Trauer und Tränen am Tatort in Hanau: “Wir kennen die Opfer alle jahrelang”

Polizisten und Rettungskräfte sind im Stadtteil Heumarkt in Hanau im Einsatz.

Polizisten und Rettungskräfte sind im Stadtteil Heumarkt in Hanau im Einsatz.

Hanau. Die Blutnacht von Hanau mit elf Toten – es ist ein Verbrechen, das die beschauliche und nur wenige Kilometer östlich von Frankfurt gelegene Stadt in ihrer jüngeren Geschichte noch nicht erlebt hat. Einer der Tatorte ist eine Shishabar am Heumarkt, einer Straße, die etwas am Rande der Innenstadt von Hanau mit seinen rund 100.000 Einwohnern liegt. Es ist keine schmucke Gegend, Spielhallen, Wettlokale und Döner-Imbissbuden prägen das Straßenbild – und am späten Mittwochabend auch Polizeisirenen, Blaulicht und Absperrband.

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Die Polizei fordert Passanten und Schaulustige auf, den Bereich zu verlassen. Beamte mit Maschinenpistolen sichern die Umgebung ab. Menschen stehen in der Nähe der mit Flatterband abgesperrten Bereiche und weinen. In der Gegend kurven wuchtige Sportkarossen umher.

Menschen haben Tränen in den Augen

Männer versammeln sich in mehreren Grüppchen nahe der Absperrungen. Die Stimmung pendelt zwischen Entsetzen, Sprachlosigkeit und Wut. Eine laut wehklagende Frau wird von Sanitätern in ein nahe gelegenes Hotel gebracht. Dort sitzen später im Frühstücksraum noch weitere Frauen versammelt, mit Tränen in den Augen.

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Die Nachricht von den Schüssen hat sich wie ein Lauffeuer über die sozialen Medien verbreitet. Anwohner posten mutmaßliche Videos vom Tatort, offenbar kurz nach der Tat aufgenommen.

Der zweite Tatort ist fast in Laufnähe, mit dem Auto sind es bis dahin nur etwa fünf Minuten. Der Kurt-Schumacher-Platz liegt in einem Wohnviertel. Dort befindet sich im Erdgeschoss eines Wohnblocks eine Art Kiosk, mit der Aufschrift “24/7 Kiosk” auf der großen Glasscheibe, auf einem Reklame-Leuchtschild steht “Arena Bar & Café”. Der Blick ins Innere ist versperrt, die Scheiben sind teils halbhoch mit orangefarbener Folie beklebt.

Auf dem Platz vor dem Café steht eine beschädigte Limousine, die Frontscheiben sind zum großen Teil mit Rettungsdecken abgedeckt. Später, die Spurensicherung läuft schon längst, wird ein Feuerwehrzelt, das auch als Sichtschutz dient, um das Auto herum aufgebaut.

Augenzeuge in Hanau: „Täter lief mit Waffe in der Hand die Straße entlang“
HANAU, GERMANY - FEBRUARY 20: A woman lights a candle at the scene outside the Midnight hookah bar, one of the sites of last night's shootings, on February 20, 2020 in Hanau, Germany. A total of 11 people are confirmed dead after an attacker reportedly shot nine people dead starting around 10pm in two different shisha bars in Hanau. Police later discovered the suspected shooter and another person dead in the suspect's apartment. (Photo by Lukas Schulze/Getty Images)

In Hanau hat ein Mann aus mutmaßlich rechtsradikalen Gründen zehn Menschen getötet. RND-Reporter Thorsten Fuchs hat vor Ort mit Augenzeugen gesprochen.

“Ich habe erst mal einen Schock bekommen”

Auch hier hat die Polizei die Gegend weiträumig gesichert, ein schwer bewaffneter Beamter steht dabei. Immer wieder fahren Einsatzwagen der Polizei zum Tatort, auch Krankenwagen fahren durch. Während tief in der Nacht unten auf dem Parkplatz die Spurensicherung läuft, sind manche Fenster in dem neunstöckigen Gebäude noch erleuchtet. Hier und da flimmert ein Fernseher.

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Nur wenige Menschen sind hier in der Nacht noch unterwegs, einige kommen aber bis an das Absperrband der Polizei. Sie seien Freunde oder Angehörige von den Opfern, berichten sie.

Unter ihnen ist auch ein 24-Jähriger, der nach eigenen Angaben der Sohn des Kioskbesitzers ist. Er sei bei der Tat nicht vor Ort gewesen, sein Vater auch nicht, wie er erst später erfahren habe. Als er von den Schüssen gehört habe, sei er sofort hergekommen. “Ich habe erst mal einen Schock bekommen.” Die Opfer seien Leute, “die wir jahrelang kennen”. Es seien zwei Mitarbeiter und eine Person, die er schon von klein auf kenne. Wer verübt solch ein Verbrechen? Der 24-Jährige ist ratlos: “Wir kennen so was nicht, wir sind auch nicht mit Leuten zerstritten. Wir können es uns gar nicht vorstellen. Es war ein Schock für alle.”

RND/dpa/seb

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