Schwarzen mehrmals in den Rücken geschossen: Wer ist Jacob Blake?
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Aktivisten protestieren gegen Polizeigewalt und Rassismus.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Kenosha. Schüsse in den Rücken eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Wisconsin haben erneut Entsetzen und Proteste ausgelöst. Der 29-jährige Jacob Blake wurde am Sonntag in der Stadt Kenosha schwer verwundet in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach einigen Operationen, ist er inzwischen in einem stabilen Zustand, allerdings sei er von der Hüfte abwärts querschnittsgelähmt, sagte Blakes Vater der Chicagoer Zeitung “Sun-Times”. Was ist bislang über die Ereignisse vom Sonntag und über Jacob Blake bekannt?
Was ist über die Schüsse auf Jacob Blake bekannt?
Ein von einem Nachbarn aufgenommenes Handyvideo zeigt, wie Blake am Sonntagnachmittag zu seinem Auto geht, während ein Polizist ihm folgt und dabei auf seinen Rücken zielt. Als der Mann die Fahrertür öffnet und sich hinein beugt, packt der Polizist ihn am Hemd und feuert. Es sind sieben Schüsse zu hören. Was genau passiert ist, bevor die Videoaufnahme einsetzte, bleibt unklar.
Die Polizeidienststelle in Kenosha äußerte sich am Montag in einem Statement: “Die Schießerei ereignete sich, als Polizeibeamte aus Kenosha auf einen gemeldeten häuslichen Zwischenfall im Block 2800 der 40. Straße reagierten.” Dazu, ob Blake bewaffnet war, machte die Polizei keine Angaben – auch nicht dazu, warum das Feuer eröffnet wurde. Die beteiligten Beamten wurden nach Angaben des zuständigen Justizministeriums vom Montag beurlaubt. Die Ermittlungen liefen noch. Aus dem Weißen Haus hieß es, Justizminister William Barr habe den Fall im Blick.
Der Familienanwalt und bekannte Zivilrechtler Ben Crump gab ebenfalls eine Stellungnahme ab, darin steht unter anderem: “Blake half dabei, einen häuslichen Zwischenfall zu deeskalieren, als die Polizei ihre Waffen zog und ihn taserte. Als er zurückging, um nach seinen Kindern zu sehen, schoss ihm die Polizei aus purer Wut mehrmals in den Rücken.”
Wer ist Jacob Blake?
Jacob Blake wuchs laut dem TV-Sender “ABC7Chicago” in der Stadt Evanston im US-Bundesstaat Illinois auf – rund sechs Kilometer entfernt von Chicago. Sein Großvater, der schon 1976 starb, war führender Pfarrer in einer Kirche in Evanston und in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung aktiv, so die Zeitung “Chicago Tribune”. In den 1960er und 1970er Jahren kämpfte sein Großvater für einen gerechten Wohnungsmarkt. Aufgrund seines Engagements tragen zwei Seniorenheime sogar den Namen von Blakes Großvater.
Der Onkel des 29-Jährigen, Justin Blake, sagte der “Chicago Tribune”, dass sein Neffe seine Heimatstadt vor einigen Jahren verlassen habe, um nach Kenosha in Wisconsin zu ziehen – “für einen Job und seine Familie”. Blake hat sechs Kinder – so steht es in dem Spendenaufruf seiner Familie, bei dem bereits umgerechnet mehr als 500.000 Euro für medizinische Rechnungen gesammelt wurden. Seine Verlobte Laquisha B. war Zeugin der Schüsse, wie sie dem Lokalsender “TMJ4″ am Sonntag sagte. “Sie haben mehrmals grundlos auf ihn geschossen”, so seine Lebensgefährtin.
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Verfahren gegen Jacob Blake
USA: Unruhen nach Schüssen auf Afroamerikaner Jacob Blake
Demonstranten zündeten Fahrzeuge an und warfen Molotowcocktails und Ziegelsteine. Die Behörden ließen öffentliche Gebäude in der Stadt schließen.
© Quelle: Reuters
Blake ist in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt geraten: Gegen ihn läuft momentan ein Verfahren wegen sexueller Nötigung dritten Grades, unbefugtem Betretens und ungebührlichem Verhaltens im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Am 7. Juli wurde deswegen ein Haftbefehl gegen ihn erlassen, berichtet die Zeitung “Chicago Tribune”. Ob der Polizist, der am Sonntag auf Blake geschossen hat, davon wusste, ist unklar. Auch die lokale Nachrichtenseite “Racine County Eye” berichtete im Jahr 2015 von einem Vorfall, bei dem Blake in einer Bar eine Waffe gezogen haben soll.
Vor allem rechtsgerichtete Kommentatoren aus den USA, darunter der Journalist Andy Ngô, verbreiten diese Informationen in den sozialen Medien. Auch Donald Trump Jr., der Sohn des US-Präsidenten Donald Trump, teilte den Tweet von Ngô bei Twitter.
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Doch Stimmen häufen sich, dass die vergangenen mutmaßlichen Straftaten Blakes für den aktuellen Fall nicht relevant seien. So kommentiert beispielsweise die Journalistin Nylah Burton in der Zeitung “The Independent”, es sei unwichtig, ob Jacob Blake ein Verbrechen begangen habe. “Wir verdienen es nicht, hingerichtet zu werden, ganz gleich, was wir getan haben”, sagt sie.
RND mit AP und dpa