Oppositionelle in Belarus verschleppt? Von Kolesnikowa fehlt jede Spur

Medienberichten zufolge soll die belarussische Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa festgenommen, vielleicht sogar entführt worden sein.

Medienberichten zufolge soll die belarussische Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa festgenommen, vielleicht sogar entführt worden sein.

Minsk. Von einer der wichtigsten Anführerinnen der Opposition in Belarus (Weißrussland), Maria Kolesnikowa, fehlt jede Spur. Ihre Kollegen hätten keinen Kontakt zu ihr, teilte der Pressedienst des Koordinierungsrates der Demokratiebewegung am Montag in Minsk mit. Außerdem seien ihr Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow nicht mehr erreichbar.

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Das Internetportal tut.by berichtete nach Darstellung einer Augenzeugin, dass Unbekannte am Montagmorgen Kolesnikowa in einen Minibus gesteckt und entführt haben sollen. Auch der Koordinierungsrat geht von einer Entführung aus. “Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt”, teilte das Gremium für einen friedlichen Machtwechsel mit.

Koordinierungsrat fordert sofortige Freilassung Kolesnikowas

Die Behörden hätten noch keine Informationen herausgegeben. “Der Koordinierungsrat fordert die sofortige Freilassung”, hieß es. “Wir sehen, dass die Behörden in den vergangenen Tagen begonnen haben, Terrormethoden offen anzuwenden, statt einen Dialog mit der Gesellschaft aufzunehmen.”

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Die 38-Jährige ist eine der wichtigsten Oppositionellen, die sich gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko stellen. Einige Kollegen des Gremiums waren zuvor schon festgenommen, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden, unter anderem die Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowaskaja. Sie war nach der Wahl ins EU-Land Litauen geflüchtet.

Wieder Massenproteste gegen Lukaschenko in Belarus
06.09.2020, Belarus, Minsk: Unterst��tzer der belarussischen Opposition stehen auf dem Weg zum Platz der Unabh��ngigkeit Bereitschaftspolizisten gegen��ber, die eine Stra��e blockieren. Trotz eindringlicher Warnungen haben in Belarus Zehntausende Menschen landesweit gegen den autorit��ren Staatschef Lukaschenko protestiert. Die Proteste dauern bereits einen Monat an - seit der umstrittenen Pr��sidentenwahl vom 9. August. Foto: -/AP Photo/TUT.by/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Am Samstag sagte die Oppositionsführerin Tichanowskaja in einer Videobotschaft, die Belarussen werden nicht mehr in ihre frühere geistige Haltung zurückkehren.

Die Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja sprach nach dem Verschwinden Kolesnikowas von einem Versuch der Staatsführung, die Arbeit des Koordinierungsrates zu behindern. “Aber das wird uns nicht aufhalten”, schrieb sie im Nachrichtenkanal Telegram. Je mehr die Behörden die Menschen einschüchterten, desto mehr würden auf die Straße gehen.

Laut Beobachtern allein am Sonntag erneut 600 Festnahmen

Kolesnikowa arbeitet für den Ex-Bankenchef Viktor Babariko, der für das Präsidentenamt kandidieren wollte. Sie ist auch im Präsidium des Koordinierungsrates, der einen friedlichen Machtwechsel anstrebt. Kolesnikowa hatte viele Jahre in Stuttgart gelebt und von dort aus Kulturprojekte gemanagt. Kolesnikowa trat immer wieder bei Protestaktionen auf und wurde dabei von den Demonstranten bejubelt. Bei der Großdemonstration am Sonntag marschierte sie in Minsk mit.

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Bei den Massenprotesten am Wochenende in Belarus gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko sind nach Behördenangaben insgesamt mehr als 600 Menschen festgenommen worden. Rund 360 Demonstranten seien noch in Gewahrsam, teilte das Innenministerium in Minsk im Nachrichtenkanal Telegram am Montag mit. Das Menschenrechtszentrum Wesna hatte bereits am Sonntagabend von mehr als 200 Festnahmen gesprochen.

Beobachter: Proteste mit 100.000 Teilnehmern

Bei der Demonstration in der Hauptstadt nahmen Zehntausende Menschen teil. Beobachter sprachen auch von rund 100.000 Teilnehmern. Es sind die größten Proteste in der Geschichte des Landes, die seit rund einem Monat andauern. Die Behörden sprachen lediglich landesweit von rund 30.000 Demonstranten.

Wieder Massenproteste gegen Lukaschenko in Belarus
06.09.2020, Belarus, Minsk: Unterst��tzer der belarussischen Opposition stehen auf dem Weg zum Platz der Unabh��ngigkeit Bereitschaftspolizisten gegen��ber, die eine Stra��e blockieren. Trotz eindringlicher Warnungen haben in Belarus Zehntausende Menschen landesweit gegen den autorit��ren Staatschef Lukaschenko protestiert. Die Proteste dauern bereits einen Monat an - seit der umstrittenen Pr��sidentenwahl vom 9. August. Foto: -/AP Photo/TUT.by/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Am Samstag sagte die Oppositionsführerin Tichanowskaja in einer Videobotschaft, die Belarussen werden nicht mehr in ihre frühere geistige Haltung zurückkehren.

Die Sicherheitskräfte gingen am Sonntag Berichten zufolge brutaler als in der vergangenen Woche vor: Auf Videos war zu sehen, wie Uniformierte Menschen auf den Straßen verfolgten. Zudem sollen sie Tränengas eingesetzt haben.

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Hintergrund der Proteste ist die Präsidentenwahl vor mehr als drei Wochen. Lukaschenko hatte sich danach mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin. Die Abstimmung steht international als grob gefälscht in der Kritik.

RND/dpa/Reuters

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