Tod eines Schwarzen in Minnesota: Polizistin verwechselte Schusswaffe mit Taser
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Nachdem ein schwarzer US-Amerikaner bei einer Verkehrskontrolle in Brooklyn Center, Minnesota, ums Leben gekommen war, kommen nun weitere Details zum Hergang des Unglücks ans Licht.
© Quelle: imago images/MediaPunch
Brooklyn Center. Der tödliche Schuss auf einen Schwarzen bei einer Polizeikontrolle in Minnesota ist nach Angaben des Polizeichefs von Brooklyn Center aus Versehen abgegeben worden. Die Beamtin, die ihn abfeuerte, habe eigentlich eine Elektroschockpistole und nicht eine Schusswaffe benutzen wollen, sagte der Polizeichef des Vororts von Minneapolis, Tim Gannon, am Montag. Er sprach von einer „versehentlichen Entladung“.
Auf der Aufzeichnung der Körperkamera der Beamtin, die auf der Pressekonferenz gezeigt wurde, ist zu hören, wie sie „Taser! Taser! Taser!“ ruft. Nach einem einzelnen Schuss aus ihrer Handfeuerwaffe ist zu sehen, wie das Auto schnell davon fährt und die Beamtin sagt: „Heilige (Fluch), ich habe ihn erschossen.“ Gannon wollte die Beamtin nicht identifizieren. Er bezeichnete sie als ranghoch. Der Bürgermeister von Brooklyn Center, Mike Elliott, bezeichnete den Vorfalls als „zutiefst tragisch.“
Der Vorfall ereignete sich knapp ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd bei einer Polizeikontrolle in Minneapolis. Dort ging am Montag der Prozess gegen den weißen Polizisten, der Floyd fast zehn Minuten sein Knie auf den Hals drückte, in die dritte Woche.
Die Polizei von Brooklyn Center hatte zuvor mitgeteilt, der Schwarze sei am Sonntag in seinem Wagen angehalten worden. Weil ein Haftbefehl gegen den 20-Jährigen vorgelegen habe, hätten die Beamten versucht, ihn festzunehmen.
Der Fahrer fuhr den Angaben zufolge weiter, bevor er mit einem anderen Fahrzeug zusammenstieß. Eine Beifahrerin erlitt bei dem Unfall leichte Verletzungen. Ein Polizist wurde ebenfalls verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden, wie die Zeitung „Star Tribune“ berichtete.
Am Sonntagabend versammelten sich Demonstranten in der Nähe des Unfallorts. Sie trugen „Black Lives Matter“-Fahnen, sprangen auf Polizeifahrzeuge und gingen durch die Straßen. Vor einer Polizeiwache flogen Steine auf Beamte. In rund 20 Geschäfte wurde eingebrochen, wie der Leiter der Abteilung für öffentliche Sicherheit, John Harrington, erklärte. Die Nationalgarde sei aktiviert worden. Die Proteste dauerten seinen Angaben zufolge bis in den frühen Morgen.
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© Quelle: Lea Drabent/Reuters
Die Mutter des Getöteten sagte der „Star Tribune“, ihr Sohn habe sie angerufen, als die Beamten ihn gestoppt hätten. Sie habe noch eine Auseinandersetzung gehört, bevor das Gespräch abgebrochen sei. Als sie zurückgerufen habe, habe ihr die Freundin ihres Sohnes gesagt, dass er angeschossen worden sei. Eine Augenzeugin sagte, die Beamten hätten am Unfallort Erste Hilfe geleistet.
Die Polizei erklärte, die Beamten in Brooklyn Center seien mit Körperkameras ausgestattet. Auch die Kameras auf dem Armaturenbrett der Einsatzfahrzeuge seien wohl aktiviert gewesen.
RND/AP