Vier Tote in Potsdamer Klinik: Verdächtige in Psychiatrie eingewiesen

Das Einsatzfahrzeug der Kriminaltechnik der Polizei fährt an Journalisten vorbei auf das Klinikgrundstück in Potsdam.

Das Einsatzfahrzeug der Kriminaltechnik der Polizei fährt auf das Klinikgrundstück in Potsdam.

Potsdam. Es ist eine erschütternde Tat, die sich gegen die Schwächsten der Gesellschaft richtet. Vier Bewohner einer Einrichtung für Schwerstbehinderte in Potsdam sind tot. Die zwei Männer und zwei Frauen starben am Mittwochabend offenbar durch die Hand einer 51-jährigen Pflegehelferin. Eine weitere Bewohnerin wurde schwer verletzt. Nach Informationen der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ litt die mutmaßliche Täterin unter psychischen Problemen.

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Am Donnerstagnachmittag wies das Amtsgericht Potsdam die Frau in die Psychiatrie ein. Die Haftrichterin habe die einstweilige Unterbringung der Bediensteten des Wohnheims im Maßregelvollzug der Asklepios-Klinik in Brandenburg/Havel angeordnet, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann. Die Richterin habe dringende Gründe für eine eingeschränkte oder vollständige Schuldunfähigkeit der Beschuldigten erkannt. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftbefehl wegen Totschlags beantragt.

Die vier getöteten Bewohner wiesen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur schwere Schnittverletzungen an der Kehle aufgewiesen. Ob dies ursächlich für den Tod war, war allerdings zunächst ungeklärt.

Verdächtige soll ihrem Mann von den Taten berichtet haben

Die Bluttat ereignete sich am Mittwochabend gegen 21 Uhr im „Thusnelda-von-Saldern-Haus“ im Potsdamer Stadtteil Babelsberg. Die Wohneinrichtung ist Teil des größeren Pflege- und Medizin-Komplexes „Oberlin Lebenswelten“ in Trägerschaft der evangelischen Diakonie. 65 Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung oder Hirnschädigungen nach Krankheiten und Unfällen leben in dem Wohnheim, 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um ihre Versorgung.

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„Wir geben Menschen mit Behinderung mehr als ein Zuhause“, heißt es auf der Internetseite der Einrichtung. Es gibt Fotos von behinderten Menschen mit Hunden, Seifenblasen oder beim pädagogischen Spiel. Die Fotos im Netz erwecken den Eindruck einer heilen Welt - und stehen im krassen Gegensatz zu dem, was sich am Mittwochabend hinter den sandsteinfarbenen Mauern abgespielt haben muss.

Vierfacher Leichenfund in Potsdamer Klinik - Polizei nimmt Mitarbeiterin fest
Das Einsatzfahrzeug der Kriminaltechnik der Polizei f��hrt an Journalisten vorbei auf das Klinikgrundst��ck in Potsdam.

In einem Potsdamer Krankenhaus hat sich möglicherweise eine Tragödie abgespielt. Am Mittwochabend wurden im Potsdamer Stadtteil Babelsberg vier Tote gefunden.

„Das hat uns die Beine weggehauen“

Mit Einzelheiten zur Tat hielt sich die Potsdamer Staatsanwaltschaft am Donnerstag zurück. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll die Pflegehelferin ihre Opfer mit einem Messer attackiert haben. Danach soll sie nach Hause gefahren und ihrem Mann die Tat gestanden haben. Der alarmierte die Polizei, die kurz nach 21 Uhr am Tatort eintraf. Etwa um die gleiche Zeit sei auch die Tatverdächtige festgenommen worden.

Die Leitung des Oberlinhauses zeigte sich bestürzt und tief betroffen. „Das hat uns die Beine weggehauen“, sagte der theologische Vorstand, Matthias Fichtmüller, am Morgen nach der Tat. Das ganze Haus stehe unter „Schockstarre“. Während der Pandemie habe es in dem Wohnheim nicht einen einzigen Corona-Fall gegeben. Jetzt müssten alle „weiter funktionieren“ und für die Menschen da sein. „Wir können uns noch gar nicht auf das Trauern konzentrieren.“

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Nach Angaben des Oberlinhauses waren die vier Todesopfer langjährige Bewohner in der diakonischen Einrichtung. Zwei von ihnen hätten dort seit ihrer Kindheit dort gelebt. Nähere Angaben zur Identität wurden nicht gemacht.

Ministerpräsident Woidke: „schwerer Tag für Brandenburg“

In der Landeshauptstadt Potsdam herrschte am Donnerstag Trauer und Entsetzen. Am Abend sollte mit einer Gedenkandacht in der Oberlinkirche, zu der nur Angehörige und Mitarbeitende eingeladen waren, an die Opfer erinnert werden. Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wollte an der Gedenkstunde teilnehmen. Er sprach von einem „schweren Tag für Brandenburg“.

mit dpa

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