Prinz Ernst August junior will sein Schloss doch nicht verkaufen
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Ernst August von Hannover junior.
© Quelle: Holger Hollemann/dpa
Hannover. Ernst August von Hannover junior wird das sanierungsbedürftige Schloss Marienburg doch nicht an die öffentliche Hand verkaufen. "Ziel ist, Schloss und Inventar so bald wie möglich in eine gemeinnützige Stiftung zu überführen", teilte der 35-Jährige am Montag mit. Ursprünglich hatte er vor, das neugotische Bauwerk südlich von Hannover für einen Euro an eine Tochter der Klosterkammer abzugeben. Doch nachdem Ernst August senior die Schenkung der Marienburg "wegen groben Undanks" widerrufen hatte, lag der Ende November vorgestellte Deal mit der Landesregierung auf Eis.
Die Einwände seines Vaters entbehrten aus seiner Sicht jeder Grundlage, erklärte der Junior. Sie dürften aber zeitnahen Schritten zum Erhalt der Marienburg und der rund 60 Arbeitsplätze nicht im Wege stehen. Der Besichtigungs-, Gastronomie und Veranstaltungsbetrieb solle so schnell wie möglich von den Unternehmern Carl Graf von Hardenberg und Nicolaus von Schöning übernommen werden, erklärte der Adlige. Eine Reaktion von Ernst August senior auf die anvisierte Stiftung gab es zunächst nicht.
Sanierungsbedarf des maroden Schlosses liegt bei 27,2 Millionen Euro
Niedersachsens Kulturminister Björn Thümler präsentierte am Montag im Landtags-Ausschuss für Wissenschaft und Kultur die neue Lösung. Dabei stellte der CDU-Politiker klar, dass Ernst August senior einem vom Land in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten zufolge keinen Anspruch auf eine Rückübertragung des Schlosses habe. Allerdings könne Ernst August junior mit Blick auf seine eigenen Kinder das Schloss nicht unentgeltlich und auch nicht für einen Euro veräußern. Das gehe aus den Erbverträgen hervor. Details wollte der Minister nicht nennen.
Thümler geht davon aus, dass die neue Stiftung, in die das Bauwerk und Inventar im Wert von sechs Millionen Euro einfließen sollen, innerhalb des nächsten Dreivierteljahres gegründet werden kann. Das Land werde im Kuratorium der Stiftung vertreten sein. „Es fließt von uns kein Geld in die Stiftung rein“, betonte der Minister.
Ein 2018 überarbeitetes Gutachten beziffert den Sanierungsbedarf des maroden Schlosses auf 27,2 Millionen Euro. Der Bund will die Hälfte aus seinem Kulturetat geben, 16,1 Millionen Euro will das Land Niedersachsen finanzieren. „Das ist ein Deckel. Wir sind nicht in Berlin und bauen keinen Flughafen“, betonte Thümler.
Der junge Prinz hat kein Geld für die Sanierung des Schlosses
Der junge Prinz hatte mehrfach betont, kein Geld für die Sanierung zu haben. Das als "Neuschwanstein des Nordens" vermarktete Bauwerk zieht jährlich etwa 200.000 Besucher an. Ernst August senior erklärte dagegen, er habe seinen Sohn auskömmlich versorgt. Unabhängig von der noch zu gründenden Stiftung erwirbt das Land sofort mit Hilfe von Stiftungen für zwei Millionen Euro 140 Gegenstände aus der Marienburg. Der Eigentümer werde davon Schulden abbezahlen, erklärte Thümler.
Die Fraktionen von FDP und Grüne, die den ursprünglichen Deal heftig kritisiert hatten, bleiben skeptisch. „Bislang sind noch zu viele Fragen offen“, sagte die kulturpolitische Sprecherin der FDP, Susanne Schütz. „Es muss sichergestellt werden, dass dieses Projekt finanziell kein Fass ohne Boden für Niedersachsen wird.“ Auch die Kulturexpertin der Grünen, Eva Viehoff, meinte: „Die Argumente von Minister Thümler überzeugen nicht.“
Von RND/dpa