Ab heute gilt’s: Das 9‑Euro-Ticket ist da!
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Reisende gehen auf der Nordseeinsel Sylt im Bahnhof Westerland an einem Zug der Deutschen Bahn entlang. Das geplante 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr wird im Norden nicht nur positiv gesehen.
© Quelle: Daniel Bockwoldt/dpa
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
Kunden und Kundinnen der Deutschen Bahn sind bereits einiges gewohnt: Sie stellen sich schon allein deshalb auf einen heißen Sommer ein, weil niemand im Voraus wissen kann, ob die Klimaanlagen in dieser Reisesaison durchhalten werden. Von heute an wird es aber voraussichtlich nicht nur in Schnell- und Fernzügen eng, auch der Regionalverkehr wird Tausende zusätzliche Fahrgäste befördern müssen: Ab heute gilt das 9‑Euro-Ticket.
Mit dem Sonderticket können Nutzer und Nutzerinnen im Juni, Juli und August für jeweils 9 Euro im Monat im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland fahren. Verbraucher und Verbraucherinnen sollen auf diese Weise von den Zusatzkosten durch die Inflation zumindest teilweise entlastet werden, weitere Maßnahmen sind die Energiepreispauschale, der Familienzuschuss und obendrauf auch noch der Tankrabatt.
Bis kurz vor dem Beginn der Gültigkeit des Tickets an diesem Mittwoch sind bereits sieben Millionen der Sonderfahrkarten verkauft worden, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. „Es gibt also einen richtigen Run auf das 9‑Euro-Ticket“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
Die Maßnahme ist aber auch ein Experiment. Wird der günstige Preis möglichst viele Bürgerinnen und Bürger vom Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel und im besten Fall einem langfristigen Umstieg überzeugen?
Experten und Expertinnen sind skeptisch. Der VDV schätzt zwar, dass pro Monat rund 30 Millionen Menschen das 9‑Euro-Ticket nutzen werden – entweder über ihre Abos oder mit einem neu gekauften Ticket.
Zum Start des 9‑Euro-Tickets: Was sagen Reisende und wo lauern Tücken?
Es ist so weit: Für nur 9 Euro kann man ab dem 1. Juni quer durch Deutschland reisen. Doch was sagen eigentlich Reisende und wo lauern mögliche Tücken?
© Quelle: RND
Doch genau da könnte bereits das Problem liegen: Fahrgastverbände und Reisende befürchten seit Wochen, dass Züge und Busse gnadenlos überlastet werden könnten, zumal das dreimonatige Experiment ausgerechnet in die Urlaubszeit fällt. Ob die 50 zusätzlichen Züge, mit der die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben den möglichen Ansturm ausgleichen will, ausreichen, bleibt abzuwarten: 250 zusätzliche Fahrten vor allem entlang der Touristenstrecken in Richtung Nord- und Ostsee sowie im Süden stehen durchschnittlich rund 22.000 Regionalbahnfahrten an jedem einzelnen Tag gegenüber.
Finanziell lohnen wird sich das 9‑Euro-Ticket nach Meinung von RND-Reiseexpertin Maike Geißler aber in jedem Fall – und zwar schon ab der ersten Fahrt. „Doch an einigen Stellen droht Chaos“, sagt sie. Die Hoffnung der meisten ist ja, dass sie ab morgen einfach in der Bahn-App oder auf der Website den Filter „Nur Nahverkehr“ einstellen, suchen und losfahren können. Allerdings ist es dann oftmals gar nicht so einfach: So gibt es einige Regionalzüge, die gar nicht genutzt werden dürfen. In manchen Tarifzonen darf man bis ins Ausland reisen – in anderen nicht. Die Fahrradmitnahme – für den Tagesausflug oftmals gar nicht so unwichtig – ist manchmal gratis, manchmal wiederum nicht. Hier lesen Sie, wo und wann Reisende genau hinschauen müssen.
Bahnbeauftragter zum 9-Euro Ticket: „Richtungsweisend für die Zukunft des Nahverkehrs“
Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung Michael Theurer glaubt, das dass 9-Euro-Ticket den Weg für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs weisen werde.
© Quelle: dpa
Dass sich ausgerechnet das Tourismusmanagement und Anwohnende der Ferieninsel Sylt sorgten, ihre Region könne aufgrund des 9‑Euro-Tickets völlig überlaufen werden, sorgte bereits für reichlich Spott auf Twitter und gipfelte in einem scherzhaften Aufruf zu Chaostagen auf der Insel. Doch Fakt ist: Auch in allen anderen Jahren ist es über Pfingsten und im Sommer voll auf Sylt gewesen. Es wird befürchtet, dass sich das Problem nun verschärfen könnte, daher werden Zugkapazitäten und Servicepersonal aufgestockt.
Wer kein Risiko eingehen will, sich in vollen Zügen ärgern zu müssen, für den haben wir eine Auswahl mit den schönsten Ausflügen und den längsten Strecken zusammengestellt.
Wird ab heute das Benzin billiger, aber knapp?
Die zweite, für Autofahrer und Autofahrerinnen viel entscheidendere Frage des Tages lautet, was an den Tankstellen passiert. Um Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Autofahrende zu entlasten, hat die Ampelkoalition zeitgleich zum 9‑Euro-Ticket einen Tankrabatt eingeführt.
