Abhängigkeit von Amazon beenden: Altmaier will EU-Cloud

Peter Altmaier (CDU), Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Peter Altmaier (CDU), Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Berlin. Daten gelten als wichtigster Rohstoff der Zukunft. Wer Daten hat, hat Wissen. Und er hat die Möglichkeit, intelligente Computerprogramme mit ihnen zu füttern und damit noch mehr Wissen zu generieren. Vor allem China und die USA machen längst vor, wie künstliche Intelligenz bei der Verarbeitung riesiger Datenmengen helfen kann und wie riesige Datenmengen dabei helfen können, künstliche Intelligenz zu verbessern.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Bundesregierung verfolgt diesen Trend seit Längerem mit Sorge – vor allem, weil deutsche Unternehmen bislang nur wenig Interesse daran zeigen, in das Geschäft mit dem virtuellen Rohstoff einzusteigen. Im Gegenteil. Die führenden Dax-Konzerne greifen gern auf Angebote amerikanischer Internetkonzerne zurück, wenn es darum geht, Daten im Netz zu speichern. Volkswagen etwa nutzt für seine „Industrial Cloud“, in der Daten sämtlicher Maschinen, Anlagen und Systeme aller VW-Fabriken zusammengeführt werden sollen, Rechner- und Speicherkapazitäten des Cloud-Weltmarktführers Amazon aus den USA.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will dieser Entwicklung nicht länger nur zusehen und hat angekündigt, den Aufbau einer europäischen Dateninfrastruktur voranzutreiben. Gaia X heißt das Projekt, das der CDU-Politiker am Dienstag beim Digitalgipfel der Bundesregierung in Dortmund vorstellen will. Es soll ein großer Wurf werden. In einem Konzeptpapier des Bundeswirtschaftsministeriums, das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt, ist von einem „digitalen Ökosystem“ die Rede, das europäischen Unternehmen Datensouveränität und Unabhängigkeit von ausländischen Konzernen und Staaten garantieren soll.

Das „Who is who“ der deutschen Wirtschaft

Altmaier und seine Beamten haben in den zurückliegenden Wochen eine Menge Gespräche mit Unternehmen, Verbänden, Wissenschaftlern und anderen Akteuren zum Thema Gaia X geführt. Die Liste der mitwirkenden Personen ist lang. Vertreter von Siemens, Bosch, SAP, der Telekom, der Deutschen Bank und der IG Metall stehen darauf. „Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sind entschlossen, gemeinsam die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte und innovative Datenökonomie in Deutschland und Europa zu schaffen“, heißt es in dem Konzeptpapier des Wirtschaftsministeriums.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zur organisatorischen und technischen Umsetzung soll schon im kommenden Jahr eine zentrale, europäische Organisation gegründet werden. „Ihre Aufgabe wird sein, eine Referenzarchitektur zu entwickeln, Standards zu definieren sowie Kriterien für Zertifizierungen und Gütesiegel vorzugeben“, so das Konzept das Wirtschaftsministers. „Sie soll ein neutraler Mittler und Kern des europäischen Ökosystems sein.“

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek weiß Altmaier bei dem Vorhaben auf seiner Seite. Die CDU-Ministerin bezeichnete Gaia X als eines der wichtigsten Digitalprojekte, um die Spitzenposition der deutschen und europäischen Wirtschaft international zu verteidigen. Karliczek lobte das Engagement der deutschen Wirtschaft beim Aufbau von Gaia X. Damit zeigten die deutschen und europäischen Unternehmen, dass sie bereit seien, „im digitalen Zeitalter weiter vorne dabei sein wollen, ohne in Abhängigkeit von Großunternehmen oder Staaten zu geraten“, sagte sie dem „Handelsblatt“.

Auch der Industrieverband BDI begrüßte die Initiative. Zwar sei der Aufbau eines eigenen europäischen Anbieters hochgradig skalierbarer Cloud-Dienstleistungen aufgrund des technologischen Vorsprungs der führenden Anbieter „momentan unrealistisch“, sagte Iris Plöger, die Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung ist, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben, sei es aber wichtig, Rahmenbedingungen für die Bewertung und Analyse von Technologien aus Drittstaaten zu setzen.

RND

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Top Themen

Krieg in der Ukraine
 

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken