Was hinter der Idee steckt

Smørrebrød goes vegan: Dänen experimentieren mit Krabben aus Tang

Smørrebrød – zwei Brote mit Lachs und Krabben.

Smørrebrød – zwei Brote mit Lachs und Krabben.

Kopenhagen. Das, was in der Fabrik im dänischen Herning vom Fließband in einen Wasserbehälter plumpst, sieht aus wie Hunderte winziger rosa Nordseekrabben. Doch der Eindruck täuscht. Tatsächlich ist es Tang, der da im Wasser landet. Den verarbeitet Jens Christian Møller zu einem Imitat der Meerestiere, das auch eingefleischten Krabbenbrötchen-Fans schmecken soll. Bis dahin, weiß der junge Firmenchef, ist es aber noch ein langer Weg.

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Im Laborraum nebenan, in dem rund ein Dutzend kleiner Plastikdosen mit Tangkrabben in verschiedenen Größen stehen, testen er und seine Mitarbeiter regelmäßig Geschmack, Farbe, Form und Textur der Produkte. Unter dem Mikroskop sieht sich Møller, im weißen Kittel und mit einer Haube auf dem Kopf, jede Faser der veganen Krabbe genau an. Dann hebt er sie vorsichtig von dem Glasplättchen und biegt sie zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände. „Natürlich soll sie gut schmecken, aber eins der allerwichtigsten Dinge ist die Struktur“, sagt Jens Christian Møller. „Dass es sich im Mund richtig anfühlt, wenn man sie isst.“

Die leicht gummiartige Konsistenz wie eine echte Krabbe hat die pflanzliche Alternative schon. Schmecken tut sie bislang vor allem nach Salz. Den richtigen Geschmack zu treffen sei nicht einfach, räumt der Firmenchef ein: „Es ist unterschiedlich, welchen Geschmack die Menschen in Spanien oder in Schweden oder in Kolum­bien haben wollen. Deshalb haben wir eine Reihe verschiedener Geschmacksnoten entwickelt, die zu den verschiedenen Ländern passen.“ Um den veganen Krabben die richtige Farbe zu geben, verwenden die Dänen Karotin und emulgiertes Rapsöl.

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„Natürlich soll sie gut schmecken, aber eins der allerwichtigsten Dinge ist die Struktur. Dass es sich im Mund richtig anfühlt, wenn man sie isst.“

Jens Christian Møller, Firmenchef

Krabben aus Tang: ein Betriebsgeheimnis

Wie genau das Unternehmen aus dem Tang Krabben formt, will Møller nicht verraten – Betriebsgeheimnis. Bislang werden die Algen getrocknet aus der Bretagne angeliefert. Auf Sicht sollen sie aus Norwegen kommen, „wenn die Produktion dort so weit ist“, erklärt Møller.

Die Idee mit den Krabben auf Pflanzenbasis ist für Familie Møller nicht ganz weit hergeholt. Schon vor 26 Jahren brachte Vater Jens Møller ein anderes Produkt auf den Markt, über das viele seiner Landsleute damals die Nase rümpften: veganen Kaviar. „Anfangs haben wir auf die Etiketten nur in sehr kleinen Buch­staben geschrieben, woraus der Kaviar gemacht wurde – denn Tang war für die Menschen in Dänemark etwas, das am Strand liegt und nicht gut riecht“, sagt Møller. Mit der Zeit seien die Buchstaben dann immer größer geworden.

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Heute liegen die Dänen mit ihren Produkten aus Tang genau im Trend. „Nachhaltigkeit ist ein Schlüsselwort geworden, es ist komplett anders als damals“, sagt Jens Møller. „Supermärkte wollen heute fast immer eine vegane Version von den Fleisch- und Fischprodukten haben, von denen sie viel verkaufen.“ Von Fischstäbchen über Frikadellen, Gyros und Bacon ist inzwischen fast alles in den Ladentheken zu finden.

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Ein bisschen am Geschmack arbeiten

Auch bei Naturschützern stoßen die veganen Krabben auf ein positives Echo. „Die meisten Krabben werden mit Grundschleppnetzen gefangen, die den Meeresboden zerstören und damit nachteilig auf Lebensräume und Meereslebewesen einwirken“, sagt WWF‑Meeresbiologin Henrike Semmler Le. „Wenn man Alternativen dazu findet, ist das nur gut für unsere Meeresnatur.“

Zunächst landen die dänischen Krabben vor allem in Fertiggerichten wie Sandwiches und Krabbensalat. Bald sollen sie aber auch immer öfter pur in den Supermarktregalen zu kaufen sein, sagt Firmenjunior Møller. Dafür muss er aber erst noch ein bisschen am Geschmack arbeiten. Bis dahin werden die meisten Dänen ihr geliebtes Smørrebrød wohl erst mal weiterhin mit tierischen Krabben genießen.

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