Ärztepräsident Reinhardt: Ab Herbst keine kostenlosen Corona-Tests für Impfunwillige
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Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer.
© Quelle: Wolfgang Kumm/dpa
Berlin. In der Debatte um Impfanreize hat sich Ärztepräsident Klaus Reinhardt dafür ausgesprochen, Ungeimpften ab Herbst keine kostenlosen Corona-Tests mehr anzubieten.
„Wenn bis zum Ende des Sommers alle die Chance für eine vollständige Impfung bekommen haben, ist es angemessen, dass Ungeimpfte Schnell- oder PCR-Tests selbst bezahlen müssen, wenn sie in den Urlaub fahren, ins Restaurant oder ins Kino gehen wollen“, sagte Reinhardt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Es darf eben am Ende nicht so sein, dass die Gemeinschaft für den Impfunwillen Einzelner aufkommen muss“, betonte er. Die Politik sollte schon jetzt klarstellen, „dass es auf Dauer immer mehr Nachteile für Ungeimpfte geben wird“, so der Ärztepräsident.
„Benötigen Aufklärungskampagne zum Impfen in allen Medien“
Reinhardt plädierte zudem dafür, die Informationskampagne der Bundesregierung für Corona-Impfungen auszuweiten. „Wir benötigen eine umfassende Aufklärungskampagne zum Impfen in allen Medien, in der gezielt Vorurteile und Falschbehauptungen aufgegriffen und richtiggestellt werden“, fordert er.
Um zu verhindern, dass Impfunwillige auf Tests ausweichen, werden in Frankreich ab Oktober Tests kostenpflichtig, wenn sie nicht medizinisch verschrieben sind. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Mittwoch gesagt, dieser Weg könne teilweise auch für Deutschland spannend sein.
„Testen kostet enorme Summen“, sagte er. Daher müsse auch darüber nachgedacht werden, ob die Corona-Tests kostenlos bleiben könnten, wenn alle Menschen ein Impfangebot bekommen hätten. Ähnlich hatte sich Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geäußert.
„Einsatz von Filteranlagen darf keine Voraussetzung für Präsenzunterricht sein“
Der Ärztepräsident warnte zudem davor, den Einsatz von Luftfiltern in Schulen zur Bedingung für den Präsenzunterricht zu machen. Die Förderprogramme von Bund und Ländern für den Einsatz von qualitativ hochwertigen Luftfilteranlagen seien zwar sinnvoll, sagte er. „Der Einsatz solcher Filteranlagen darf aber keine Voraussetzung für den Präsenzunterricht sein“, betonte Reinhardt. „Regelmäßiges Stoßlüften hat eine ähnliche Wirkung. Wenn die Anlagen nicht ordnungsgemäß gewartet werden, können sie sogar zum Problem werden“, mahnte er.
„Wir müssen alles dafür tun, dass die Schulen nach den Sommerferien mit dem vollen Präsenzunterricht starten können“, fügte Reinhardt hinzu. „Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung einen geregelten Schulbetrieb mit sozialen Kontakten“, sagte der Ärztepräsident.