Regierung teilt Libanon mit Sommerzeitverspätung in zwei Zonen
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Die Mohammad-Al-Amin-Moschee in der libanesischen Hauptstadt Beirut.
© Quelle: imago/robertharding
Beirut. Eine von der Regierung im letzten Augenblick angeordnete Verschiebung des Sommerzeitbeginns hat den Libanon in ein Durcheinander gestürzt. Während einige Institutionen sich am Sonntag an die Regierungsvorgabe hielten, stellten andere ihre Uhren um, was dazu führte, dass zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner selbst entscheiden mussten, nach welcher Zeit sie sich richten. Viele mussten zwischen verschiedenen Arbeits- und Schulzeiten hin- und herjonglieren.
Normalerweise beginnt die Sommerzeit im Libanon wie auch in den meisten europäischen Staaten am letzten Sonntag im März. Am Donnerstag jedoch verkündete die Regierung des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Nadschib Mikati, in diesem Jahr beginne die Sommerzeit erst am 21. April. Einen Grund nannte sie nicht.
Parlamentspräsident Berri bittet um Verschiebung
Doch kursierte ein Video, in dem Parlamentspräsident Nabih Berri den Regierungschef um die Verschiebung bittet, damit die Muslime im Land während des Fastenmonats nicht so lange auf das Abendessen warten müssen. Mikatis Hinweis, dass dies die Fluggesellschaft in Schwierigkeiten bringen werde, wies Berri zurück. Gläubige Muslime dürfen im Ramadan erst nach Sonnenuntergang essen. Wegen der Sommerzeit müssen sie aber eine Stunde früher aufstehen.
Öffentliche Institutionen sind offiziell zwar an die Entscheidung der Regierung gebunden. Doch viele private Einrichtungen, darunter Fernsehsender, Schulen und Unternehmen, kündigten an, die Entscheidung zu ignorieren und ihre Uhren am Sonntag auf Sommerzeit umzustellen.
Zur gleichen Zeit an zwei Orten
Die japanische NGO-Mitarbeiterin Haruka Naito sagte, sie müsse am Montag zur gleichen Zeit an zwei Orten sein. Für 8.00 Uhr habe sie einen Behördentermin wegen ihrer Aufenthaltspapiere. Um 9.00 Uhr beginne ihr Arabischkurs. Die Behörde halte sich an die Regierungsvorgabe, das Arabisch-Institut stelle dagegen auf Sommerzeit um.
Die Fluggesellschaft Middle East Airlines behalf sich damit, alle Abflugzeiten von Beirut um eine Stunde vorzuverlegen. Die beiden großen Mobiltelefongesellschaften des Landes forderten ihre Kunden auf, die Uhrzeit je nach Wunsch selbst umzustellen. Auf vielen Handys stellte sich die Zeit jedoch automatisch eine Stunde vor.
Christen stellen Uhren vor
Bisweilen nahm der Zeitstreit religiöse Züge an. Viele christliche Politiker und Institutionen kündigen an, ihre Uhren vorzustellen, darunter die Maroniten als größte Kirche des Landes. Einige sprachen bereits von christlicher und muslimischer Zeit im Libanon, doch auch einige Muslime wollten bei der Regierungsvorgabe nicht mitmachen. Sie argumentierten, weil das Fasten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dauert, sei die Zeit, in der nicht gegessen werden darf, immer gleich lang.
RND/AP