„Katastrophen-Hochzeit“ inmitten des Jahrhundert-Hochwassers in Australien

Kate Fotheringham und Wayne Bell bei ihrer Katastrophenhochzeit während des Jahrhundert-Hochwassers in Australien.

Kate Fotheringham und Wayne Bell bei ihrer Katastrophenhochzeit während des Jahrhundert-Hochwassers in Australien.

Ihre Hochzeit wurde inmitten der Naturkatastrophe zum Symbol der australischen Solidarität: Kate Fotheringham und Wayne Bell hatten die Nacht vor der Hochzeit getrennt verbracht – nicht ahnend, dass der nahe Fluss über die Ufer treten würde und Wasserfluten sie am nächsten Morgen voneinander trennen würden.

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Doch am Samstagmorgen erwachte die junge Braut in einem Albtraum. Das steigende Hochwasser an der australischen Ostküste hatte das Haus ihrer Eltern, das etwas außerhalb der kleinen Stadt Wingham rund fünfeinhalb Stunden nördlich von Sydney gelegen ist, eingeschlossen. Die einzige Brücke in die Stadt war kurz danach schon nicht mehr passierbar.

Hochzeit mit Gummistiefeln

„Es dauerte drei Monate, um die Hochzeit zu planen, zwölf Stunden, um alles kaputt zu machen, und sechs Stunden, um sie wieder auf die Beine zu stellen“, sagte Kate Fotheringham im Interview mit der australischen Ausgabe des „Guardian“. Sie habe sich zuvor – mit Blick auf den Wetterbericht – bereits damit abgefunden gehabt, dass es regnen würde und sie Gummistiefel tragen müsste, aber mit einem Jahrhundert-Hochwasser und einer Naturkatastrophe habe sie nicht gerechnet.

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Kate Fotheringham gab zu, dass sie zunächst in Tränen ausgebrochen war und das Ganze alles andere als lustig fand. Doch dann habe sie sich gesagt: „Wir kriegen das hin – heute ist unser Tag.“ Australier sind nicht umsonst für gute Organisation und Zusammenhalt bekannt, und so halfen Familienmitglieder und Gäste mit, eine „komplexe logistische Operation“ zu planen, wie es in dem lokalen Medium hieß, um Kate und ihre Familie aus dem Haus ihrer Eltern zu holen und pünktlich zur Hochzeitsgesellschaft zu bringen. Überlegungen, sie mit einem Boot abzuholen, wurden als zu gefährlich verworfen, auch die Idee, sich eine nahe gelegene Bahnlinie zunutze zu machen, konnte nicht in die Tat umgesetzt werden.

Rettung per Hubschrauber

Schließlich entschied sich die Hochzeitsgesellschaft für eine Luftbrücke. Die Idee war von mehreren hilfreichen Internetnutzern entwickelt worden, nachdem Fotheringham einen Aufruf über soziale Medien startete. Schließlich rief ein lokaler Fernsehsender an und bot eine Rettung per Hubschrauber an. Der Flug selbst dauerte letztendlich nur wenige Minuten, denn es waren weniger als fünf Kilometer reine Luftlinie, die die beiden Verlobten voneinander trennten.

Mit dem Transport von Kate und ihrer Familie waren die Probleme aber noch lange nicht behoben. Denn auch der Caterer und die Maskenbildnerin saßen auf der falschen Seite der Brücke fest und ein Sänger, der die Zeremonie musikalisch begleiten sollte, wurde in einen Autounfall verwickelt. Wie durch ein Wunder kam schließlich aber doch noch alles zusammen: Eine andere Cateringfirma, die wiederum in der Stadt feststeckte und wegen des Hochwassers nicht zu ihrem gebuchten Event gelangen konnte, sprang spontan ein. Auch ein Friseur fand sich, und geschminkt wurde schließlich aus eigener Hand. Am Ende kam die Braut wohl nur eine Viertelstunde zu spät zur Zeremonie, wie der „Guardian“ berichtete. Die Feier danach zog sich bis in den Sonntag hinein, da viele der Gäste die von den Wassermassen eingeschlossene Stadt nicht verlassen konnten.

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Die Hochzeitsgesellschaft macht das Beste aus der Situation.

Die Hochzeitsgesellschaft macht das Beste aus der Situation.

Anderes Paar hat weniger Glück

Ein anderes Paar hatte zum gleichen Zeitpunkt jedoch nicht so viel Glück im Unglück wie Kate Fotheringham und Wayne Bell. Auch Sarah Soars und Joshua Edge hätten am Samstag eigentlich heiraten wollen, doch statt den glücklichsten Tag ihres Lebens zu verbringen, erwartete die beiden jungen Australier der wahrscheinlich schlimmste Moment ihres Lebens. Ihr Haus wurde komplett überschwemmt – die Wassermassen rissen es schließlich sogar völlig aus seiner Verankerung und trieben es den Manning River hinab. In den Tagen nach dem Unglück wurden jedoch rund 80.000 Australische Dollar, umgerechnet knapp 52.000 Euro, für die jungen Leute gesammelt, um ihnen wieder auf die Beine zu helfen.

Wie viel Zerstörung und Schaden das derzeitige Jahrhundert-Hochwasser im Osten Australiens, eine Region, die auch schon von den Buschfeuern um die Jahreswende 2019/20 verwüstet wurde, anrichtet, wird sich erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Am Dienstagnachmittag zeigte sich überraschend die Sonne wieder in Sydney, doch Meteorologen warnten, dass die Hochwassergefahr noch über mehrere Tage hinweg anhalten werde.

RND

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