Studentin aus Kiel will gegen Verschleierungsverbot vorgehen

Eine Frau trägt einen Niqab. Der Niqab ist ein Gesichtsschleier, der von einigen muslimischen Frauen getragen wird.

Eine Frau trägt einen Niqab. Der Niqab ist ein Gesichtsschleier, der von einigen muslimischen Frauen getragen wird.

Kiel. Der Schleierstreit in Kiel verschärft sich weiter. Nachdem die Kieler Universität das Tragen von Burka (Vollschleier) und Niqab (Augen bleiben frei) verboten hatte, will die Kieler Studentin und Niqab-Trägerin Katharina K. „auf alle Fälle“ juristisch gegen diesen Verbotserlass vorgehen. Es hätten sich bereits „mehrere Anwälte“ dieses Falles angenommen. Finanzielle Unterstützung komme von einem Verein, „der sich für religiös Diskriminierte“ einsetze.

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Ein Uni-Dozent hatte die zum Islam konvertierte Studentin, die mit Gesichtsschleier zu einem Tutorium erschienen war, zur Abnahme aufgefordert, den Fall dann zur Entscheidung an die Hochschulleitung weitergegeben. Daraufhin erließ das Präsidium das Verbot der Gesichtsverschleierung. Begründung: Kommunikation in Forschung und Lehre beruhe nicht nur auf dem gesprochenen Wort, sondern auch auf Mimik und Gestik. Deshalb dürften Gesichtsschleier in Lehrveranstaltungen, Prüfungen und Gesprächen, die sich auf Studium, Lehre und Beratung beziehen, nicht getragen werden.

Katharina K.: Schleier-Verbot ist Eingriff in persönliche Entfaltung

Diese Argumentation der Kieler Uni-Leitung hält die 21-jährige Studentin für „überzogen, symbolisch und argumentativ haltlos“. Auf Nachfrage der Kieler Nachrichten erklärte sie schriftlich (ein persönliches Treffen lehnte sie ab): Das Grundgesetz spiegele ein Verständnis dieses Landes von persönlicher Freiheit, Toleranz und Diversität wider: „Und das lässt sich nicht mit einer universitären ’Richtlinie’ rechtlich aushebeln oder einschränken.“

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Jemand aufgrund eines religiösen Kleidungsstückes einen Bildungsgang zu verwehren, stelle einen Eingriff in die persönliche Entfaltung eines Menschen dar (Artikel zwei Grundgesetz). Zudem verstoße dies gegen die ungestörte Ausübung der Religion (Artikel vier).

Kieler Studentin war evangelikale Christin

Die nach eigenen Angaben vor etwa dreieinhalb Jahren zum Islam konvertierte Frau („...zuvor war ich evangelikale Christin“) betrachtet das Tragen einer Niqab „in allererster Linie als Gottesdienst, durch den ich mich Gott nähere“. Es gehöre zu ihrer Selbstbestimmung als Frau, „mich so zu kleiden, wie ich es für richtig halte.“

Ihre Hinwendung zum Islam begründet Katharina K. (21) so: Andere Weltanschauungen hätten ihr keine logischen und zufriedenstellenden Antworten auf grundlegende Fragen des Lebens liefern können. Nach „ehrlicher Auseinandersetzung“ mit dem Islam habe sie dann festgestellt, „dass der Koran nicht von einem Menschen erfunden werden konnte und der Prophet Muhammed ebenso nur die Wahrheit gesprochen haben muss“.

Durch die Beschäftigung mit dem Islam habe sich auch ihr Wissensstand ständig erweitert. Dies habe dann zur Erkenntnis geführt, „dass diese Bedeckung eine Tat ist, die Gott zufriedenstellt“. Islam-Gelehrte beurteilten die Verpflichtung zum Tragen einer Gesichtsverschleierung zwar unterschiedlich. „Einig sind sie sich aber, dass sie erwünscht ist.“

Zentralrat der Muslime: Gesicht zeigen an Schule und Uni ist unverzichtbar

Der Zentralrat der Muslime (ZMD) in Deutschland hatte dazu folgende Einschätzung abgegeben: Die Vollverschleierung von Frauen sei „kein einheitlich religiöses Gebot“. Schon vor zehn Jahren habe der ZMD klargemacht: „Im Unterricht – ob in der Schule oder an einer Uni – ist das Gesichtzeigen pädagogisch und lerntechnisch unverzichtbar.“

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Das sieht Katharina K. als angehende Ernährungswissenschaftlerin anders, die nach ihren Angaben das ganze Semester über „regelmäßig und problemlos allen Lehrveranstaltungen besuchte. Die meisten Professoren hätten ihr auf Nachfrage bestätigt, sie hätten durch der Verschleierung keinerlei Kommunikationshürden gesehen.

Auch aufgrund des noch laufenden Einigungsprozesses werde sie das Studium weder abbrechen, noch die Uni verlassen. Schließlich habe es zuvor keine Probleme gegeben und die allgemeine Situation sei gut gewesen: „Ich bin offen für jede nachvollziehbare Einigung, wenn sie ehrlich ist. Aber ich werde mich nicht von der Uni ausschließen oder ausschließen lassen.“

Ihre Zukunft sieht die Studentin nach wie vor „ganz entschieden“ im Studium Ernährungswissenschaft: Ich möchte immer noch die Ernährung der Menschen erforschen, sie beraten und damit Krankheiten vielleicht vorbeugen und bekämpfen.“

Von RND/Jürgen Küppers

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