Leichtathletik-WM in Katar: Um Sport geht es längst nicht mehr

Im Khalifa International Stadium in Doha findet dieses Jahr die Leichtathletik-WM statt.

Im Khalifa International Stadium in Doha findet dieses Jahr die Leichtathletik-WM statt.

Mitten in der Nacht werden Marathonläuferinnen mit Rollstühlen abtransportiert, ausgezehrt von der Hitze der katarischen Nacht. Im mit großem Aufwand heruntergekühlten WM-Stadion ist es zwar nicht so heiß, weltmeisterliche Stimmung kommt aber trotzdem nicht auf: Selbst bei Höhepunkten wie den Finalläufen über 100 Meter bleibt das Khalifa International Stadium halb leer.

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Über Sport wird bei diesen Wettkämpfen der Weltbesten kaum noch gesprochen. Die überstrahlenden Themen sind die Hitze, kollabierende Athleten und das leere Stadion. Welch ein Irrsinn, eine Weltmeisterschaft in der olympischen Kernsportart Leichtathletik nach Katar zu vergeben.

Nun hat auch Katar das Recht, sich für Großereignisse zu bewerben und diese auszurichten, wenn die Bewerbung gut ist. Nur war diese Bewerbung wegen Korruptionsvorwürfen von vorneherein umstritten. Dass wenig Stimmung aufkommen würde, war angesichts der fehlenden sportlichen Tradition des Emirats absehbar. Auch die Hitze kam aufgrund einer Durchschnittstemperatur von mehr als 30 Grad Celsius im September und Oktober nicht überraschend.

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So bleibt der Eindruck, dass ohne Rücksicht auf die Athleten und ihren Sport ein Land den Zuschlag erhalten hat, das sich Ereignisse kauft, um über diesen Hebel die eigene politische Isolation in der Welt zu überspielen und sich für Investments in Stellung zu bringen. Schon jetzt hält das gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf reichste Land der Welt über einen Staatsfonds Aktienpakete unter anderem von VW, Siemens und der Deutschen Bank.

Zwölf Stadien für die Fußball-WM

All dies erscheint umso absurder, als Katar von übel beleumundeten Nachbarn wie Saudi-Arabien vorgeworfen wird, islamistischen Terror zu unterstützen. Trotzdem vergibt nicht nur der Leichtathletik-Weltverband seine WM in das Fleckchen Wüste, das seit mehr als 100 Jahren von der Familie ­al-Thani regiert wird. Für Katar selbst ist das aktuelle Weltturnier nur ein Vorgeschmack auf das Highlight der sportlichen Charmeoffensive.

In gut drei Jahren soll hier die Fußball-WM ausgetragen werden. Zwölf Stadien werden dafür gebaut oder renoviert. Das mit Erdgas verdiente Geld macht es möglich – und lässt die Funktionäre darüber hinwegsehen, dass Amnesty International jüngst wieder die „schändliche Arbeiterausbeutung“ auf den WM-Baustellen bemängelte.

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Es ist davon auszugehen, dass die Probleme der Leichtathletik-WM 2022 wieder Thema werden. Selbst wenn die Fußball-WM wegen der günstigeren Klimabedingungen in den Winter verlegt wird, dürfte kaum Begeisterung aufkommen.

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Worunter aktuell die Leichtathleten leiden – und mit ihnen ihre Sportart, die wegen der Gedankenlosigkeit der Funktionäre eine Chance verpasst, zu zeigen, wie viel Begeisterung sie unter anderen Bedingungen entfachen könnte.

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