80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion: Steinmeiers Rede hat historische Dimension
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor Tafeln der Ausstellung "Dimensionen des Verbrechens", die er am Freitag im Garten des Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst eröffnete. Sie zeigt das Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener, von denen drei Millionen die deutschen Haft nicht überlebten.
© Quelle: Jörg Carstensen/dpa
Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Freitag in Berlin-Karlshorst eine Rede gehalten, die das Potenzial hat, als historisch eingestuft zu werden. In jenem Saal, in dem die deutsche Generalität 1945 die bedingungslose Kapitulation unterzeichnete, erinnerte Steinmeier daran, wie am 22. Juni 1941 mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion eine „mörderische Barbarei“ begann.
In seiner zentralen Gedenkrede zum 80. Jahrestag der „Entfesselung von Hass und Gewalt“ schonte der Bundespräsident seine Landsleute nicht. Er stellte heraus, dass die Sowjetunion mit 27 Millionen Toten die Hauptlast des Zweiten Weltkrieges hatte tragen müssen und dass dieses das Resultat eines „monströsen, verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskriegs“ war, der die „Uniform der Wehrmacht“ trug. Ausdrücklich ging Steinmeier darauf ein, dass Grausamkeiten nicht nur von deutschen Spezialeinheiten, sondern auch von Soldaten der Wehrmacht verübt wurden.
Steinmeier sprach von den Verbrechen, die bis heute auf uns Deutschen lasten, und er sagte auch warum dies so ist. Die Last rühre daher, dass es unsere Väter, Großväter und Urgroßväter waren, die diesen Krieg geführt haben und die an diesen Verbrechen beteiligt waren. Mit dieser Klarheit hält selten ein deutscher Politiker dem eigenen Volk den Spiegel vor, zumal wenn es um so heikle Fragen wie persönliche Schuld und Verstrickung geht.
Die Deutschen als Täter - das war eine zentrales Motiv in Steinmeiers Rede bis hin zu der Feststellung, dass zu viele, die schwerste Schuld auf sich geladen haben, nach 1945 nicht zur Rechenschaft gezogen worden sind. Den Opfern eine ihnen viel zu lange verwehrte Anerkennung zuteil werden zu lassen, das wollte der Bundespräsident an diesem Tag an einem historischen Ort, und das ist ihm großartig gelungen.