und “unsichtbaren Schiffswracks”, die oft von Nichtregierungsorganisationen gemeldet würden, die Notrufe von Migranten in Seenot aufnähmen. Auch Familien meldeten Angehörige als vermisst, die verschwunden seien. “Zwei Drittel der Todesfälle, die wir aufzeichnen, sind Menschen, die spurlos verschwunden sind”, erklärte der Direktor des Globalen Zentrums für Migrationsdaten der IOM, Frank Laczko. “Die Tatsache, dass wir diesen grauenvollen Meilenstein erreicht haben, bekräftigt den Standpunkt der IOM, dass es dringend einer erhöhten, umfassenden (Such- und Rettungs-) Kapazität im Mittelmeer bedarf”, sagte er.

RND/dpa

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