Weniger Verkehrstote: der niedrigste Stand seit 65 Jahren
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Der ADAC geht für das laufende Jahr von rund 2500 Verkehrstoten in Deutschland aus. Das wäre ein Rückgang um 8,1 Prozent im Vergleich zu 2020, wie der Verkehrsclub mitteilte (Symbolbild).
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Wiesbaden. Die Corona-Pandemie sorgt voraussichtlich für einen erneuten Tiefstand bei den tödlichen Verkehrsunfällen in Deutschland. Laut einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes dürfte die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr im Jahr 2021 um rund 10 Prozent auf 2450 zurückgehen. Das wäre der niedrigste Stand seit Beginn der Statistik vor mehr als 65 Jahren, wie das Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte.
„Die Rückgänge sind maßgeblich auf das im Vergleich zu 2019 deutlich geringere Verkehrsaufkommen infolge der Corona-Pandemie zurückzuführen“, erklärte das Bundesamt. Die Zahlen lägen unter dem bisherigen Tiefstand aus dem vergangenen Jahr von 2719 Verkehrstoten. Grundlage für die Schätzung sind die bisher vorliegenden Daten für den Zeitraum Januar bis September 2021.
Acht Prozent weniger Verletzte
Ein deutlicher Rückgang im Vorjahresvergleich ist der Schätzung zufolge auch bei der Zahl der Verletzten zu erwarten, die demnach um acht Prozent auf rund 301 000 sank. Zugleich betonen die Statistiker, dass dennoch weiterhin täglich im Schnitt sieben Menschen bei Verkehrsunfällen sterben und mehr als 800 Menschen verletzt werden.
Beim Rückgang der Zahlen handle es sich zum Teil um einen statistischen Effekt, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Das Jahr 2020 sei nur teilweise von der Corona-Pandemie geprägt gewesen, das Jahr 2021 dagegen in Gänze: „Die Zahlen im Januar und Februar 2020 vor Beginn der Pandemie lagen auf dem Niveau des Vorjahres.“
Weniger Alkohol am Steuer
Zudem sei 2021 härter von Lockdown-Folgen betroffen gewesen als das Vorjahr. Geschlossene Restaurants bedeuteten weniger Alkoholunfälle. Auch der innerdeutsche Tourismus sei wegen weitestgehend geschlossener Hotels zeitweise ausgefallen. „70 Prozent der tödlichen Unfälle passieren auf Landstraßen und Autobahnen“, sagte der Experte.
Sicherer geworden sei die Verkehrsteilnahme nicht. Im Koalitionsvertrag gebe es nicht einmal eine Zwischenüberschrift zur Verkehrssicherheit, kritisierte Brockmann und regte an, die Wirkung von Tempolimits auf Autobahnen wissenschaftlich zu untersuchen, auch wenn die neue Bundesregierung das Thema nicht angehen will. Die Auswirkungen der angestrebten Legalisierung von Cannabis auf den Verkehrsbereich müsse noch diskutiert werden.
2,2 Millionen Unfälle auf Deutschlands Straßen
Die Zahl der polizeilich erfassten Unfälle wird der Schätzung des Bundesamts zufolge bis zum Jahresende voraussichtlich leicht um etwa ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr sinken: Insgesamt wird eine Zahl von mehr als 2,2 Millionen Unfällen auf Deutschlands Straßen erwartet.
Darunter befinden sich der Schätzung zufolge 244.000 Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden - dies wäre ein Rückgang um rund acht Prozent. Bei knapp zwei Millionen Unfällen bliebe es demnach bei Sachschaden, hier erwartet das Bundesamt einen ganz leichten Rückgang im Vergleich zum Jahr 2020.
RND/dpa