Boris Johnson lehnt Rücktrittsaufforderung von Ministern ab: Würde Land ins Chaos stürzen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/DFIAMOBQPVF53ACIDJJP7PZXNM.jpeg)
Der britische Premierminister Boris Johnson.
© Quelle: Dan Kitwood/PA Wire/dpa
London. Der britische Premierminister Boris Johnson hat Medienberichten zufolge die Aufforderung einer Reihe von Kabinettsmitgliedern zum Rücktritt zurückgewiesen. Wie der Sender Sky News sowie weitere britische Medien am Mittwochabend berichteten, hatte eine Delegation von Kabinettsmitgliedern Johnson im Regierungssitz 10 Downing Street besucht und dazu aufgefordert, sein Amt niederzulegen.
Darunter soll unter anderem der erst am Dienstag auf seinen Posten berufene Finanzminister Nadhim Zahawi gewesen sein. Sein Vorgänger Rishi Sunak hatte nur Stunden vorher das Amt aus Protest gegen Johnsons Führungsstil niedergelegt. Ebenfalls zu der Delegation soll Verkehrsminister Grant Shapps gehört haben.
Johnson begründet ausbleibenden Rücktritt
Gegen Johnson gestellt haben sollen sich auch die bislang ultra-loyale Innenministerin Priti Patel, Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng sowie Bau- und Wohnungsminister Michael Gove. Zudem legten seit Dienstag rund drei Dutzend konservative Abgeordnete ihre Regierungs- und Parteiämter nieder.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/LTWSNXQHKNBJHOHYHET4A2OM4M.jpeg)
Johnson unter Druck: Ein Premierminister am Abgrund
Immer mehr Minister und konservative Abgeordnete treten zurück und sprechen Boris Johnson ihr Misstrauen aus. Die Frage sei nicht mehr ob, sondern nur noch wann er als Premierminister ausscheidet, sind sich Experten einig. Doch Johnson will einfach nicht freiwillig gehen.
Johnson habe den Kabinettskollegen jedoch gesagt, dass er nicht gehen werde, berichtete Sky News am Abend unter Berufung auf Partei- und Regierungskreise. Andernfalls werde das Land ins Chaos gestürzt und die Konservativen bei der nächsten Parlamentswahl abgestraft, so Johnson den Berichten zufolge.
Ändern Torys nun ihre Parteiregeln?
Damit bleibt nur eine Änderung der Tory-Parteiregeln, um ein weiteres Misstrauensvotum gegen Johnson einzuleiten und den Premier zu stürzen. Erwartet wird, dass dies am kommenden Montag geschehen könnte
Britischer Premierminister Johnson zeigt keine Anzeichen für Rücktritt
Die Aufgabe eines jeden Premierministers, der ein starkes Mandat erhalten habe, sei weiterzumachen, sagte Boris Johnson am Mittwoch.
© Quelle: dpa
Der Tory-Parteichef hatte erst vor einem Monat eine Misstrauensabstimmung in seiner Fraktion knapp überstanden. Den bisherigen Regeln der Tory-Partei zufolge darf für die Dauer von zwölf Monaten nach der Abstimmung kein neuer Versuch unternommen werden. Seiner Sprecherin zufolge will er sich der Herausforderung stellen. Ein weiteres Misstrauensvotum dürfte Johnson angesichts der wachsenden Kritik innerhalb seiner Partei kaum überstehen.
Johnson feuert Weggefährten Michael Gove
Der zunehmend unter Druck stehende britische Premierminister Boris Johnson hat Berichten zufolge seinen alten Weggefährten Michael Gove aus dem Kabinett entlassen.
Gove galt als eines der größten Schwergewichte im britischen Kabinett. Er hatte an der Seite Johnsons bereits im Wahlkampf vor dem Brexit-Referendum 2016 für den EU-Austritt geworben. Das Verhältnis zwischen den beiden war jedoch stets auch von Konkurrenz geprägt.
Berichten zufolge hatte sich Gove zuletzt gegen Johnson gestellt und den skandalumwitterten Premier am Mittwochmorgen zum Rücktritt aufgerufen.
Gove hatte in den vergangenen Jahren verschiedene Posten in der Regierung inne. Zuletzt war der konservative Politiker als Minister für Bau- und Wohnung für Johnsons Plan zur Angleichung der Lebensverhältnisse in Großbritannien zuständig.
RND/dpa