Bericht: Ehemalige „Bild“-Mitarbeiterin will Springer verklagen
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Julian Reichelt, ehemaliger Chefredakteur der „Bild“, soll seine Macht für sexuelle Verhältnisse missbraucht haben (Archivbild).
© Quelle: J��rg Carstensen/dpa
Dem Medienkonzern Axel-Springer droht wegen Julian Reichelt ein teurer Rechtsstreit. Eine Frau, die mit dem einstigen „Bild“-Chefredakteur eine Affäre hatte, will den Verlag in den USA verklagen. Nach Informationen von „Zeit Online“ hat sie an einem kalifornischen Gericht eine Klage eingereicht, die elf Beschuldigungen beinhaltet. Sie wirft dem Verlag vor, „sich der sexuellen Belästigung, Vergeltungsmaßnahmen, unfairer Entlohnung sowie Beihilfe zu Belästigung schuldig gemacht zu haben“, heißt es in dem Bericht.
Bekommt die Frau Recht, könnte der Axel-Springer-Verlag demnach zu einer hohen Schadenersatzzahlung gezwungen werden. Die Vereinigten Staaten haben deutliche strengere Richtlinien für den Umgang von Vorgesetzten mit ihren Angestellten. In ähnlichen Fällen hatten häufig die Klägerinnen recht bekommen.
Der Klage zufolge soll die junge Frau 2015 über ein Praktikum in die Redaktion der „Bild“ gekommen sein. Später habe sich ein sexuelles Verhältnis zwischen ihr und Reichelt entwickelt. Dieser soll die Affäre nach einigen Wochen beendet und die Klägerin aufgefordert haben, alle Chatnachrichten zu löschen. Reichelt soll gesagt haben, wenn man sie zusammen sehe, verlören beide ihren Job. Dieser widersprach der Darstellung gegenüber „Zeit Online“.
Reichelt wurde 2021 von seinen Aufgaben entbunden
Der Medienkonzern Axel Springer hatte Reichelt im Oktober 2021 von seinen Aufgaben entbunden. Der 41-Jährige stand davor mehrere Jahre an der Spitze von Deutschlands größtem Boulevardblatt. Dem Abgang waren ein internes Verfahren gegen den Journalisten und zuletzt auch Presserecherchen vorausgegangen.
Der Medienkonzern Axel Springer, zu dem die Marken „Bild“ und „Welt“ gehören, hatte im Frühjahr 2021 das interne Verfahren gegen Reichelt angestoßen. Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz.
Der Konzern kam zum Schluss, dass Reichelt eine zweite Chance bekommen sollte. Die US-Zeitung „New York Times“ hatte dann im Oktober einen Bericht über Reichelt und den Konzern veröffentlicht. Zudem hatte ein Investigativteam bei der Ippen-Mediengruppe monatelang recherchiert. Die Ergebnisse flossen zum Teil in einen „Spiegel“-Bericht ein.
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Paukenschlag bei Springer: Warum Julian Reichelt nicht mehr „Bild“-Chefredakteur ist
Seine Amtszeit dauerte keine vier Jahre: Julian Reichelt ist bei „Bild“ als Chefredakteur Geschichte. Zum Verhängnis wurde ihm offenbar das eigene Verhalten – und eine Story, die nie erschienen ist. Doch auch Springer-Chef Mathias Döpfner und Verleger Dirk Ippen machen keine gute Figur.
Springer: Reichelt konnte Privates und Berufliches nicht klar trennen
Das Ende der Zusammenarbeit mit Reichelt hatte Springer im Oktober so begründet: „Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat.“
RND/sf mit dpa
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