Wahlkampf der Entschuldigungen: Die grün-christliche Pannenshow

Unions­kanzler­kandidat Armin Laschet wird auf einem Fernsehschirm gezeigt, während die Mitbewerberin der Grünen, Annalena Baerbock, in einem Fernsehstudio bei einer Diskussionsrunde sitzt. Beide mussten sich in den vergangenen Wochen mehrmals öffentlich entschuldigen.

Unions­kanzler­kandidat Armin Laschet wird auf einem Fernsehschirm gezeigt, während die Mitbewerberin der Grünen, Annalena Baerbock, in einem Fernsehstudio bei einer Diskussionsrunde sitzt. Beide mussten sich in den vergangenen Wochen mehrmals öffentlich entschuldigen.

Berlin. Es gibt eine ganze Menge Stolperfallen in der Politik. Reden zum Beispiel. Auch gucken kann heikel sein beziehungsweise lachen. Und erst recht schreiben. Zuletzt häuften sich jedenfalls die Schrammen bei Politikerinnen und Politikern durch Interviews, Scherzen im falschen Moment und Bücher.

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Gleich in allen drei Kategorien wird nun Unions­kanzlerkandidat Armin Laschet gelistet, nachdem er am Freitag ein Versäumnis in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ von 2009 im Quellennachweis eingeräumt und sich dafür ausdrücklich entschuldigt hat.

Kanzlerkandidat Laschet räumt Fehler in eigenem Buch ein
30.07.2021, Nordrhein-Westfalen, D��sseldorf: Das Buch von Armin Laschet ��Die Aufsteiger Republik-Zuwanderung eine Chance�� steht in einem Regal. (zu dpa ��Unions-Kanzlerkandidat Laschet r��umt Fehler in eigenem Buch ein��) Foto: Roberto Pfeil/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Armin Laschet (CDU) hat Fehler in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ aus dem Jahr 2009 eingeräumt und sich dafür entschuldigt.

Entschuldigungen haben in diesem Wahlkampf Konjunktur

Zuvor hatte er sich für sein Lachen im Hochwasser­katastrophen­gebiet entschuldigt. Und davor hatte er mit CSU-Chef Markus Söder Ärger bekommen, weil er im ARD-Interview gesagt hatte, im Wahlprogramm von CDU und CSU stehe keine einzige Steuer­entlastung. Dabei stehen dort eine ganze Menge Steuer­entlastungen, nur in der Einleitung wird darauf verwiesen, dass das unter Vorbehalt des Wirtschaftswachstums stehe.

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Entschuldigungen haben in diesem Bundestags­wahlkampf Konjunktur. Grünen-Kanzler­kandidatin Annalena Baerbock entschuldigte sich für ihren irreführenden Lebenslauf, die Ungereimtheiten in ihrem erst vor wenigen Monaten erschienenen Buch „Jetzt“ und zuletzt für ihre Ausformulierung des N-Worts in einem Interview.

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Es rumpelt gewaltig im Wahlkampf der Grünen und der Union. Mit ihren Inhalten dringen sie oft schlechter durch, was auch daran liegen mag, dass menschliche Verfehlungen eher für Aufmerksamkeit sorgen als die dauerhaft schwere Kost des Klimawandels, der Corona-Pandemie und der Steuerpolitik.

Noch acht Wochen bis zur Bundestagswahl

Entschuldigungsfrei ist bisher SPD-Kanzlerkandidat – und Buchautor („Hoffnungsland“, 2017) – Olaf Scholz durchgekommen. Er sammelt weiter Pluspunkte in Umfragen, wer ins Kanzleramt einziehen soll. Mehrere Erhebungen sehen ihn vor Laschet und Baerbock. Aber seine SPD erscheint wie einbetoniert bei um die 15 Prozent.

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Acht Wochen sind es noch bis zur Bundestagswahl. Das bedeutet noch acht Wochen Gefahr des Scheiterns – für alle Politikerinnen und Politiker. Im ZDF-„Politbarometer“ kommt die Union auf 28, die Grünen kommen auf 21 Prozent, die SPD legt leicht auf 16 Prozent zu, die AfD liegt bei 11, die FDP bei 10 Prozent und die Linke bei 7 Prozent.

Laschet: Achtung des Urheberrechts eine Frage des Respekts

In Laschets Buch von 2009 – damals war er Integrations­minister in Nordrhein-Westfalen – geht es um eine kleine Passage, die er von einem weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannten Autor übernommen hat. Die Achtung des Urheberrechts sei eine Frage des Respekts, sagte der heutige Minister­präsident am Freitag der Deutschen Presse-Agentur und kündigte eine unverzügliche Prüfung des Buches an.

Schon nach der Veröffentlichung des Buches vor zwölf Jahren hatte es Berichte gegeben, Ministeriums­mitarbeiter hätten mitgeholfen. Am Freitag wies Laschet darauf hin, dass das aus Literaturverzeichnis und Danksagung hervorgehe. Das Buch habe die Arbeit des ersten Integrations­ministeriums Deutschlands darstellen sollen. „Dementsprechend wurde für das Buch auch auf Ausarbeitungen des Ministeriums Rückgriff genommen.“

4000 Euro Honorar hatte er für den Titel erhalten, die er spendete. 2015 wurde bekannt, dass er diese Spende steuerlich geltend gemacht, den Bucherlös aber nicht als Einnahme angegeben und versteuert hatte.

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Entschuldigungs­gleichstand zwischen Laschet und Baerbock

Plagiate sind selbst bei kleinsten Passagen so sensibel, weil sie den Eindruck des geistigen Diebstahls und der Selbst­überhöhung hinterlassen. Ganz gefährlich sind Doktortitel. Mehrere Bundes­ministerinnen und Bundes­minister sind über ihre vor vielen Jahren erworbenen Doktortitel gestürzt. Zuletzt entzog die Freie Universität Berlin Franziska Giffey wegen „Täuschung über die Eigenständigkeit ihrer wissenschaftlichen Leistung“ den Doktorgrad.

Manche Politiker, die auch Buchautoren sind, dürften jetzt einmal in ihre Werke schauen, wie penibel die Literatur­verzeichnisse und Quellen­nachweise zusammengestellt sind. Was Laschet und Baerbock betrifft, herrscht nun so etwas wie „Entschuldigungsgleichstand“.

Als Baerbock unter Druck geriet, hielt sich Laschet mit öffentlichen Bemerkungen zurück. Damit dürfte sich Baerbock nun revanchieren. Und Scholz hofft derweil, dass seine Chancen auf das Kanzleramt immer besser werden.

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