Anschlag in Wien: Täter mit Pass aus Österreich und Nordmazedonien
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In der Wiener Innenstadt gab es am Montagabend einen Terroranschlag. An mehreren Tatorten wurden Passanten getötet und verletzt.
© Quelle: imago images/photonews.at
Wien. Der Attentäter, der nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt von der Polizei erschossen worden ist, war 20 Jahre alt, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen Mitgliedschaft in einer terroristischer Vereinigung, dem Islamischen Staat (IS) vorbestraft. Das teilte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der Nachrichtenagentur APA am Dienstag mit.
Der Attentäter besaß nach Angaben von Nehammer neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. „Er war mit einer Sprengstoffgürtel-Attrappe und einer automatischen Langwaffe, einer Faustfeuerwaffe und einer Machete ausgestattet, um diesen widerwärtigen Anschlag auf unschuldige Bürgerinnen und Bürger zu verüben“, erklärte der Innenminister.
Razzien im Umfeld des Täters
Wie Nehammer weiter erklärte, habe es umfangreiche Razzien im Umfeld des Täters gegeben. Dabei seien mehrere Personen festgenommen worden.
Der Attentäter von Wien wollte zudem Nehammers Angaben zufolge in der Vergangenheit nach Syrien ausreisen, um sich dort der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschließen. Er sei daran gehindert worden und stattdessen am 25. April 2019 wegen Mitgliederschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt worde. Der Mann sei am 5. Dezember “vorzeitig bedingt entlassen” worden. Demnach galt er als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes.
Österreich wendet sich an Nordmazedonien
Österreich wandte sich zudem an die Behörden in Nordmazedonien, von wo der Attentäter stammte. Dies teilte das nordmazedonische Innenministerium am Dienstag in der Hauptstadt Skopje mit. Die österreichische Polizei habe über den Polizeiverbund Europol um Zusammenarbeit und relevante Informationen über den Attentäter ersucht, berichtete der Fernsehsender A1 unter Berufung auf die Mitteilung.
Namen und Herkunft nach gehörte der Attentäter der albanischen Minderheit in Nordmazedonien an. Wie lokale Medien am Dienstag berichteten, stammte er aus dem Dorf Celopek (albanisch: Cellopek) nahe der Stadt Tetovo. Das Gebiet ist nahezu ausschließlich von ethnischen Albanern bewohnt. Diese Minderheit bildet etwa 25 Prozent der Bevölkerung des kleinen Balkanlandes und bekennt sich größtenteils zum Islam. Die Mehrheitsbevölkerung besteht aus orthodoxen slawischen Mazedoniern.
Der Islam auf dem Balkan gilt traditionell als moderat. Muslimische Bevölkerungen gibt es auch in Albanien, im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina - dort bilden sie die Mehrheit - sowie in Serbien und in Montenegro. Diese Länder sind auch klassische Auswanderungsländer, so dass sich in Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz unter den Zuwanderern vom Balkan auch viele Muslime befinden.
Während und nach dem Bosnien-Krieg (1992-1995) setzte unter Muslimen auf dem Balkan eine begrenzte Radikalisierung ein. So schlossen sich mehrere Hundert vornehmlich junge Muslime vom Balkan um 2014 der Terrormiliz IS an, als diese vorübergehende militärische Erfolge in Syrien und im Irak verzeichnete. Die Regierungen der Balkanländer stellten die Mitgliedschaft im IS unter Strafe. Zahlreiche IS-Rückkehrer wurden vor Gericht gestellt und verurteilt.
Dreitägige Staatstrauer in Österreich
Österreich ehrt die Opfer des Terrorakts vom Montagabend mit einer dreitägigen Staatstrauer. Das beschloss der Sonder-Ministerrat am Dienstag in Wien. „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, den Verletzten und den Angehörigen in diesen besonders schweren Stunden für die Republik Österreich“, sagte Kanzler Sebastian Kurz vor dem Kabinett.
Die Staatstrauer gilt bis einschließlich Donnerstag. Die Ereignisse hätten das Land schwer erschüttert und betroffen gemacht. Es handele sich bei der Attacke um eine „abscheuliche Tat“ und „einen Anschlag auf die Freiheit und Demokratie der Republik Österreich“, so der Regierungschef.
Am Dienstag, dem ersten Tag der Staatstrauer, sollte um 12 Uhr eine „Minute des stillen Gedenkens“ eingehalten werden. Die Schulen sollen zu Beginn des Unterrichts am Mittwoch eine Gedenkminute einhalten.
Bei der Terrorattacke waren mindestens vier Passanten getötet worden. 17 Menschen sind in teils lebensbedrohlichem Zustand in den Kliniken, wie eine Sprecherin des Klinikverbandes am Morgen der Nachrichtenagentur APA sagte. Ob es einen oder mehrere Komplizen gibt, ist noch unklar.
RND/dpa