„Herrlich gruselig“: Die Liebe der Neuseeländer zu ihren Riesenheuschrecken

Eine Cookstrassen-Riesenweta auf einer Hand.

Eine Cookstrassen-Riesenweta auf einer Hand.

Wētās haben etwas Archaisches an sich: Die riesenhaften Heuschrecken mit ihren staksigen Beinen und langen Fühlern gelten als die „Dinosaurier der Insektenwelt“. Denn es gab sie schon, bevor die wahren Dinosaurier die Erde bevölkerten. Die rund 70 unterschiedlichen Arten sind alle in Neuseeland endemisch, sprich: Es gibt sie nur in dem pazifischen Inselstaat.

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Früher bevölkerten die Wētās Wälder, Wiesen, Höhlen und alpines Gelände in Neuseeland, doch mit dem Einschleppen ausländischer Schädlinge und dem zunehmenden Rückgang des Lebensraumes aufgrund der Milchwirtschaft haben die Insekten schwer gelitten.

16 der neuseeländischen Wētā-Arten sind gefährdet

16 der neuseeländischen Wētā-Arten sind inzwischen gefährdet und viele andere gelten als bedroht. Die größte Art, die sogenannte Wētāpunga, kam früher beispielsweise häufig auf der neuseeländischen Nordinsel vor, doch inzwischen ist sie nur noch auf einer Insel, einem schädlingsfreien Schutzgebiet vor der Ostküste des Landes, zu finden.

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Die missliche Lage des ikonischen Insekts hat jedoch etliche Neuseeländer auf den Plan gerufen. „Ich denke, die Leute schätzen sie sehr“, sagte Holly Neill, eine Naturschützerin und Naturfotografin, der australischen Ausgabe des „Guardian“. Viele Neuseeländerinnen und Neuseeländer seien inzwischen stolz darauf, Wētās im Garten zu haben, sagte sie. Denn es zeige eine gewisse „Wertschätzung der Natur“.

Mehr Bewusstsein für den Naturschutz

Laut Warren Chinn, einem Ökologen beim neuseeländischen Umweltministerium, verdanken die Tiere die gesteigerte Aufmerksamkeit, die ihnen derzeit in Neuseeland zuteil wird, zudem dem Fakt, dass immer mehr Neuseeländer und Neuseeländerinnen eine Hochschulbildung und mehr Bewusstsein für den Naturschutz haben. Für Letzteres seien die sozialen Medien und das Internet ein „außerordentlicher Segen“ gewesen, urteilte er.

Im Internet kann man beispielsweise nachlesen, wie man Wētās in seinen Garten lockt und sicherstellt, dass sie gut gepflegt werden. Auf der Seite des neuseeländischen Umweltministeriums gibt es genaue Anleitungen, wie man sogenannte Wētā-Motels baut, in denen sich die Rieseninsekten besonders wohlfühlen. „Ein Wētā-Motel ist im Wesentlichen ein netter trockener Hohlraum, in den Wētās hineinkriechen, um vor Raubtieren wie Ratten, Mäusen, Hermelinen, Katzen, Vögeln und Igeln sicher sein zu können“, heißt es dort.

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Heuschreckenunterkunft im Garten

Um solch eine Heuschreckenunterkunft zu bauen, brauche es nur Bambus oder eine andere einfache Holzstruktur. Ein simples Motel lässt sich beispielsweise bauen, indem man einen großen Bambusstab in Abschnitte schneidet, sodass die Bambusverbindung das Dach des Motels bildet. Danach kann das Bambusstück mit einem Kabelbinder oder einem Stück Schnur vertikal an einen Baum gebunden werden. Damit ist das Wētā-Motel auch schon bezugsfertig.

Da viel natürlicher Lebensraum verloren gegangen ist, sei der Bedarf an solchen Konzepten groß, wie Paul Barrett, ein Wētā-Tierpfleger der Wellington Zoological Gardens, in mehreren Aufsätzen auf der Seite des Umweltministeriums deutlich macht. Barrett beschreibt in seinen Ausführungen, wie interessant es sei, die ungewöhnlichen Tiere zu beobachten. Beispielsweise würden sie über verschiedenste Arten miteinander kommunizieren. Ihre Geräusche seien „oft die ganze Nacht über im Busch zu hören, manchmal sogar bis zum Morgengrauen“. Klänge würden dabei auf verschiedene Arten erzeugt, wie Barrett erklärt. Eine Methode bestehe beispielsweise darin, die Hinterbeine anzuheben und sie kräftig an den Seiten des Bauches hinunter zu streichen.

Neuseeländer werden zu Wētā-Fans

Mit seinen Beschreibungen scheint der Tierpfleger viele seiner Landsleute zu Wētā-Fans gemacht zu haben. Auch sein Lektor, dessen Name als G.W. Ramsay angegeben ist, schreibt in einer Randbemerkung, dass er hoffe, dass Barretts Artikel mehr Menschen dazu bringen würden, die oft geschmähten Wētās nicht mehr mit Angst und Entsetzen zu betrachten, sondern doch mal genauer hinzuschauen. „Sie sind faszinierende und sehr interessante Tiere, die viel zur Qualität und zum Genuss des neuseeländischen Ökosystems beitragen.“

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Auch der Ökologe Chinn bestätigt dies und nennt die Riesenheuschrecken „faszinierende Kreaturen“. Allerdings erinnern seine Beschreibungen ein wenig an die albtraumartigen Plagen, die schon in der Bibel Erwähnung fanden: Denn wenn man in so ein Wētā-Motel hineinschaue und es darin von den Insekten mit ihren langen stacheligen Beine nur so wimmele, dann sei dies „herrlich gruselig“, meinte er.

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