Forscher warnt wegen Corona-Krise: Es drohen Folgen für den ganzen Lebenslauf

Wie geht es weiter auf dem Lehrstellenmarkt?

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Berlin. Herr Fitzenberger, wie stark erschüttert die Corona-Krise den Ausbildungsmarkt?

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Es gibt keinen einfachen Schwarz-Weiß-Befund, wenn wir auf die momentane Lage auf dem Ausbildungsmarkt in der Corona-Krise blicken. Die große Katastrophe ist trotz der Wirtschaftskrise bisher ausgeblieben. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen ist deutlich zurückgegangen. Wir haben aber auch weniger Bewerber als sonst.

Wie kommt das?

Das ist einerseits bereits eine Folge des demografischen Wandels. Hinzu kommt: In der Corona-Krise konnten Berufsberater nicht wie gewohnt in die Schulen kommen. Es gibt jedes Jahr junge Menschen, die unsicher sind, was sie machen sollen. Von denen haben sich jetzt viele entschieden, lieber noch ein Jahr an der Schule zu bleiben.

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Ein Jahr mehr Schulbildung muss ja nicht verkehrt sein.

Die Gefahr ist, dass wir es im kommenden Jahr mit einer Krise auf dem Ausbildungsmarkt zu tun bekommen. Dann werden diejenigen, die in diesem Jahr ihre Ausbildungspläne zurückgestellt haben, zusätzlich zu anderen Bewerbern auf den Markt drängen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen im nächsten Jahr noch einmal verknappt wird.

Deutschland investiert gerade Milliarden, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Wieso sollten die Probleme da im nächsten Jahr größer sein als in diesem?

Als die Corona-Krise unsere Wirtschaft im Frühjahr erreicht hat, waren ja schon viele Ausbildungsverträge abgeschlossen: nämlich mit den jungen Menschen, die genau wissen, was sie wollen. Die Ausbildungsbetriebe fühlen sich zum Glück an diese Verpflichtungen gebunden. Im nächsten Jahr werden Unternehmen aber neu darüber nachdenken, ob und wie viele Ausbildungsverträge sie abschließen können.

Der große Absturz kommt also noch?

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Uns droht im ungünstigsten Fall tatsächlich eine Generation Corona, in der viele nur mit erheblichen Verzögerungen in die Ausbildung kommen. Die Zahl derer, die ohne abgeschlossene Berufsausbildung bleibt, könnte dann in diesen Jahrgängen größer ausfallen als in anderen – mit Folgen für den ganzen Lebenslauf.

Was muss die Politik tun, um das zu verhindern?

Die Bundesregierung hat viele sinnvolle Maßnahmen angestoßen. Die Ausbildungsprämie als Anreiz für die Unternehmen ist richtig. Es wäre jedoch noch besser gewesen, für jeden Auszubildenden in der Krise eine Prämie zu zahlen. Die Regel, sie nur an diejenigen zu zahlen, die mindestens so viel ausbilden wie vorher, klingt zwar schlüssig. Aber die Unternehmen können so nur eingeschränkt planen: Sie wissen ja nicht, ob nicht eventuell noch ein Lehrling abspringt, der einen Vertrag unterschrieben hat.

Es wäre klug, der Staat würde den Unternehmen eine Übernahmeprämie bezahlen, wenn sie in der Krise einen Auszubildenden, der seine Lehre abgeschlossen hat, auch einstellen.

Bernd Fitzenberger

Direktor des IAB

Welche Maßnahme fehlt Ihnen noch?

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Es wäre klug, der Staat würde den Unternehmen eine Übernahmeprämie bezahlen, wenn sie in der Krise einen Auszubildenden, der seine Lehre abgeschlossen hat, auch einstellen. Das würde zusätzliche Kosten für den Steuerzahler verursachen – keine Frage. Aber dieses Geld wäre wirklich gut angelegt, wenn wir das Entstehen einer Generation Corona vermeiden wollen.

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