Schweres Erdbeben vor Haiti: Zahl der Toten steigt auf mindestens 724

Haiti wurde von einem schweren Erdbeben getroffen.

Haiti wurde von einem schweren Erdbeben getroffen.

Port-au-Prince. Nach dem schweren Erdbeben in Haiti ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 724 gestiegen. 2800 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die Zivilschutzbehörde des Landes am Sonntag mit. Der Direktor der Behörde, Jerry Chandler, sagte, unter den Trümmern eingestürzter Häuser werde weiter fieberhaft nach möglichen Überlebenden gesucht.

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Chandler sagte bereits zuvor, dass einige Orte komplett dem Erdbeben gleichgemacht worden seien, Krankenhäuser könnten die vielen Verwundeten gar nicht mehr aufnehmen, vor allem in der Küstenstadt Les Cayes. „Das Wichtigste ist jetzt, so viele Überlebende wie möglich aus den Trümmern zu ziehen.“

Beben in geringer Tiefe - wie schon 2010

Henry sagte, die Not sei gewaltig. Das Internationale Rote Kreuz sei bereits im Einsatz, um für die Verwundeten zu sorgen. Such- und Rettungsmannschaften sollen in den betroffenen Gegenden nach weiteren Opfern und Überlebenden suchen. Man brauche aber auch Essen, Notunterkünfte und psychologische Betreuung. Mehrere Staaten boten Haiti Unterstützung an.

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Der Erdstoß hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 7,2. Er war damit ähnlich heftig wie das verheerende Beben im Jahr 2010, bei dem bis zu 300.000 Menschen ums Leben gekommen waren und Zehntausende weitere obdachlos wurden.

Wie 2010 ereignete sich auch das Beben am Samstag in einer relativ geringen Tiefe, was oft größere Schäden nach sich zieht. Das Zentrum des Bebens lag laut USGS in zehn Kilometern Tiefe und ereignete sich zwölf Kilometer entfernt von der Ortschaft Saint-Louis-du-Sud und 125 Kilometer von der Hauptstadt Port-au-Prince im Südwesten der Insel Hispaniola, auf der neben Haiti auch die Dominikanische Republik liegt.

Wir wissen immer noch nicht, wie viele Menschen unter den Trümmern sind.

Philippe Boutin

, stammt gebürtig aus der betroffenen Stadt Les Cayes

Ersten Berichten zufolge war Les Cayes besonders betroffen. Der 37-jährige Philippe Boutin, der aus der Küstenstadt stammt, aber in Puerto Rico lebt, sagte, dort sei gerade das Fest des Stadtpatrons gefeiert worden. Deswegen seien vermutlich mehr Menschen dort gewesen als üblich. Ein eingestürztes Hotel sei vermutlich voll belegt gewesen. „Wir wissen immer noch nicht, wie viele Menschen unter den Trümmern sind“, sagte er nach einem Telefonat mit Angehörigen vor Ort.

Auch wegen schlechter Internet-Abdeckung kamen Berichte über Schäden nur schleppend in Port-au-Prince an. Dass der Bezirk Martissant westlich der Hauptstadt von Verbrecherbanden kontrolliert werde, mache die Sache noch einmal schwerer, sagte Unicef-Sprecher Ndiaga Seck. „Niemand kann durch die Gegend reisen. Wir können nur drüberfliegen oder eine andere Route nehmen.“

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In Port-au-Prince rannten viele Menschen in Panik aus ihren Häusern. Die 34-jährige Naomi Verneus sagte, sie sei von dem Erdstoß am Morgen aus dem Schlaf gerissen worden. Ihr Bett habe gewackelt. „Ich hatte nicht einmal Zeit, mir die Schuhe anzuziehen“, sagte sie. „Wir haben das Beben von 2010 erlebt und alles, was ich tun konnte, war rennen. Erst danach fiel mir ein, dass meine zwei Kinder und meine Mutter noch drinnen waren. Mein Nachbar ging wieder rein und sagte ihnen, dass sie rauskommen sollen.“

Nach dem verheerenden Beben von 2010 wurde Haiti 2016 von Hurrikan „Matthew“ heimgesucht, Hunderte Menschen wurden damals getötet. Montagabend oder Dienstag dürfte Tropensturm „Grace“ Haiti erreichen, was die Such- und Rettungsarbeiten noch einmal erschweren und die Not verstärken könnte.

Zusätzlich zu den Naturkatastrophen hat Haiti auch mit rivalisierenden Verbrecherbanden und politischer Instabilität zu kämpfen. Erst im Juli wurde Präsident Jovenel Moïse ermordet. „Wir sind in Sorge, dass dieses Erdbeben nur eine weitere Krise zusätzlich zu jenen ist, mit denen das Land bereits konfrontiert ist“, sagte Jean-Wickens Merone von der Hilfsorganisation World Vision Haiti.

Hunderte Tote: Erdbeben erschüttert Haiti
14.08.2021, Haiti, Les Cayes: Menschen versammeln sich vor dem Hotel Petit Pas, das durch das Erdbeben in Les Cayes, Haiti, am Samstag, 14. August 2021, zerst��rt wurde. Ein Erdbeben der St��rke 7,2 hat Haiti am Samstag ersch��ttert. Das Epizentrum lag etwa 125 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, teilte der US Geological Survey mit. Foto: Joseph Odelyn/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Das Zentrum des Bebens der Stärke 7,2 lag nahe der Ortschaft Petit Trou de Nippes, etwa 150 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince.

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USA stellen Haiti Hilfe in Aussicht

Die USA haben dem Karibikstaat Haiti schnelle Hilfe in Aussicht gestellt. „Unsere Experten sind bereits vor Ort, um Schäden und Bedürfnisse zu bewerten“, schrieb die Leiterin der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe USAID, Samantha Powers, am Samstag auf Twitter. Man wolle nun schnell reagieren. US-Präsident Joe Biden sei über die Situation in Haiti informiert worden und habe darum gebeten, dass USAID die US-Reaktion koordiniere.

Haiti war im Jahr 2010 von einem schweren Erdbeben nahezu verwüstet worden. Im Zentrum des Erdbebens mit einer Stärke von 7,3 lag damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. Durch das Beben starben rund 222.000 Menschen, mehr als 300.000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause.

Die Schäden durch das Beben wurden auf 8 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) geschätzt. Der Wiederaufbau kam auch durch die politische Instabilität nur schleppend in Gang. Im Juli war Haitis Präsident Jovenel Moïse ermordet worden. Er wurde in seiner Residenz von einer schwer bewaffneten Kommandotruppe überfallen und erschossen worden.

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Starkes Erdbeben der Stärke 6,9 im Meer vor Alaska

Die US-Behörde USGS verwies auch auf ein starkes Erdbeben, das sich am Samstag vor der Südküste des US-Bundesstaates Alaska ereignet hatte. Es hatte die Region mit einer Stärke von 6,9 erschüttert.

„Trotz der zeitlichen Übereinstimmung zwischen diesen beiden Erdbeben macht der große Abstand zwischen diesen beiden Ereignissen eine kausale Beziehung unwahrscheinlich“, schrieb die Behörde.

RND/dpa/AP

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