Nach Hochwasser: Umweltkatastrophe durch Autowracks und Heizöltanks droht – „Die Böden sind verseucht“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/DXNKNTU3WRFUJCRUMAEZ5TCZSQ.jpeg)
Kraftstoffe verschmutzen den Fluss Olef in Nordrhein-Westfalen nach der Flutkatastrophe in der Eifel.
© Quelle: David Young/dpa
Hannover. Die Wassermassen des Hochwassers haben viele Straßen verwüstet, Heizöl- und Autotanks sind leckgeschlagen, Schlieren von Benzin, Diesel und Öl sind auf Pfützen im Katastrophengebiet zu sehen. Immer wieder hatten Einsatzkräfte von THW und Feuerwehr in der Vergangenheit berichtet, dass eine Mischung aus Öl und Benzin auf den Gewässern beobachtet worden sei. Das Landesumweltamt (LANUV) in Nordrhein-Westfalen wurde schon kurz nach den ersten Überschwemmungen informiert, dass sich auf dem Rhein Ölschlieren gebildet hätten. Hinzu komme, dass bei den Überschwemmungen Heizöltanks und Rohre in Kellern leckgeschlagen seien und Kraftstoff aus den weggespülten Fahrzeugen ausgetreten sei.
Auch bei den Aufräumarbeiten besteht die Gefahr, dass Kraftstoff aus den Autowracks und Heizöl aus Tanks austritt, warnen Helferinnen und Helfer. „Hier ist Gefahrenpotenzial vorhanden“, sagt etwa Kranführer Karl-Heinz Bedau, der in Ahrweiler Fahrzeuge mit Totalschaden nach dem Unwetter auf Sammelplätzen stapelt, gegenüber der Agentur „Reuters“. Allerdings betont der ADAC gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), dass man von keinen größeren Kraftstoffaustritten bei den Aufräumarbeiten wisse. Die Herausforderungen seien vielmehr die Autos aus dem Schlamm zu bergen und die Masse an Fahrzeugen wegzuschaffen. Hybrid- und Elektrofahrzeuge werden gesondert gelagert. Doch bei besonders stark zerstörten Autos lasse sich nicht einmal erkennen, ob es sich um ein Elektromodell handele, so der ADAC.
Autos und Öltanks werden nach Hochwasser zum Risiko
Nach der Flutkatastrophe sind zahlreiche Fahrzeuge zerstört, die Schrottplätze haben längst ihre Kapazitäten ausgereizt. In Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden provisorische Sammelplätze für Schrott eingerichtet, auf denen Karl-Heinz Bedau Autowracks im Akkord stapelt. „Wenn Sie gesehen haben, wie die Autos in den Ortschaften gelegen haben, welche Kraft das Wasser hat, dann bersten natürlich auch Tanks beim Zusammenstoßen“, sagt Bedau und verweist darauf, dass dann auch Benzin, Diesel und Öl auslaufen können.
Aufräumarbeiten in Ahrweiler: auslaufende Tanks und Brandgefahr
Die Aufräumarbeiten in den Katastrophengebieten halten an. Viele Autos wurden völlig zerstört. Wegen der Mengen an Schrott wurden Sammelplätze eingerichtet.
© Quelle: Reuters
BUND: Diesel und Heizöl sind größte Gefahr
„Die größten Verschmutzungen gehen von ausgelaufenem Diesel und zerstörten Heizöltanks aus“, sagt Sebastian Schönauer, Sprecher des Arbeitskreises Wasser beim BUND gegenüber dem RND. Diesel und Heizöl seien gefährlich, während Benzin verdunstet und die Gefahr daher geringer sei. Schönauer warnt vor dem Ausmaß der Umweltfolgen nach den Überflutungen: „Die Böden sind verseucht und müssen abgetragen werden.“ Auch Auffangzonen des belasteten Wassers mittels Barrieren halte der Gewässerschutzexperte für sinnvoll.
„Die Gefahren sind schon lange bekannt. Es sind echte Schäden, die hier entstehen.“
Sebastian Schönauer,
Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser
Sicher ist, dass die Beseitigung der Umweltschäden viel Geld kosten wird. „Wenn die Kommunen nicht ordentlich sanieren, drohen ihnen hohe Strafen durch die Aufsichtsbehörden“, weiß BUND-Experte Schönauer. Er kritisiert seit 1999 immer wieder, dass Heizöltanks in Hochwasserrisikogebieten neu eingebaut und weiter verwendet werden. „Die Gefahren sind schon lange bekannt“, so Schönauer gegenüber dem RND. „Das Wasser ist durch Diesel und Heizöl so verschmutzt, dass Tiere und Pflanzen sterben“, erläutert er. Es seien echte Schäden, die hier entstehen. „Auch Menschen sind in Gefahr, wenn sie das stark kontaminierte Wasser trinken“, macht Schöner deutlich.
Dabei gibt es in einigen Bundesländern inzwischen ein Umdenken: In Bayern müssen Tanks gut geschützt, zum Beispiel eingemauert, und die Maßnahmen von den Behörden abgenommen werden. „Man weiß also um die Gefährlichkeit von Heizöl, tut aber nicht genug“, bringt es Schönauer auf den Punkt.
Greenpeace untersucht Böden und Gewässer nach Hochwasser
Die Gefahr von Kraftstoffen und Öl für die Umwelt sind lange bekannt, das Bundesumweltministerium schreibt zum Beispiel: „Bereits ein Liter Altöl reicht aus, um eine Million Liter Trinkwasser unbrauchbar zu machen.“ Aus diesem Grund dürfe Öl nie in den Abfluss oder gar in die Landschaft gelangen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace untersucht seit Dienstag (27. Juli) Böden und Gewässer in Hochwassergebieten auf Verunreinigungen durch Schadstoffe. „Die Gefahr für Menschen und Umwelt ist in den Hochwassergebieten noch lange nicht gebannt“, sagt Viola Wohlgemuth, Chemieexpertin von Greenpeace vor Ort. „Nach der verheerenden Zerstörung durch die Klimaflut haben sich Chemikalien und andere Schadstoffe mit den Wassermassen zum Teil unkontrolliert über eine große Region verteilt.“ Erste Ergebnisse sollen in den nächsten Tagen vorgestellt werden.
RND