Missbrauchsfall in Bergisch Gladbach: Haft und Psychiatrie für Soldaten
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26.05.2020, Nordrhein-Westfalen, Moers: Der Angeklagte Bastian S. (r) wird von einem Justizbeamten zum Gerichtssaal geführt. Der Angeklagte ist des sexuellen Missbrauchs kleiner Kinder in 33 Fällen angeklagt. Laut Anklage soll der Mann seine leibliche Tochter und den Stiefsohn missbraucht haben. Daneben soll er sich an der Tochter des Mannes aus Bergisch Gladbach vergangen haben, durch den die Ermittlungen ausgelöst wurden, sowie an seiner eigenen Nichte.
© Quelle: Roland Weihrauch/dpa
Moers. Im bundesweiten Kindesmissbrauchsfall Bergisch Gladbach ist das erste Urteil gefallen: Ein 27-Jähriger Soldat wurde am Dienstag im niederrheinischen Moers zu zehn Jahren Haft verurteilt und in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Der Soldat hatte gestanden, vier kleine Kinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren in über 30 Fällen zum Teil schwer missbraucht zu haben.
Von einem siebenjährigen Mädchen soll er eine kinderpornografische Aufnahme gemacht und Videos und Bilder von den Taten mit Chat-Partnern geteilt haben. Der Prozess fand in einer Außenstelle des Landgerichts Kleve statt.
Zehn Jahre Haft für Soldaten wegen Kindesmissbrauch
Es ist das erste Urteil im Zusammenhang mit dem Netzwerk bundesweiter Missbrauchsfälle, auf das Ermittler im letzten Jahr in Bergisch Gladbach gestoßen waren.
© Quelle: Reuters
Mehr als 120 Beamte im Einsatz
Es war das erste Urteil in Nordrhein-Westfalen zu einem Netzwerk von Missbrauchsfällen in ganz Deutschland, das im Herbst vergangenen Jahres zuerst in Bergisch Gladbach entdeckt worden war. Die Täter hatten dabei massenhaft Bilder und Videos getauscht und über Chats kommuniziert.
Seit Beginn der Ermittlungen hatte eine Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei mit zuletzt 120 Beamten viele Terrabyte Daten und Videos durchforstet. Bundesweit wurden Tatverdächtige ermittelt, zahlreiche weitere Urteile sollen folgen. Allein in NRW spricht die Polizei von 21 Angeschuldigten, davon 9 in Untersuchungshaft. 40 Hinweise auf Straftaten seien an andere Bundesländer weitergeleitet worden.
Staatsanwaltschaft forderte neun Jahre Haft
Opfer des Moerser Angeklagten, der mit seiner Familie im niederrheinischen Kamp-Lintfort lebte, waren nach seinen Angaben vor allem der kleine Stiefsohn und eine leibliche Tochter. Dabei habe er oft die Zeit genutzt, wenn seine Frau arbeiten war. Zu den Opfern gehörten demnach auch seine Nichte und die Tochter eines Chat-Partners aus Bergisch Gladbach.
Die Staatsanwaltschaft hatte neun Jahre Haft gefordert und danach wegen verminderter Schuldfähigkeit die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie auf unbestimmte Zeit. Das Gericht ging über diese Forderung sogar noch hinaus. Die Verteidigung hatte für sieben Jahre Haft plädiert mit der Möglichkeit, auch noch später eine Sicherungsverwahrung anzuordnen.
Beim Prozess in Moers weinte der schmächtige und sonst so kontrolliert wirkende Bundeswehrsoldat: "Ich kann mich dafür nur entschuldigen", sagte er. Er wisse nicht, wie es dazu habe kommen können. Er hoffe, dass die Kinder das verarbeiten könnten. Es tue ihm für seine Frau leid und auch, dass er seine Familie hintergangen habe.
Bereits Ende April hatte in dem Missbrauchskomplex ein erster Prozess in Mönchengladbach gegen zwei Männer begonnen, die des sexuellen Kindesmissbrauchs in 79 Fällen angeklagt sind. Vor dem Landgericht Köln ist Anklage gegen einen Mann aus Bergisch Gladbach erhoben worden. Am Landgericht Kleve wurde Anklage gegen einen 61-Jährigen erhoben, der zuletzt in Xanten lebte.
RND/dpa