Wer ist Berlins CDU-Spitzenkandidat?

Kai Wegner und seine CDU sind die Favoriten der Berliner Wahlwiederholung

Kai Wegner spricht bei einem Wahlkampf-Bürgertreffen im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt in Neukölln.

CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner spricht bei einem Wahlkampf-Bürgertreffen im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt in Neukölln.

Berlin. Die Berliner Wahlwiederholung kennt viele Verlierer; zuallererst die Berlinerinnen und Berliner selbst, die zum zweiten Mal in anderthalb Jahren zu den Wahlurnen gerufen werden. Ein Gewinner aber steht bereits vor der wiederholten Abgeordnetenhauswahl am Sonntag fest: Es ist die Berliner CDU und ihr Spitzenkandidat Kai Wegner. 2021 lag der 50-Jährige im Windschatten der Bundestagswahl abgeschlagen hinter SPD und Grünen auf dem dritten Platz. Jetzt liegt seine CDU in den Umfragen vorne – mal mit mehr, mal mit weniger Abstand zur SPD und ihrer Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey.

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Dennoch könnte Wegner am Ende zwar die Wahl gewonnen, aber den Senat verloren haben. „Wenn ich die Wahl habe, Regierende Bürgermeisterin zu werden oder Herrn Wegner zum Regierenden zu machen, nehme ich Möglichkeit eins. Das ist doch wohl klar“, sagte Giffey jetzt im „Bild“-Interview. Um eine Regierung anzuführen, brauche man stabile Mehrheiten aus verschiedenen Parteien. Das gelte auch für Wegner. Eine Fortsetzung des rot-grün-roten Senats ist daher wahrscheinlicher als eine schwarz-rote Koalition mit Wegner als Senatschef.

„Ich möchte, dass das Rote Rathaus rot bleibt“, sagte Giffey, aber auch: „Ich schließe nichts aus. Außer die AfD.“

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Wegner saß 16 Jahre im Bundestag

Wegner ist in Spandau, am West-Berliner Stadtrand geboren, und lebt dort bis heute. 16 Jahre saß er im Bundestag, 2021 wechselte er in die Landespolitik. Lange galt er als Hardliner. Von seinem innerparteilichen Konkurrenten Mario Czaja musste Wegner sich nach der Wahlniederlage 2021 vorwerfen lassen, er habe zu wenig eigenes Profil gezeigt: Nur gegen den linken Senat zu sein, reiche nicht. Zuvor hatte Czaja Wegner bereits einen „riskanten Rechtskurs“ vorgeworfen.

Dass die Berliner CDU nach den Ausschreitungen in der Neujahrsnacht die Vornamen der Tatverdächtigen abfragen wollte, um Rückschlüsse auf einen Migrationshintergrund zu ziehen, ist für die SPD ein gefundenes Fressen: „Wir teilen die Stadt nicht in gute und schlechte Vornamen“, sagte SPD-Fraktionschef Raed Saleh, und in Richtung Wegner: Berlin brauche „keine Spalter an der Spitze“.

Bei einem Wahlkampftermin mit CDU-Chef Friedrich Merz in Neukölln verteidigt Wegner die Vornamenabfrage der Silvestertatverdächtigen: „Wir müssen den Hintergrund kennen, um Straftäter richtig anzusprechen.“ Giffey und den Senat kritisierte er mit den Worten: „In Berlin werden Probleme nicht benannt, und deswegen werden sie immer schlimmer.“

Chialo: „Wir müssen alle mitnehmen“

Aber Wegner gibt nicht nur den gewohnten Hardliner. Er holte sich demonstrativ die Unterstützung des liberalen CDU-Landeschefs Daniel Günther aus Schleswig-Holstein und forderte am Folgetag den Parteiausschluss des Verschwörungserzählers Hans-Georg Maaßen. Sein Sidekick bei vielen Wahlkampfterminen ist der afrodeutsche Musikmanager Joe Chialo, der 2021 in Wegners ehemaligem Bundestagswahlkreis kandidierte und von Armin Laschet in dessen kurzlebiges „Zukunftsteam“ geholt wurde.

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Wiederholungswahl in Berlin: Franziska Giffey will ihr Amt verteidigen

Berlin muss wieder an die Wahlurne. Weil es bei der Abgeordnetenhauswahl 2021 zahlreiche Pannen gab, wurde die Abstimmung für Ungültig erklärt.

„Wir müssen alle mitnehmen“, sagt Chialo, den Wegner als Schatten-Kultursenator aufgebaut hat.

Es ist mehr als 20 Jahre her, dass die CDU in der Folge des Berliner Bankenskandals das Rote Rathaus verloren hat. Kai Wegner setzt jetzt auf den Überdruss am Berliner Schlendrian und glaubt, eine Wechselstimmung ausgemacht zu haben. Doch ob er regieren kann, hat er nicht in der Hand.

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