Äthiopien: Militär-Luftschlag tötet Dutzende Zivilisten in Tigray

Die Region Tigray in Äthiopien ist Schauplatz eines blutigen Konflikts.

Die Region Tigray in Äthiopien ist Schauplatz eines blutigen Konflikts.

Frankfurt a.M., Addis Abeba. Ein Luftangriff auf einen Markt in der äthiopischen Konfliktregion Tigray hat nach Angaben von Augenzeugen mindestens 51 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 100 weitere Menschen wurden dabei am Dienstag verletzt, gut 50 von ihnen schwer, wie ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts in der Region erklärte. Über das Schicksal von mindestens 33 Menschen war nichts bekannt.

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Die Luftwaffe habe den Markt im Ort Togoga nahe der Regionalhauptstadt Mekelle getroffen und dabei zahlreiche Zivilisten getötet, berichtete der britische Sender BBC am Mittwoch.

Das äthiopische Militär erklärte laut BBC, Ziel des Luftschlags auf Togoga seien keine Zivilisten gewesen, sondern Terroristen. Unabhängige Berichte aus Tigray gibt es kaum, weil die Region in Nordäthiopien für unabhängige Beobachter und Journalisten weitgehend unzugänglich ist.

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Hilfsorganisationen „suchen immer noch nach Leichen“

Verletzte erklärten im Krankenhaus der Regionalhauptstadt Mekele, ein Flugzeug habe über dem Markt im Dorf Togoga eine Bombe abgeworfen. Unter den Patienten waren zwei Kinder im Alter von zwei und sechs Jahren, wie eine Krankenschwester sagte.

Ein Rettungswagen mit einem verletzten Baby habe ebenfalls versucht, die Klinik zu erreichen, die rund 60 Kilometer vom Ort der Detonation entfernt liegt. Die Straße sei jedoch zwei Stunden lang blockiert gewesen und das Baby sei unterwegs gestorben, teilte die Krankenschwester mit.

„Es war schrecklich“, sagte ein Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation. Er habe mit einem Kollegen und anderen am Tatort gesprochen. „Wir wissen nicht, ob die Jets aus Äthiopien oder Eritrea kamen. Sie suchen immer noch nach Leichen.“

Soldaten behindern die Arbeit der Rettungskräfte

Soldaten hätten Rettungsteams davon abgehalten, zum Schauplatz zu kommen, berichteten medizinische Fachkräfte. „Wir haben nachgefragt, aber bis jetzt haben wir keine Erlaubnis bekommen hinzufahren, also wissen wir nicht, wie viele Menschen tot sind“, sagte einer der Ärzte in Mekele.

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Ein anderer Arzt erklärte, der Krankenwagen des Roten Kreuzes, in dem er am Dienstag unterwegs gewesen sei und versucht habe, Togoga zu erreichen, sei zweimal von äthiopischen Soldaten beschossen worden. Sein Team sei 45 Minuten lang festgehalten worden, bevor es zurück nach Mekele beordert worden sei.

Im November hatten Kämpfe zwischen äthiopischen Truppen und der Volksbefreiungsarmee von Tigray (TPLF) begonnen. Derzeit toben die Gefechte laut Beobachtern besonders heftig. Die Vereinten Nationen haben allen Beteiligten in dem Konflikt Gräueltaten vorgeworfen.

EU verurteilt Angriffe scharf

Die äthiopischen und eritreischen Soldaten wurden jedoch wiederholt beschuldigt, Gesundheitszentren in der Region Tigray zu plündern und zu zerstören und Zivilisten Zugang zu einer medizinischen Versorgung zu verweigern.

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Die Europäische Union verurteilte die gezielten Angriffe auf Zivilisten in Togoga, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Mittwoch erklärte. Er rief erneut zu einem sofortigen Waffenstillstand auf und forderte die internationale Gemeinschaft auf, „aufzuwachen und zu handeln“.

Die Regierung des äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed erklärte kürzlich, sie habe die Rebellen fast besiegt. Aber TPLF-treue Kräfte haben kürzlich eine Offensive in Teilen von Tigray angekündigt und eine Reihe von Siegen errungen.

RND/epd/AP

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