Kirchenoberhaupt in Klinik

In Rom drohen Osterfeiern ohne den Papst

Papst Franziskus (2. v. r.) wird am Ende der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in sein Auto geholfen, während Massimiliano Strappetti (l.), persönlicher medizinischer Betreuer des Papstes, seinen Stock hält.

Papst Franziskus (2. v. r.) wird am Ende der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in sein Auto geholfen, während Massimiliano Strappetti (l.), persönlicher medizinischer Betreuer des Papstes, seinen Stock hält.

Rom. Am Donnerstagmittag kam aus dem Vatikan so etwas wie eine Entwarnung: „Der Heilige Vater hat sich in der Nacht gut ausruhen können, und sein klinischer Zustand befindet sich in progressiver Verbesserung“, ließ Vatikansprecher Matteo Bruni verlauten. Am Morgen habe Franziskus gefrühstückt, einige Zeitungen gelesen und die Arbeit wieder aufgenommen. Am Abend zuvor hatte das vatikanische Presseamt gemeldet, dass der Papst Schwierigkeiten mit der Atmung habe und eine Infektion der Lungen festgestellt worden sei. Italienische Medien, die sich auf Quellen in der Klinik beriefen, berichteten außerdem von Herzproblemen und einem starken Druck auf dem Brustkorb, den Franziskus verspürt habe. Das tönte alles sehr viel ernster, als es eine erste vatikanische Verlautbarung am Mittwochnachmittag suggerieren wollte: Diese sprach im Zusammenhang mit der Hospitalisierung verharmlosend von „zuvor geplanten Untersuchungen“. In Wahrheit war der Papst notfallmäßig mit der Ambulanz in die Gemelli-Klinik gebracht worden.

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Die neue gesundheitliche Krise des katholischen Kirchenoberhaupts ist überraschend gekommen: Zur Mittagszeit hatte Franziskus auf dem Petersplatz noch wie jeden Mittwoch seine Generalaudienz gehalten, den Tausenden versammelten Gläubigen zugewinkt und Kinder auf die Stirn geküsst. Allerdings hatte der Papst Mühe beim Ein- und Aussteigen aus dem Papamobil; das Foto einer Presseagentur zeigte sein schmerzverzerrtes Gesicht, das am Donnerstag auf den meisten Frontseiten der italienischen Zeitungen prangte.

Kann der Papst die Osterfeierlichkeiten leiten?

Nach seiner Rückkehr in das vatikanische Pilgerheim Santa Marta, wo Franziskus wohnt, hat sich sein Zustand dann offenbar verschlechtert. Zuletzt war der Papst im Juli 2021 zu einem längeren Spitalaufenthalt gezwungen gewesen, als ihm wegen einer Darmentzündung (Divertikulitis) in einer mehrstündigen Operation ein 33 Zentimeter langes Stück des Dickdarms entfernt werden musste.

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Die erneute Hospitalisierung hat im Vatikan die Sorge aufkommen lassen, ob Franziskus in der Lage sei, die kommenden Osterfeierlichkeiten zu leiten. Das Osterprogramm ist für den Papst das am meisten befrachtete des ganzen Jahres: Es beginnt mit der Palmsonntag-Messe am kommenden Sonntag, geht weiter mit den Feiern und der Fußwaschung am Gründonnerstag und der Kreuzweg-Prozession beim Kolosseum an Karfreitag. Am Samstagabend steht eine Messe im Petersdom auf dem Programm. Zum Abschluss erfolgt am Ostersonntag die große Messe mit dem Segen für die Stadt und dem Erdkreis („Urbi et Orbi“) auf dem Petersplatz. Für einen 86-Jährigen mit angeschlagener Gesundheit erscheint dies alles als etwas zu viel.

Unabhängig davon haben gestern auf dem Petersplatz die Vorbereitungen für die Messe an Palmsonntag begonnen. Aus der Klinik hieß es zunächst, der Papst habe sich so gut erholt, dass er vielleicht bereits diesen Termin wahrnehmen könnte; das medizinische Personal sei „optimistisch“. Aus dem Vatikan lagen dazu zunächst keine Angaben vor. Medien berichteten gestern, der Papst habe immer noch etwas Fieber und müsse bestimmt noch zwei oder drei Tage das Bett hüten.

Möglich wäre immerhin auch, dass Franziskus zumindest einen Teil der Messe von seinem Krankenzimmer in der Gemelli-Klinik aus halten könnte, per Direktübertragung auf die ohnehin installierten Großbildschirme auf dem Petersplatz. Ähnliches war schon unter dem schwer kranken Papst Johannes Paul II. und auch unter Franziskus bei seinem letzten Spitalaufenthalt gemacht worden.

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Sorge um den Papst

Die Nachrichten vom neuen Spitalaufenthalt des Papstes haben im In- und Ausland große Anteilnahme und auch Sorge ausgelöst. In vielen Kirchen Italiens wurde gestern für eine baldige und vollständige Genesung des sehr populären Franziskus gebetet. US-Präsident Joe Biden erklärte, er sei besorgt um Franziskus, der „ein guter Freund“ sei. Genesungswünsche kamen auch von Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella.

Die erneuten körperlichen Beschwerden – Franziskus hat auch Probleme mit den Knien und kann sich fast nur noch am Gehstock oder im Rollstuhl bewegen – haben einmal mehr Spekulationen über einen möglichen Rücktritt befeuert. Ende Juli vergangenen Jahres kündigte der Papst an, weniger reisen zu wollen. Er müsse „seine Kräfte ein wenig aufsparen“ oder „andernfalls über die Möglichkeit nachdenken, beiseitezutreten“.

Dessen ungeachtet sind längst die nächsten Auslandreisen geplant: Ende April fliegt er nach Ungarn, im August nach Portugal. Und auch über einen Besuch in Marseille, Indien, Libanon und sogar in der Mongolei wird im Vatikan nachgedacht. Außerdem hat Franziskus unlängst betont, das Papstamt werde mit dem Kopf und nicht mit den Füßen oder den Beinen ausgeübt, und solange er klar denken könne, werde er nicht zurücktreten. Grundsätzlich sei er der Ansicht, dass es sich beim Papstamt um ein Amt auf Lebenszeit handle. Papstrücktritte sollten „nicht zur Mode werden“.

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