Laschets Last-Minute-Panne: Spott über „offenen“ Wahlzettel
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Armin Laschet gibt bei der Wahl einen falsch gefalteten Stimmzettel ab: Seine Kreuze sind deutlich sichtbar.
© Quelle: Getty Images
Aachen. Stellen wir uns kurz vor, der CDU fehlte am Ende dieses Wahltags eine Stimme für eine Mehrheit. Eine einzige Zweitstimme. Das ist höchst unwahrscheinlich, es ist nur ein Hirngespinst. Aber was wäre das für eine dramatische Schicksalserzählung, wenn es ausgerechnet Armin Laschet selbst wäre, der die Wahl seiner selbst verhindert hätte, weil seine eigene Stimme ungültig war?
Dem bis zum Wahltag fahrig wirkenden – im Sport würde man sagen: „glücklosen“ – Kanzlerkandidaten unterlief bei der Stimmabgabe in seinem Wahlkreis ein dicker Fauxpas: Er faltete den Wahlzettel falsch herum – mit der Schriftseite nach außen. In Bild und Film ist nun deutlich sichtbar, wem seine Parteipräferenz gehört. Das Ergebnis wird niemanden ernsthaft überraschen, aber der Bundeswahlleiter ist an dieser Stelle eindeutig: „Niemand soll nachvollziehen können, welche Person für welche Wahlvorschläge gestimmt hat“, heißt es auf seiner Webseite. Streng genommen hätte der Wahlvorstand Laschet laut Paragraph 56 der Bundeswahlordnung zurückweisen müssen. Derzeit wird geprüft, ob man Gnade vor Recht ergehen lassen kann oder streng sein muss. Als Konsequenz hätte er ohnehin einen neuen Stimmzettel erhalten und korrekt falten müssen.
Fauxpas bei Wahl: Armin Laschet gibt Stimme falsch ab
Die Kreuze von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet waren klar und deutlich zu sehen. Nun wird darüber geredet, ob die Stimme des CDU-Chefs noch gültig ist.
© Quelle: Reuters
Stimmzettelpanne einer von vielen Laschet-Fauxpas
Der putzige kleine Fehler reiht sich ein in eine lange Kette unglücklicher Auftritte des CDU-Kanzlerkandidaten – vom arglosen Gekicher im Flutgebiet bis zum mürrischen Kinderreporterinterview und zu dem erbarmungswürdigen Wähler, der im Regen steht, während Laschet selbst ein Regenschirm übers Haupt gehaltern wird, von seinem Gestotter beim Aufzählen dreier wichtiger Regierungsvorhaben bis zur Klimapolitik nach Tageslage („Entschuldigung... , weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik“). Nun also die Wahlzettelpanne. Er beweist damit immerhin eine Tugend, die Politikern gern abgesprochen wird: Konsequenz.
Im Netz ergießen sich erwartungsgemäß Kübel von Hohn und Spott über den CDU-Spitzenmann. Twitter-Brainmodel Marie von den Benken attestierte dem Mann immerhin eine gewisse Konstanz:
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Die SPD-Bundestagskandidatin Derya Türk-Nachbaur riet zu einem Origami-Kurs in Aachen:
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Ihre Parteikollegin, die EU-Politikerin Katharina Barley, ging härter mit Laschet ins Gericht. „Dem ist echt nichts zu peinlich“, kommentiert die 52-Jährige. „Welch eine traurige Gestalt.“
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Es ist nicht die erste derartige Panne bei einer Bundestagswahl: Schon 2005 wurde CSU-Mann Edmund Stoiber dabei fotografiert, wie er in seiner Heimat Wolfratshausen einen nur teilweise gefalteten Stimmzettel in den Händen hielt. In einem Standbild konnte man erkennen, wen er gewählt hatte. Entsprechende Einsprüche gegen die Gültigkeit der Wahl wurden aber zurückgewiesen. So heißt es in der Bundestagsdrucksache 16/3600: „Der festgestellte Wahlfehler ist nicht mandatsrelevant. Hier ist offensichtlich, dass die Zurückweisung des einen Stimmzettels nicht zu einer Mandatsverschiebung geführt hätte, zumal der betreffende Wähler vermutlich nicht anders gewählt hätte, wenn er – nach einer erfolgten Zurückweisung – noch einmal gewählt hätte (§ 56 Abs. 8 BWO).“
Auch Noch-Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, eine kleine Spitze in Richtung Laschet abzufeuern. „So macht man das“, twitterte er zu einem Foto von sich selbst bei der (offenbar korrekten) Stimmabgabe:
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Hannah Herbst, Redaktionsleiterin bei Jan Böhmermanns Show „ZDF Magazin Royale“, erinnerte Laschets Panne an die Lage in ihrem Heimatland Österreich:
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Ohne Zweifel ist Laschets Fehler verzeihbar – auch wenn sich das Foto seiner Parteipräferenz zuerst in der ihm gewogenen „Bild“-Zeitung wiederfand. Ob damit ein Verstoß gegen das Wahlgeheimnis vorliegt, ist noch offen. Sicher ist, dass das Bild vom Wahltag auf die wochenlange Pro-Laschet-Anti-Links-Kampagne des Springer-Konzerns einzahlt, denn Kritik an der Panne ist dort nicht zu lesen. Stattdessen wirkt die Aufmachung des Vorgangs wie eine Last-Minute-Empfehlung. Fehler passieren. Dieser Fehler jedoch passt ins Bild eines Kandidaten, der im Wahlkampf 2021 von einer Mischung aus Pech und Unvermögen gebeutelt war. Ob die Pannenserie jedoch seinen Weg ins Kanzleramt verbaut hat, ist noch offen.
Fauxpas bei Wahl: Armin Laschet gibt Stimme falsch ab
Die Kreuze von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet waren klar und deutlich zu sehen. Nun wird darüber geredet, ob die Stimme des CDU-Chefs noch gültig ist.
© Quelle: Reuters
Bundeswahlleiter nach Laschet-Panne: keine Wählerbeeinflussung
Der Bundeswahlleiter twitterte bereits, dass es sich bei dem Vorgang um keinen eklatanten Verstoß handelte: „Ein bundesweit bekannter Politiker hat wie erwartet seine eigene Partei gewählt. Eine Wählerbeeinflussung kann darin nicht gesehen werden.“
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In der A-Note also dürfte es keine Konsequenzen geben. Laschets B-Note freilich hat weiter gelitten.