Wissing knüpft Nachfolger für 9-Euro-Ticket an neue Tarifstrukturen
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Das 9-Euro-Ticket läuft am 1. September aus - vorerst ersatzlos. Die Bundesregierung knüpft einen Nachfolger nun an eine neue Tarifstruktur. Auch die Finanzierung müsse geklärt sein, bevor es einen Nachfolger des Tickets geben könne.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Berlin. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) pocht in der Debatte über eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets auf eine Vereinfachung der Tarifstrukturen. „Die Menschen haben durch den Kauf dieser vielen Tickets darüber abgestimmt, dass es so nicht bleiben soll“, sagte der FDP-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk mit Blick auf die Vielfalt an Tarifzonen und Verkehrsverbünden.
Andrang wegen 9-Euro-Ticket: Bahn zieht positive Bilanz
Die Deutsche Bahn hat kurz vor dem Ende des 9-Euro-Tickets eine positive Bilanz gezogen.
© Quelle: dpa
Er habe Finanzminister Christian Lindner davon überzeugt, dass es ein weiteres, moderneres Ticket geben müsse. „Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass es nicht wieder zum Rückfall in die alten Tarifstrukturen kommt so wie jetzt kurzfristig ab dem 1. September.“
Für einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets müssten aber zuerst die Struktur des Tickets und seine Finanzierung geklärt werden – und dann der Preis. Unter diesen Voraussetzungen sei der Bund auch bereit, einen Beitrag zur Finanzierung zu leisten, sagte der Verkehrsminister. „Man kann nicht vom Bund erwarten, dass er einfach Geld auf den Tisch legt, wenn die Länder selbst keine Vorschläge haben, wie das neue Ticket aussehen soll.“
Verbraucherzentralen kritisieren Bund
Die Verbraucherzentralen haben das vorerst ersatzlose Ende des 9-Euro-Tickets für Busse und Bahnen kritisiert. Die Chefin des Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es nun sang- und klanglos auslaufen zu lassen, sei für Verbraucherinnen und Verbraucher die denkbar schlechteste Nachricht. „Das Ticket hat laut Untersuchungen die Inflation gedämpft, Energie eingespart, Geldbeutel und Klima entlastet und einen Impuls für die dringend nötige Verkehrswende gegeben.“
Verbraucherschützerin Pop warnte, das Ende des 9-Euro-Tickets führe jetzt zu einer absurden Situation: „Erst hat die Politik die Leute mit einem günstigen ÖPNV-Ticket angelockt. Nun werden sie mit Preiserhöhungen abgeschreckt – schließlich haben einige Verkehrsbetriebe bereits deutliche Preiserhöhungen angekündigt.“
Die vzbv-Chefin forderte: „Die Bundesregierung muss aufhören zu streiten und ein dauerhaft günstiges ÖPNV-Ticket auf den Weg bringen.“ Sie warb für den Vorschlag eines 29-Euro-Monatstickets, das eine wichtige Entlastungsmaßnahme wäre. Schon jetzt könnten sich viele Menschen mit geringem Einkommen keinen eigenen Pkw leisten, für manche sei selbst der ÖPNV zu teuer. Die Zahlen dürften sich angesichts der aktuellen Energiepreiskrise noch verschärfen.
Das vom Bund finanzierte 9-Euro-Ticket wurde zum 1. Juni eingeführt, um Menschen angesichts hoher Energiepreise zu entlasten und für einen Umstieg auf Bus und Bahn zu werben. Kunden konnten damit für 9 Euro pro Monat Nahverkehrs- und Regionalzüge in ganz Deutschland benutzen. Nach Branchenangaben wurden etwa 52 Millionen Tickets verkauft.
RND/dpa