Mehr Gleichberechtigung in Afghanistan?

Taliban erlauben Unterricht für Mädchen an weiterführenden Schulen

Junge afghanische Mädchen besuchen den Unterricht in einer Grundschule in Kabul. Das könnte bald wieder möglich sein: Die Taliban kündigen Schulöffnungen an - auch für Mädchen.

Junge afghanische Mädchen besuchen den Unterricht in einer Grundschule in Kabul. Das könnte bald wieder möglich sein: Die Taliban kündigen Schulöffnungen an - auch für Mädchen.

Rund sieben Monate nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan sollen auch Mädchen unter Auflagen wieder weiterführende Schulen besuchen dürfen. Das Bildungsministerium kündigte an, dass mit Beginn des neuen Schuljahres im ganzen Land an diesem Mittwoch auch Mädchen ab der 7. Klasse wieder am Unterricht teilnehmen könnten.

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Für die Rückkehr von Schülerinnen ab zwölf Jahren und Lehrerinnen müssten allerdings bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag. Dazu gehöre, dass Mädchen den islamischen Hidschab tragen und in separaten Gebäuden von weiblichen Lehrkräften unterrichtet werden müssten. Wo getrennte Räume nicht möglich seien, solle der Unterricht von Jungen und Mädchen gestaffelt werden.

Nach der Machtübernahme der Taliban war in den allermeisten Provinzen nur Unterricht von Schülerinnen bis zur sechsten Klasse erlaubt worden. In wenigen Provinzen gab es Ausnahmen. An Universitäten finden Seminare nach Geschlechtern getrennt statt.

Afghanische Journalistin: Situation der Frauen besorgniserregend
dpatopbilder - 03.09.2021, Afghanistan, Kabul: Frauen versammeln sich zu einer Demonstration, um ihre Rechte unter der Taliban-Herrschaft einzufordern. Als die Taliban zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan regierten, setzten sie eine strenge Auslegung des Islam durch, indem sie M��dchen und Frauen von Schulen und dem ��ffentlichen Leben ausschlossen und abweichende Meinungen brutal unterdr��ckten. Foto: Wali Sabawoon/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Am Freitag hatten Arbeiter die Schilder am Ministerium für Frauen entfernt. Im Anfang September vorgestellten Kabinett befinden sich ausschließlich Männer.

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Menschenrechtler mahnen zur genauen Beobachtung der Lage

Die angekündigte Schulöffnung für Mädchen sollte international jedoch genau beobachtet werden, mahnt Human Rights Watch. Die Öffnung der weiterführenden Schulen allein garantiere noch keine Bildung, betonte die Menschenrechtsorganisation am Sonntag (Ortszeit) in New York. „Zugang zu Bildung ist viel mehr als die Frage, ob das Tor vor der Schule aufgeschlossen wird“, erklärte Frauenrechtsexpertin Heather Barr. „Geber müssen Wege finden, die Taliban dazu zu bringen, die Bildungsrechte von Mädchen und Frauen zu respektieren.“

Auch mit geöffneten Schulen stünden Mädchen und Frauen vor großen Bildungshürden, erklärte Human Rights Watch. Dazu zählten Angst vor Gewalt, Überwachung und Einschüchterungen seitens der Taliban in den Schulen. Außerdem hätten die Taliban Veränderungen am Lehrplan vorgenommen, es fehlten Lehrkräfte, und auch die humanitäre Krise im Land habe Folgen für die Bildung. Darüber hinaus hätten die Taliban die Berufstätigkeit von Frauen in vielen Bereichen untersagt, für viele werde schulische Bildung damit zu einer Sackgasse.

Frauen dürfen teilweise wieder studieren und arbeiten

Die internationale Gemeinschaft drängte die Taliban, Mädchen die Rückkehr zum Unterricht zu ermöglichen. Anfang des Jahres öffneten die Extremisten die Universitäten für Frauen, die Seminare finden allerdings nach Geschlechtern getrennt statt. Sie versicherten auch, dass Mädchen nach dem afghanischen Neujahrsfest, das am Montag gefeiert wurde, in allen Klassenstufen wieder zum Unterricht zugelassen würden.

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Frauen dürfen auch wieder im Gesundheits- und Bildungsministerium sowie am internationalen Flughafen von Kabul arbeiten, wo sie bei der Passkontrolle und beim Zoll eingesetzt werden. Auch in der Privatwirtschaft und bei nichtstaatlichen Hilfsorganisationen dürfen sie wieder tätig sein.

RND/AP/epd

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