Anis Amri war offenbar Teil eines europaweiten Terror-Netzwerks
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Fahndungsfotos des Attentäters Anis Amri (Archivbild): Teil eines internationalen Terror-Netzwerks.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Berlin. Auch mehr als zwei Jahre nach dem Terror-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt ist die Geschichte um den Attentäter Anis Amri immer noch nicht auserzählt. Der Spiegel berichtet nun in seiner neuesten Ausgabe, dass Amri Teil eines europaweit agierenden Terror-Netzwerks gewesen sein soll.
Ermittlungen in Deutschland, Frankreich und Belgien hätten ergeben, dass der Tunesier enge Beziehungen zu Anhängern des „Islamischen Staates“ (IS) unterhalten habe, deren Verbindungen bis zu den Hintermännern der Anschläge von Paris 2015 reichten, schreibt das Nachrichtenmagazin.
Der Spiegel beruft sich auf Unterlagen des Generalbundesanwalts und des Bundeskriminalamts. Demnach habe Amri mehrfach Terrorpläne mit anderen Dschihadisten geschmiedet. Gleichzeitig habe er im Jahr vor dem Anschlag in Berlin in Kontakt mit vier Mitgliedern des IS in Libyen gestanden.
Quelle der neuen Informationen ist ein französischer Terrorverdächtiger
Quelle der neuen Erkenntnisse soll der französische Terrorverdächtigen Clément Baur sein, dessen Gespräche mit Besuchern im Gefängnis monatelang überwacht wurden. Er und Amri kannten sich aus einer radikalen Berliner Moschee.
Die abgehörten Gespräche belegen laut Spiegel, dass Baur vielfältige Verbindungen zu Terroristen in Frankreich und Belgien hatte. So kannte er offenbar den Drahtzieher der Anschläge von Paris am 13. November 2015, Abdelhamid Abaaoud. In Vernehmungen räumte der Franzose ein, mit Amri über einen möglichen Anschlag in Deutschland gesprochen zu haben. Der Lkw-Anschlag von Nizza vom Sommer 2016 mit 86 Toten habe Amri "fasziniert".
Der Bundestag untersucht die Behördenfehler
Der abgelehnte Asylbewerber Anis Amri war am 19. Dezember 2016 mit einem gekaperten Lastwagen in Berlin über einen Weihnachtsmarkt gerast. Der tunesische Islamist tötete zwölf Menschen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Nach dem tödlichen Anschlag gelang ihm zunächst die Flucht durch mehrere europäische Länder, ehe er in Italien bei einer Kontrolle erschossen wurde.
Seit dem Anschlag werden mögliche Behördenfehler diskutiert. Auch ein Untersuchungsausschuss der Deutschen Bundestages befasst sich mit der Frage, ob hinter Amris Terroranschlag ein strukturelles Problem steckt oder eine Serie von Fehlern einzelner Behördenvertreter.
So war die Frage, wie gefährlich Amri war und ob er womöglich abgeschoben werden könne, vor dem Anschlag mehrfach im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern erörtert worden. Außerdem war Amri in diversen polizeilichen Informationssystemen mit unterschiedlichen Namen gespeichert gewesen.
Von RND/ani