Bartsch will mehr Ostdeutsche auf Führungsposten
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/KORYXM4SULDG5VHQTHVDK6C6TA.jpg)
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch pocht auf Veränderungen.
© Quelle: imago/photothek
Berlin. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, hat das Fehlen von Ostdeutschen auf Führungspositionen beklagt. „30 Jahre nach der Friedlichen Revolution ist das ein unhaltbarer Zustand, der die Mauer in den Köpfen neu entstehen lässt“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wenn in Bayern alle Universitäts- und Gerichtspräsidenten-Posten von Ossis besetzt würden, dann würde es dort Volksaufstände geben.“
Bartsch fügte hinzu, wenn die aktuellen Vorschläge von Union und SPD zur Verbesserung der Lage in Ostdeutschland „nicht nur Luftblasen sein sollen, dann mögen doch beide Parteien bei den Führungspositionen handeln, gerne auch gemeinsam mit der Linken“.
Die Sprecherin der Landesgruppe Ost der Grünen-Bundestagsfraktion, Claudia Müller, sagte: "Statt wie immer über Ostdeutsche zu reden, ist es längst überfällig, dass mehr Ostdeutsche in Entscheidungspositionen sind." Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte (CDU), hatte sich ebenfalls kritisch geäußert.
Vorherrschaft an Gerichten und Universitäten
Zuvor hatte eine RND-Recherche ergeben, dass die Präsidenten der 25 obersten Gerichte in Ostdeutschland ausschließlich Westdeutsche sind. Eine Studie des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ergab anschließend, dass an den rund 80 öffentlichen Universitäten in Deutschland ebenfalls allein Westdeutsche an der Spitze stehen, egal ob in Ost oder West.
Die Studie zeigt außerdem ein starkes regionales Gefälle: Jede dritte Führungskraft in den Uni-Präsidien und -Rektoraten hat demnach seine Wurzeln in Nordrhein-Westfalen, keine einzige stammt aus einem ostdeutschen Bundesland.
Anteil von Ostdeutschen in Führungspositionen weit unter ihrem Bevölkerungsanteil
Untersuchungen zufolge schwankt der Anteil der Ostdeutschen in Führungspositionen derzeit zwischen 1,7 und sechs bis acht Prozent. In jedem Fall liegt er weit unter dem Anteil der Ostdeutschen an der Gesamtbevölkerung, der etwa 17 Prozent beträgt. Wissenschaftler von Hochschulen in Berlin, Leipzig und Zittau/Görlitz haben soeben begonnen, das Problem eingehender zu erforschen. Das Projekt wird von der Bundesregierung unterstützt.
Lesen Sie auch unseren Kommentar: Die West-Dominanz in den Eliten schadet der Demokratie
Von Markus Decker/RND