Kanzlerin a. D. im Gespräch

Angela Merkel und der russische Angriff auf die Ukraine: In Sack und Asche geht sie nicht

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) winkt im Berliner Ensemble. Unter dem Motto „Was also ist mein Land?“ beantwortete sie Fragen des Journalisten und Autors Alexander Osang.

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) winkt im Berliner Ensemble. Unter dem Motto „Was also ist mein Land?“ beantwortete sie Fragen des Journalisten und Autors Alexander Osang.

Berlin. Die Stimmen wollten nicht verstummen. Immer wieder seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hieß es, sie müsse sich doch jetzt mal äußern – die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel, die 16 Jahre lang amtierte und den Urheber dieses Angriffs, Russlands Präsidenten Wladimir Putin, so gut kennt wie die gesamte Vorgeschichte dieses blutigen Krieges.

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Bisher hatte es die 67-Jährige bei wenigen Worten der Verurteilung belassen – bis zu diesem Dienstagabend. Da erklärte sich die Kanzlerin a. D. erstmals ausführlich im Gespräch mit dem ihr ebenfalls seit Langem vertrauten „Spiegel“-Journalisten Alexander Osang. Sie sagte: „Mein Herz hat immer für die Ukraine geschlagen.“

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Ein Herz für die Ukraine

Wer erwartet hatte, die Christdemokratin werde ihrem sozialdemokratischen Nachfolger Olaf Scholz von der Bühne des Berliner Ensembles herab gute Ratschläge geben, der wurde enttäuscht. Sie zeigte sich zufrieden über den Prozess der Regierungs­übergabe, der „sehr gut lief“, und betonte: „Ich hatte Vertrauen in die, die agiert haben.“ Überdies stellte Merkel klar, dass sie zwar noch immer keine normale Bürgerin, aber eben auch keine Kanzlerin mehr sei.

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Jenseits dessen wurde die im Dezember aus dem Amt geschiedene Regierungschefin deutlich. Sie beklagte, dass dieser Krieg „ein brutaler, völkerrechts­widriger Überfall“ sei, „für den es keine Entschuldigung gibt“. Er sei auch für Russland selbst „ein großer Fehler“.

Merkel unterstrich, dass sie keinen Grund sehe, sich für ihre Ukraine-Politik zu entschuldigen. Als der Konflikt Mitte der Nullerjahre begonnen habe und es um die Frage gegangen sei, ob man die Ukraine in die Nato aufnehmen solle, sei dies ein anderes Land gewesen – gespalten, korrupt und nicht geeignet, dem westlichen Militärbündnis beizutreten.

Auch sei absehbar gewesen, wie Putin auf einen Nato-Beitritt reagiert hätte. Sprich: Es hätte bereits vorher einen vermutlich großen Krieg gegeben. Merkel hat jedenfalls nach eigener Einschätzung alles probiert, um das Schlimmste zu verhüten. „Ich muss mir nicht vorwerfen, ich habe zu wenig versucht“, sagte sie sichtlich gelassen.

Keine guten Ratschläge für Scholz

Auf ihre Wahrnehmung dessen, was Scholz tut, gaben Merkels Ausführungen zumindest Hinweise. Einerseits ließ sie keinen Zweifel daran, dass seit Kriegsbeginn nichts mehr sei, wie es vorher war. Andererseits sagte die Altkanzlerin über das Agieren ihres Nachfolgers: „Wenn ich das Gefühl habe, das geht in die vollkommen falsche Richtung, dann kann ich sehr viele anrufen. Das musste ich aber nicht.“ Ohnehin werde Russland trotz des Angriffs „immer noch nicht verschwinden von der Landkarte“. Es bleibe ein riesiger Staat mit Atomwaffen.

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Gewiss, auch Angela Merkel – von der alle wissen wollten, was sie heute wohl denkt – gab sich „manchmal etwas bedrückt“ ob des Krieges. Aber nein, in Sack und Asche geht sie nicht.

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