Von Anfang Juni bis Ende August wird der Steuersatz für Benzin um fast 30 Cent pro Liter, für Diesel um gut 14 Cent pro Liter gesenkt. Wegen des Abzugs des Mehrwertsteueranteils liegt die steuerliche Entlastung bei 35,2 Cent pro Liter Benzin und 16,7 Cent pro Liter Diesel.
Doch von Feierstimmung keine Spur, schreiben unsere Experten und Expertinnen aus dem RND-Wirtschaftsressort – im Gegenteil: „An Deutschlands Zapfsäulen herrschen Unsicherheit, bisweilen sogar Chaos. Die Preise für Super und Diesel schwanken seit Tagen enorm. Binnen weniger Stunden geht es um bis zu 30 Cent nach oben oder nach unten, wobei die Preissprünge immer ein wenig kräftiger ausfallen als die Rücksetzer. Der Trend ist eindeutig: Wurden für einen Liter Diesel vergangene Woche durchschnittlich 1,90 Euro fällig, waren es am Montag bereits knapp und am Dienstag sogar über 2 Euro. Der Verdacht liegt nahe, dass die Mineralölkonzerne die Preise bewusst anziehen, bevor der Rabatt fällig wird. Von dem Steuergeschenk profitieren würden vor allem Aral, Total, Esso, Jet und Co. – während die Autofahrerinnen und Autofahrer leer ausgehen.“
Da die Tankstellen erst ab dem heutigen Mittwoch verbilligtes Benzin beziehen können, ist ohnedies ungewiss, ob die Preise an den Zapfsäulen – wenn überhaupt – schon heute sinken. Denn noch ist unklar, ob die Konzerne die vergünstigten Preise überhaupt an Verbraucher und Verbraucherinnen weitergeben. Eine rechtliche Verpflichtung dazu gibt es schließlich nicht. Mahnungen vonseiten des Bundeskartellamtes hingegen schon.
Festivals, Tanken, 9‑Euro-Ticket: Das bringt der Juni
Tanken soll billiger werden, so manches Schulkind kann sich freuen. Das bringt der Juni.
© Quelle: dpa
„Und es gibt durchaus Faktoren, mit denen sich die höheren Spritpreise rechtfertigen lassen“, schreiben meine Kollegen und Kolleginnen. So hänge der Tankstellenpreis traditionell vom Rohölpreis ab, dessen Notierungen seit gut einer Woche steil nach oben gehen und am Dienstag nach der Einigung der EU auf ein Teilembargo auf den höchsten Stand seit Anfang März geklettert sind. „In der Regel dauert es drei bis vier Tage, bis sich die Börsenkurse an den Tankstellen auswirken.“
Der zweite Faktor ist die Nachfrage. Je mehr Autofahrer und Autofahrerinnen die Stationen ansteuern, umso stärker steigen die aktuellen Preise. Der ADAC hat bereits vor einem Tankstellensturm Anfang Juni gewarnt und Autofahrern und Autofahrerinnen empfohlen, „mit Augenmaß“ vorzugehen und „ausreichend Kraftstoff im Tank vorrätig zu haben, um gegebenenfalls erst einige Tage nach Monatsbeginn zum Tanken fahren zu müssen“.
Ob der Sprit an den Tankstellen in den kommenden Tagen knapp wird, vermochten auch Experten und Expertinnen gestern nicht genau einzuschätzen. Dass Tankstellen erst ab Mittwoch steuervergünstigten Sprit kaufen können, macht es für sie unattraktiv, ihre Lager vorab noch einmal zu füllen.
Ein Teil der Autofahrer und Autofahrerinnen hat den Tank jedoch weitgehend leer gefahren, um maximal von der Steuersenkung profitieren zu können. Ob das am Mittwoch zu einem Ansturm auf die Tankstellen oder nur zu erhöhter Nachfrage führen wird, sei kaum vorhersehbar, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Zur Not gibt es ja noch die Bahn.
Zitat des Tages
Wir haben keinen blassen Schimmer.
Jörg Sandvoß,
Chef der Bahn-Regionaltochter DB Regio, auf die Frage, wie voll es von Juni bis August aufgrund des 9‑Euro-Tickets in den Zügen wird.
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Was heute wichtig wird
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Angesichts des Ukraine-Kriegs wollen die dänische Regierung und mehrere Parlamentsparteien, dass Dänemarks Vorbehalt bei Verteidigungsfragen innerhalb der EU abgeschafft wird. Darüber darf die Bevölkerung nun abstimmen. Das Nato-Land Dänemark ist zwar Mitglied der Europäischen Union, es gelten aber mehrere Ausnahmen, sogenannte Vorbehalte, unter anderem für die Beteiligung an militärischen Aktivitäten der EU. Die Wahllokale sind bis 20 Uhr geöffnet.
© Quelle: Steffen Trumpf/dpa
Der Podcast des Tages: Klima und wir
Das Frühjahr 2022 war deutlich zu trocken. Auch die Dürre von 2018 bis 2020 brachte schlimme Folgen für Böden, Landwirtschaft und Natur: Droht in Deutschland Wassermangel? Axel Bronstert, Hydrologe und Klimaforscher an der Universität Potsdam, klärt auf.
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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,
Ihre Dany Schrader
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