„Post mit Herz“: Briefe und Karten gegen die Einsamkeit in Corona-Zeiten
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Seniorin Liselotte Fabian (93) hält einen Brief, den sie im Rahmen der Aktion "Post mit Herz" erhalten hat.
© Quelle: Daniel Reinhardt/dpa
Hamburg. Strahlend hält Liselotte Fabian ihren Oster-Brief in den Händen. Ein kleiner brauner Hase und bunte Ostereier schmücken den Umschlag. „Ich freue mich so sehr über die Post“, erzählt die 93-Jährige. Schon zu Weihnachten hatte die alte Dame einen Brief von einem unbekannten Absender erhalten. „Das war ein großer Glücksmoment“, sagt die 93-Jährige, deren Verwandte in den USA leben und sie daher wegen der Corona-Pandemie nicht besuchen können. Die Hamburgerin ist schon sehr gespannt, wer ihr diesmal geschrieben hat - und will auf jeden Fall auch wieder antworten.
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Günter Kassühlke, Leiter der Alten- und Pflegeeinrichtung der Ernst & Claere Jung Stiftung, überreicht der Seniorin Liselotte Fabian (93) im Rahmen der Aktion "Post mit Herz" Briefe.
© Quelle: Daniel Reinhardt/dpa
Im November hatten neun junge Menschen aus Hamburg die ehrenamtliche Aktion „Post mit Herz“ ins Leben gerufen. „Wir wollten etwas Gutes tun“, sagt Mitgründerin Rumi Kirjakov der Deutschen Presse-Agentur. „Da in der Corona-Pandemie viele Menschen sozial isoliert wurden, wollten wir sie mit lieben Worten unterstützen.“ Zusammen mit ihren Mitstreitern schrieben sie soziale Einrichtungen an, ob sie Lust hätten, mitzumachen und starteten einen Aufruf im Internet.
Briefe vermitteln klare Botschaft
„Die Resonanz war unglaublich“, sagt die 33-Jährige. Bis Weihnachten beteiligten sich deutschlandweit 19.000 Briefeschreiberinnen und Briefeschreiber, mehr als 36.000 Briefe und Karten konnten zu Weihnachten an 367 soziale Einrichtungen wie Altenheime, Behinderten- und Obdachloseneinrichtungen geschickt werden. „Dass das so gut angenommen wird und wir so viele Menschen glücklich machen können, hätten wir nicht gedacht“, sagt Kirjakov. Mittlerweile seien durch die Briefe sogar Brieffreundschaften entstanden, auch die Schreiber hätten sich durch die Aktion nicht mehr so einsam gefühlt.
„Die Briefe vermitteln die Botschaft: Hier denkt jemand an Dich, auch wenn wir uns nicht kennen“, sagt Kirjakov. Das gebe vielen Menschen während der Corona-Pandemie Hoffnung und Zuversicht. Deshalb sei schnell klar gewesen, dass die Aktion „Post mit Herz“ auch zu Ostern weitergeführt werden soll. „Viele Einrichtungen waren begeistert und wollten wieder mitmachen“, sagt die Künstlerin. Die Kontaktaufnahme über das Internet sei sehr leicht: Einfach anmelden, Adresse der Einrichtung erhalten, einen Brief schreiben und abschicken.
Auch der Leiter der Ernst und Claere Jung Stiftung, Günter Kassühlke, ist von „Post mit Herz“ begeistert. „Die Aktion ging durch die Decke“, erzählt er. Zu Ostern hätten sie nicht nur Briefe aus ganz Deutschland, sondern sogar zwei Briefe aus den USA erhalten - und ein Danke-Päckchen an die Mitarbeiter. „Viele Bewohner waren freudig überrascht und gerührt“, sagt Kassühlke. Manche hätten die Briefe gemeinsam geöffnet und zusammen vorgelesen. Zu Ostern sei die Freude sogar noch größer, „weil die Menschen trotz der Corona-Müdigkeit weitermachen“. Über die geplante Fortsetzung der Aktion freut er sich, „weil ich sehe, was das mit den Menschen macht“.
RND/dpa