Energiekrise: Frankreich will alle Atomreaktoren bis zum Winter wieder hochfahren
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Blick auf das Atomkraftwerk Fessenheim in Ostfrankreich. Das Werk wurde 2020 vom Netz genommen. Grund für den gestiegenen französischen Strombedarf ist, dass mehr als die Hälfte der 56 französischen Atomkraftwerke derzeit außer Betrieb ist.
© Quelle: Jean-Francois Badias/AP/dpa
Frankreich will bis zum Winter alle Atomreaktoren wieder hochfahren und so die Energiekrise bewältigen. Energiewende-Ministerin Agnès Pannier-Runacher sagte nach einer Sondersitzung der Regierung am Freitag, es werde alles unternommen, um restriktive Maßnahmen in der kalten Jahreszeit zu vermeiden. Frankreich bezieht etwa 67 Prozent seines Stroms aus Atomkraft - mehr als jedes andere Land - und etwa sieben Prozent aus Erdgas.
Derzeit sind 32 der 56 französischen Kernreaktoren, die alle vom Energiekonzern EDF betrieben werden, für Wartungsarbeiten und in einigen Fällen für die Behebung von Korrosionsproblemen abgeschaltet. Der Zeitplan sehe vor, ab Oktober jede Woche ein weiteres Atomkraftwerk wieder in Betrieb zu nehmen, sagte die Ministerin. Die Regierung werde die Lage der Kraftwerke, die Korrosionsprobleme meldeten, genau beobachten. Die EDF müsse bestätigten, dass sie wie geplant vorankomme, sagte Pannier-Runacher.
Die Gasreserven des Landes sind ihren Angaben zufolge bereits zu 92 Prozent gefüllt. Außerdem werde der Strom- und Gashandel mit den Nachbarländern Deutschland und Spanien in diesem Winter gestärkt, sagte sie.
Frankreich hatte im Juni einen Plan zum Energiesparen vorgestellt, der bis 2024 eine Reduzierung des Energieverbrauchs um zehn Prozent vorsieht. Dies geschah vor dem Hintergrund der Befürchtung, dass Russland seine Gaslieferungen unterbrechen könnte und die Einfuhren von Flüssiggas nicht ausreichen würden, um den Energiebedarf in Europa zu decken.
Von der Leyen: Europas Gasspeicher zu 80 Prozent gefüllt
Die Gasspeicher in Europa sind nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit einem Stand von 80 Prozent rascher gefüllt als geplant.
© Quelle: Reuters
Der staatliche russische Energiekonzern Gazprom stoppte in dieser Woche den Durchfluss von Erdgas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 und begründete dies mit geplanten Wartungsarbeiten. Anders als bisher angekündigt, wird der Konzern am Samstag den Gastransport vorerst nicht wieder aufnehmen. Es müssten dringend weitere Instandhaltungsarbeiten vorgenommen werden, teilte Gazprom am Freitag mit. Man habe Fehlfunktionen an der letzten funktionierenden Turbine festgestellt. An ihr gebe es jetzt ebenso ein Ölleck, wie an drei anderen. Gazprom sei von der russischen Industriesicherheitsagentur gewarnt worden, wegen der Lecks sei ein sicherer Betreib der Turbine nicht möglich.
Gazprom hatte den Gasfluss durch Nord Stream 1 bereits im Juni gedrosselt. Damals begründete der Staatskonzern dies damit, dass eine in Kanada reparierte Turbine nicht rechtzeitig zurückgebracht worden sei. Mittlerweile ist die Turbine zurück und Deutschland hat erklärt, ihrem erneuten Einsatz stehe nichts entgegen, falls Russland sie haben wolle.
In den vergangenen Wochen flossen noch 20 Prozent der möglichen Gasmenge durch Nord Stream 1. Am Mittwoch wurde der Durchfluss dann für Arbeiten an der letzten funktionierenden Turbine in der Kompressorstation Portowaja vollständig gestoppt. Nach Angaben von Gazprom sollte dies drei Tage dauern.
RND/AP