Nach Brand in Moria: 101 Flüchtlinge in Hannover erwartet

Die griechische Regierung bringt Flüchtlinge wieder von den Inseln auf das Festland. Einige von ihnen dürfen weiterreisen in andere EU-Länder.

Die griechische Regierung bringt Flüchtlinge wieder von den Inseln auf das Festland. Einige von ihnen dürfen weiterreisen in andere EU-Länder.

Berlin. Am Freitag sollen 101 Flüchtlinge aus Athen nach Deutschland geflogen werden. Die 26 Familien stellen die erste Gruppe des insgesamt 1553 Personen umfassenden Kontingents, auf dessen Aufnahme sich die große Koalition nach dem Großbrand im griechischen Flüchtlingslager Moria im September geeinigt hatte. Das erfuhr das RedaktionsNetzwerk Deutschland am Donnerstag aus dem Bundesinnenministerium.

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Bei den Männern, Frauen und Kindern handelt es sich um anerkannte schutzbedürftige Flüchtlinge, die auf den ostägäischen Inseln einen Asylantrag gestellt hatten und nach dessen Bewilligung aufs griechische Festland gebracht worden waren. Die Gruppe soll am Freitag auf dem Flughafen in Hannover-Langenhagen landen.

Dem Vernehmen nach sollten die Menschen schon früher nach Deutschland geflogen werden. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage verzögerte sich der Flug um einige Tage.

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Deutschland gewährte 804 Schutzbedürftigen aus Griechenland Asyl

Deutschland will 1553 Flüchtlinge von fünf griechischen Inseln aufnehmen. Darauf hatten sich Union und SPD Mitte September verständigt. Es handelt sich dabei um insgesamt 408 Familien mit Kindern, die in Griechenland bereits als schutzbedürftig anerkannt wurden.

Überdies hatte sich Deutschland im September bereiterklärt, von insgesamt 400 unbegleiteten Minderjährigen bis zu 150 Jugendliche aufzunehmen. Im März hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer zudem beschlossen, im Rahmen einer europäischen Hilfsaktion 243 kranke Kinder mit ihren Familien aus Griechenland aufzunehmen. Insgesamt wurden in diesem Jahr 804 schutzbedürftige Personen, darunter 104 unbegleitete Minderjährige und 163 kranke Kinder, per Flugzeug von Griechenland nach Deutschland gebracht.

Schlechtes Wetter verschärft Lage in griechischen Flüchtlingscamps

Derweil folgt auf Lesbos auf das Feuer die Flut. Das im Eiltempo errichtete provisorische Zeltlager für Migranten und Flüchtlinge steht zum Teil unter Wasser. Nach starken Regenfällen sind Zelte und Container in dem Lager von Schlamm und Wasser geflutet. Aufnahmen von Geflüchteten und Reportern vor Ort zeigen Bewohner, die knöchelhoch im Wasser stehen.

Seit gut einer Woche setzt der Regen den rund 8000 im Lager Untergebrachten zu, fast die Hälfte davon sind Kinder. Griechische Behörden und das vor Ort präsente UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR versicherten, das Lager winterfest machen zu wollen. Bisher aber sind die Unterkünfte sowie die Infrastruktur des Lagers nicht imstande, die Not der Menschen in der kälter werdenden Jahreszeit zu lindern. Die rechtskonservative griechische Regierung bezeichnet das Zeltlager am Meer als provisorische Stätte nach dem Großbrand im wenige Kilometer entfernten Lager Moria vor gut einem Monat. Konkrete Pläne zum Bau einer dauerhaften Unterkunft liegen jedoch noch nicht vor.

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Flüchtlinge sind Corona schutzlos ausgeliefert

Was sich derzeit auf der griechischen Insel Lesbos abspielt, sei eine Katastrophe mit Ansage, sagt die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis (SPD). Hilfsorganisationen hätten bereits bei der Errichtung des Ersatzlagers im Ort Kara Tepe davor gewarnt, dass Lager und Ausstattung völlig unzureichend für die erwarteten Stürme und Regenfälle sein werden. „Ich persönlich kann die Formulierung einer ‚gemeinsamen europäischen Lösung‘ nicht mehr hören, denn das dient nur dazu, Zeit zu kaufen“, so die SPD-Politikerin, die sich kürzlich vor Ort einen persönlichen Eindruck verschaffte.

Die Menschen vor Ort hätten keine Zeit mehr, „sie leben im Elend“. Zugang zu Sanitäranlagen und die Hygienebedingungen im Lager seien schlecht. „Wenn dort eine Corona-Welle anrollt, werden die Menschen keinerlei Möglichkeit haben, sich zu schützen“, warnte Mattheis. Sie fordert von der Bundesregierung und den anderen europäischen Regierungen, die Menschen von Lesbos zu evakuieren. „Sie leben dort in einem menschenunwürdigen Zustand, und die reichen europäischen Länder schauen zu.“

BAMF-Mitarbeiter auf griechischen Inseln

Trotz der bereits mehrere Tage andauernden Überschwemmung von Teilen des neuen Lagers liegt der Bundesregierung und dem Technischen Hilfswerk (THW) kein Hilfsersuchen seitens der griechischen Regierung vor. Eine Entsendung von technischer Hilfe sei daher nicht geplant, heißt es beim THW. Infolge des Großbrands im ehemaligen Flüchtlingslager Moria war das THW 30 Tage lang auf Lesbos im Einsatz.

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Derweil hat die Bundesregierung die Entsendung von BAMF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Unterstützung bei der Bearbeitung von Asylanträgen vor Ort wiederaufgenommen. „Aktuell befinden sich zwei BAMF-Mitarbeiter im EASO-Einsatz auf den griechischen Inseln“, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums dem RND mit. Ende vergangenen Jahres wurde die Entsendung ausländischer Asylbeamter auf Betreiben der griechischen Regierung eingestellt, obwohl Griechenland zwischenzeitlich bei der Bearbeitung der Asylanträge überfordert war.

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