Zuggespräche über das 9-Euro-Ticket
Das 9-Euro-Ticket treibt die Menschen in die Regionalzüge, auf die oft unbeachteten Nebenflüsse des Eisenbahnsystems. Sind sie dafür bereit? Was müsste passieren, um den öffentlichen Verkehr wirklich attraktiv zu machen? Eine Reise mit literarischer Zugbegleitung.
Jüterbog/Herzberg/Dresden/Bischofswerda. Berlin-Wannsee, 8 Uhr morgens. Der Bahnhof ist belebt, doch auf die Regionalbahn nach Jüterbog wartet kaum jemand. Die Pendlerinnen und Pendler strömen in die S-Bahn und den Regionalzug ins Zentrum der Hauptstadt. Der gelb-weiße Dieseltriebwagen der Ostdeutschen Eisenbahn aber fährt raus aus der Stadt, durch die Wälder und Wiesen Brandenburgs.
Es ist der Start einer langen Reise über Deutschlands Nebenstrecken. Die „Nebenflüsse des Eisenbahnverkehrs“, wie sie der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš nennt. Kaum einer kennt sich so auf den stählernen Nebenflüssen Mitteleuropas aus wie Rudiš, geboren in eine Eisenbahnfamilie, zu kurzsichtig für den Beruf des Lokführers, Autor des Bahnromantikbestsellers „Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen“.