Proteste nach tödlichen Polizei-Schüssen auf schwarzen Radfahrer
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Luftballons, Kerzen und Blumen werden zum Gedenken an Dijon Kizzee hinterlassen, wo er am Tag zuvor von den Abgeordneten des Sheriffs von Los Angeles im Stadtteil Westmont tödlich erschossen wurde.
© Quelle: Stefanie Dazio/AP/dpa
Los Angeles. Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen schwarzen Radfahrer haben in Los Angeles Menschen friedlich protestiert. Mehr als 100 Menschen versammelten sich am Montagabend vor einem Sheriffbüro in der Nähe des Tatortes, einige riefen “Nennt seinen Namen” und “Keine Gerechtigkeit, kein Frieden”, wie die “Los Angeles Times” berichtete. Die Bewegung “Black Lives Matter” plante für Dienstagabend einen Protestmarsch vom Tatort zur Polizeistation.
Dijon Kizzee war am Montagnachmittag auf einem Fahrrad unterwegs gewesen und von der Polizei wegen eines Verkehrsdelikts angehalten worden. Er habe versucht, wegzulaufen, einen Polizisten geschlagen und dann ein Bündel fallengelassen, in dem auch eine Waffe war, berichteten Behörden und Verwandte des 29-Jährigen. Dann erschoss die Polizei ihn den Berichten zufolge. Polizist Brandon Dean sagte der "Los Angeles Times", Ermittler hätten die beiden involvierten Polizisten noch nicht befragt, jedoch war Kizzee "im Besitz einer Schusswaffe und hat einen Polizisten angegriffen".
Erst vor wenigen Tagen war in Kenosha (Bundesstaat Wisconsin) ein schwarzer Mann, Jacob Blake, mehrfach von Polizisten in den Rücken geschossen worden, er ist nun querschnittsgelähmt. Im Anschluss wurde dort ebenfalls gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. Im Mai war der Schwarze George Floyd in Minneapolis (Bundesstaat Minnesota) in Polizeigewalt getötet worden.
Erneut Afroamerikaner bei Polizeieinsatz gestorben
Proteste sind am Montagabend in Los Angeles ausgebrochen, nachdem erneut ein Afroamerikaner bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen war.
© Quelle: Reuters
Onkel warnte Neffen vor Angriffen
Kizzees Familie und Freunde richteten am Tatort einen Gedenkort ein. In dem Viertel Westmond legten sie Blumen, Luftballons und Kerzen neben dem Ort ab, wo Sanitäter blaue Handschuhe und Verbandszeug hinterlassen haben. Die Polizei hat Kizzees Namen noch nicht offiziell bestätigt, doch zwei Familienangehörige bestätigten seine Identität. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP beschrieben sie Kizzee als einen energtischen Mann mit vielen Freunden.
"Ihr kümmert euch um Hunde, ihr kümmert euch nicht um uns", warf seine Tante, Fletcher Fair, der Polizei vor. "Er war ein süßer und liebevoller junger Mann. Er hatte sein ganzes Leben vor sich und es wurde von bösartigen Sheriffs beendet." Kizzees Onkel Anthony Johnson (33) sagte, sie seien zusammen aufgewachsen und wie Brüder gewesen. Er habe seinen Neffen oft gewarnt, dass er als schwarzer Mann besonders vorsichtig sein müsse. "Du hast eine Zielscheibe auf dem Rücken, nur weil du du bist", habe er ihm erst vor einigen Wochen gesagt. "Er sagte, "ja, alles klar, Onkel", wie er es immer gesagt hat."
Noch keine Zeugen angehört
Nachbar Arlander Givens (68) fragte sich, weshalb die Polizisten auf einen Mann schossen, der nach Polizeiangaben keine Waffe in seiner Hand hielt. "Wenn er danach gegriffen hätte, das wäre anders", sagte Givens der "Los Angeles Times". "Aber wenn sie am Boden liegt, warum schießen? Das bedeutet, dass er unbewaffnet war."
Zeugen sind nach Angaben von Polizist Dean noch nicht angehört worden und auch Überwachungs- oder Handyvideos sind noch nicht gesichtet worden. "Geben Sie uns Zeit, unsere Ermittlungen durchzuführen", sagte Dean. "Wir werden alle Fakten in dem Fall zusammen bekommen und sie zu gegebener Zeit präsentieren."
Die Polizei von Los Angeles, die größte des Landes, hat keine Bodycams für die Beamten. Dies ändert sich jedoch bald. Am Dienstag wurden die entsprechenden finanziellen Mittel dafür genehmigt und die ersten Polizisten sollen im Oktober damit ausgestattet werden.
RND/AP