Steinmeier warnt vor falschen Lehren aus Afghanistan-Einsatz
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sitzt bei der Kranzniederlegung in der Cella, dem Ehrenmal der Bundeswehr, in Gedenken an die 59 in Afghanistan gefallenenen Einsatzkräfte. Die Feierstunde erfolgte aus Anlass der Beendigung und Würdigung des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan.
© Quelle: Torsten Kraatz/Bundeswehr/BMVGg/
Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat beim zentralen Abschlussappell für den Einsatz in Afghanistan vor falschen Schlüssen aus der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban gewarnt. „Für mich steht fest: Der Fall von Kabul war eine Zäsur. Wir stehen an einer Wegscheide, die uns dazu zwingt, über unsere Verantwortung in der Welt, unsere Möglichkeiten und deren Grenzen neu und selbstkritisch nachzudenken“, sagte Steinmeier am Mittwoch in Berlin. „Ich hoffe, dass wir in 20 Jahren nicht auf diese Wegscheide zurückblicken und sagen: Resignation und Rückzug war die Antwort auf Afghanistan. Es wäre die falsche Lehre!“
Steinmeier verwies auf die Rolle Deutschlands als bevölkerungsreichstes EU-Land und viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und auch der eigenen Interessen dürfe nicht gleichgültig sein, was in der Welt geschehe. „Deshalb darf Rückzug von der Welt nicht unsere Antwort sein“, sagte Steinmeier. „Ich bin überzeugt: Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nach Afghanistan muss ehrlicher, klüger und stärker werden.“
Deutschland müsse lernen, seine eigene Kraft zu erfassen und zu nutzen - und zugleich ihre Grenzen zu kennen. In einer Demokratie gehe das nur, indem alle - politische Parteien, Medien, Expertinnen und Praktiker - ohne ideologische Vorbehalte oder Scheuklappen miteinander darüber diskutierten, was die deutschen Interessen seien und wofür Deutschland einstehen könne und wolle. Er forderte auch, Deutschland müsse stärker werden in seinen Möglichkeiten, auch im Militärischen.
Steinmeier zieht durchwachsene Bilanz von Afghanistan-Einsatz
Mit mehreren Veranstaltungen würdigt die Bundesregierung die Leistungen und Opfer der am Afghanistan-Einsatz beteiligten Soldatinnen und Soldaten.
© Quelle: AFP
Der Bundespräsident würdigte den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan. „Die Bundeswehr hat all das ausgeführt, was ihr die Politik aufgetragen hat“, sagte er. Die 59 deutschen Soldaten, die in Afghanistan ihr Leben ließen, hätten den höchsten Preis gezahlt, den ein Soldat im Auftrag seines Landes zahlen könne: „Wir stehen tief in ihrer Schuld.“
RND/dpa/epd