„Anne Will“: Am Ende läuft Kramp-Karrenbauer zur Höchstform auf

Annegret Kramp-Karrenbauer in der TV-Sendung „Anne Will“ zum Thema „CDU mit neuer Chefin – reicht das für einen Neustart?“ teil.

Annegret Kramp-Karrenbauer in der TV-Sendung „Anne Will“ zum Thema „CDU mit neuer Chefin – reicht das für einen Neustart?“ teil.

Berlin. Schafft es die große Volkspartei CDU noch einmal, sich zu verjüngen nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Parteivorsitzenden? Um diese Frage zu klären, hatte sich Anne Will am Sonntagabend drei Politiker und zwei Journalisten in ihre Sendung eingeladen. Doch am Ende der einstündigen Sendung sind die Zuschauer nur unwesentlich schlauer. Langweilig wurde es dennoch nicht.

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Gleich zu Beginn steigt Will mit einer durchaus provokanten Frage an den früheren SPD-Chef Martin Schulz ein. Die Moderatorin will wissen, ob es für einen erfolgreichen Parteivorsitz denn nun besser sei, mit 51,7 Prozent der Stimmen gewählt zu werden wie Annegret Kramp-Karrenbauer oder mit 100 Prozent, so wie er selbst damals.

Doch Schulz lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und lobt die Emotionen, die er nach der erfolgreichen Wahl Kramp-Karrenbauers hatte beobachten können. „Ich kenne das“, sagt er mitfühlend – und wünscht der neuen Vorsitzenden der CDU die Loyalität derer, die ihren Weg bis jetzt nicht mitgegangen seien.

Wolfgang Kubicki traut sich alles zu

Kramp-Karrenbauer selbst hat offenbar schon einen genauen Plan dafür, wie es weiter gehen soll, zumindest in Hinblick auf ihre ehemaligen Konkurrenten. Mit Jens Spahn will sie eng zusammenarbeiten, mit Friedrich Merz hingegen müsse sie erstmal reden. „Er muss selbst sagen, wie er sich einbringen will in die Partei“, so die Merkel-Nachfolgerin an der Spitze der CDU.

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Dass ihr eigener Nachfolger auf den Posten des Generalsekretärs, Junge-Union-Chef Paul Ziemiak, nur mit mageren 63 Prozent ins Amt gewählt wurde und sie bei ihrer Kandidatur nicht unterstützt hatte, sieht sie nicht als Problem. Für diese Aussage kennt der Journalist Gabor Steingart, ebenfalls Gast in der Sendung, wiederum nur eine Diagnose: Schizophrenie. Offensichtlich wisse die CDU nicht, wo sie hin wolle, wenn sie sich zwischen Moderne, in Gestalt von Kramp-Karrenbauer, und Konservatismus, in Gestalt von Ziemiak, nicht entscheiden könne.

Die zweite Journalistin der Runde, Christiane Hoffmann vom „Spiegel“, hingegen meint: Ein bisschen Schizophrenie schadet nie. „Eine Volkspartei muss zu einem gewissen Grad schizophren sein, weil sie breit genug sein muss, um Verschiedenes zu integrieren.“ Als die Journalistin sagt, die Rede von Friedrich Merz auf dem Bundesparteitag sei nicht nur deswegen schlecht gewesen, weil sie zu leise übertragen wurde, kann Kramp-Karrenbauer sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Auch Wolfgang Kubicki (FDP) lobt die rhetorisch geschliffene Rede der Saarländerin, so etwas hätte er ihr gar nicht zugetraut. Sich selbst hingegen traut er „alles zu“.

Zu viele Themen, zu wenig Fokus

Hatte die sechsköpfige Runde bis zu diesem Zeitpunkt recht konsequent über die Zukunft CDU diskutiert, so begann sie von hier an einen recht lustlosen Streifzug durch die wichtigsten Themen vergangener Anne Will Sendungen. Was ist mit Paragraf 219a? Kramp-Karrenbauer lässt sich trotz wiederholter Nachfragen der Gastgeberin nicht genau auf eine Position festnageln.

Hat die große Koalition die Probleme, die sie zu lösen versucht, selbst geschaffen? Martin Schulz lenkt das Gespräch auf Europapolitik. Bleibt Merkel Kanzlerin bis 2021? Antwort von Kubicki: „Keine Ahnung, die Frau ist ja voller Überraschungen.“ Ist die Zeit der alten, weißen Männer vorbei? Und will Kramp-Karrenbauer eigentlich Kanzlerin werden? „Das entscheiden ja zum Glück die Wählerinnen und Wähler“, sagt sie recht merkelhaft. Dem Zuschauer droht an dieser Stelle endgültig der Verlust des roten Fadens, und auch Martin Schulz scheint es zu viel zu werden, er verlässt die Runde für einen Moment.

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Einen kleinen Höhepunkt hielt der TV-Sonntag dann aber doch noch bereit: Journalist Steingart hält Kramp-Karrenbauer vor, dass ihre Heimat, das Saarland, finanziell so schlecht dastehen würde wie sonst nur ostdeutsche Bundesländer. Die könnten aber wenigstens eine Entschuldigung vorweisen, hatte ihnen doch ein Politiker aus dem Saarland namens Honecker jahrelang die Planwirtschaft aufgedrückt. Das kann die neue CDU-Vorsitzende so nicht auf sich sitzen lassen und läuft zur Höchstform auf. Sie fährt dem Publizisten mit einem mehrminütigen Plädoyer für ihre Heimat solange über den Mund, bis der nicht mehr viel zu sagen weiß.

Von Pia Siemer/RND

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