Ghislaine Maxwell schuldig gesprochen: Eine Chronik der Ereignisse

Der mittlerweile tote Jeffrey Epstein, hier im Jahr 2020, und die nun verurteilte Ghislaine Maxwell (Foto von 1991) waren mal ein Paar und dann enge Freunde.

Der mittlerweile tote Jeffrey Epstein, hier im Jahr 2020, und die nun verurteilte Ghislaine Maxwell (Foto von 1991) waren mal ein Paar und dann enge Freunde.

New York. Nach fünftägigen Beratungen hat ein Geschworenengericht in New York die Britin Ghislaine Maxwell wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch durch den Finanzier Jeffrey Epstein verurteilt. Die Jury sprach die einstige Lebensgefährtin Epsteins am Mittwoch in fünf von sechs Anklagepunkten schuldig. Maxwell wurde zur Last gelegt, Mädchen im Teenageralter beschafft zu haben, damit der Multimillionär diese missbrauchen konnte. Der Prozess dauerte einen Monat, aber schon Jahre zuvor rückte die 1961 geborene jüngste Tochter der französischen Holocaust­forscherin Elisabeth Maxwell und des aus Tschechien stammenden Medienmoguls Robert Maxwell in den Fokus der Ermittelnden.

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Im Sommer 1996 sollen Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell die damals 15-jährigen Schwestern Maria und Annie Farmer missbraucht haben. Bereits damals zeigten die Opfer die Vorfälle bei der Polizei und beim FBI an. Ermittlungen wurden allerdings nicht aufgenommen. Epstein wurde wegen anderer Fälle nach einer außergerichtlichen Einigung im Jahr 2006 zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt – wurde aber wegen guter Führung schon nach 13 Monaten entlassen.

Ghislaine Maxwell war jahrelang eine enge Vertraute von Jeffrey Epstein.

Ghislaine Maxwell war jahrelang eine enge Vertraute von Jeffrey Epstein.

Maxwell versteckt sich in Anwesen

Im Laufe der nächsten Jahre hagelt es immer wieder Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Epstein. Am 6. Juli 2019 wird er festgenommen. Der Vorwurf: Er soll gemeinsam mit seiner Vertrauten Ghislaine Maxwell zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen Ring zur sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen betrieben haben. Laut Anklage sollen sie Hunderten minderjährigen Mädchen sexuelle Gewalt angetan und sie zur Prostitution verleitet sowie Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung betrieben haben. Maxwell will nichts von den Taten gewusst haben. Bevor es jedoch zum Prozess gegen Epstein kommt, nimmt dieser sich am 10. August 2019 in einer Gefängniszelle in New York das Leben.

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Maxwells Aufenthaltsort war seitdem unbekannt. Nicht einmal ihre Anwältin wusste, wo sie sich befindet. Viele Frauen hatten Maxwell beschuldigt, Epstein Minderjährige zugeführt zu haben, an denen Epstein sich dann sexuell vergangen haben soll. Die Frauen sagten, Maxwell habe sie für Massagen für Epstein rekrutiert, während denen er sie zum Sex gezwungen habe. In dem Zusammenhang geriet auch der britische Royal Prinz Andrew in Verdacht.

Maxwell kommt nicht auf Kaution frei

Am 2. Juli 2020 nahm das FBI Maxwell in einem abgelegenen Anwesen fest. Dort hatte sie sich acht Monate lang versteckt. Bis zu ihrer jetzigen Verurteilung saß sie von da an in Untersuchungshaft. Versuche, gegen eine Kaution wieder auf freien Fuß zu kommen, scheiterten. Bis zu vier Millionen Dollar bot sie für ihre Freilassung. Zwei Wochen nach ihrer Festnahme plädierte sie vor Gericht auf „nicht schuldig“.

Während sie in Untersuchungshaft saß, klagte Maxwell immer wieder über schlechte Behandlung. Sie werde alle 15 Minuten aufgeweckt und sei misshandelt worden. Sie spricht von „Folter“. Beweisen ließ sich nichts davon.

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Ghislaine Maxwell und Jeffrey Epstein.

Ghislaine Maxwell und Jeffrey Epstein.

Maxwell muss private Details nicht offenlegen

Im Januar 2021 konnte Maxwell einen juristischen Erfolg verbuchen. Details über ihre sexuellen, einvernehmlichen Erfahrungen mit Erwachsenen dürften unter Verschluss bleiben. Konkret ging es um die Offenlegung einer Aussage Maxwells in einem Zivilverfahren 2016, das bereits abgeschlossen ist. Die entsprechenden Details unter Verschluss zu halten, sei durch Maxwells Interesse gerechtfertigt, sie privat halten zu wollen – „auch wenn das lüsterne Interesse mancher dadurch ungesättigt bleibt“, sagte die Richterin bei der Anhörung. Maxwells Anwälte hatten argumentiert, wenn die Aussage an die Öffentlichkeit komme, könne das ihre Chancen auf ein faires Verfahren im Fall Epstein mindern. Ende März 2021 wird die Anklage gegen Maxwell um weitere Punkte erweitert.

In der letzten Anhörung vor dem Prozessauftakt hatte Maxwell erneut alle Schuld abgestritten. „Ich habe keinerlei Verbrechen begangen“, sagte sie Anfang November.

Maxwell droht jahrzehntelange Haft

Am 29. November startete die Gerichtsverhandlung, in der sie selbst nicht aussagte. Im Prozess, der rund einen Monat dauerte, hatten vier Frauen angegeben, dass sie in den 1990er- und 2000er-Jahren in Anwesen von Epstein in Florida, New York und New Mexico im Teenageralter missbraucht worden seien. Maxwell wird am 29. Dezember 2021 in fünf von sechs Anklagepunkten schuldig gesprochen. Maxwell droht nun eine jahrzehntelange Haft. Wann das Strafmaß bekanntgegeben wird, ist noch unklar.

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Zu den Beweismitteln, die im Prozess präsentiert wurden, gehörten Bankunterlagen, wonach Epstein Maxwell, die später seine Angestellte war, 30,7 Millionen Dollar überwiesen hatte. Die vier Frauen sagten aus, Maxwell habe ihren Charme und Geschenke eingesetzt, um das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen. Maxwell habe sie dazu gebracht, Epstein zu massieren. Das sei dann zu einem sexuellen Akt geworden. Maxwell wurde auch vorgeworfen, sich direkt an sexuellem Missbrauch beteiligt zu haben.

Haben Sie Suizidgedanken? Dann wenden Sie sich bitte an folgende Rufnummern:

Telefonhotline (kostenfrei, 24 h), auch Auskunft über lokale Hilfsdienste:

(0800) 111 0 111 (ev.)

(0800) 111 0 222 (rk.)

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(0800) 111 0 333 (für Kinder / Jugendliche)

E-Mail unter www.telefonseelsorge.de

RND/nis mit AP

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