Sieben Tote bei Anschlag auf Synagoge in Jerusalem
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Einsatzkräfte in der Nähe einer Synagoge in Jerusalem.
© Quelle: Mahmoud Illean/AP/dpa
Jerusalem. Bei einem Terroranschlag auf Besucher einer Synagoge in einer israelischen Siedlung in Ost-Jerusalem sind nach Angaben der Polizei sieben Menschen erschossen worden. Drei weitere wurden verletzt, wie die israelische Polizei am späten Freitagabend mitteilte. Eine Polizeisprecherin hatte die Zahl der Getöteten zuvor mit acht angegeben.
Der Attentäter hatte das Feuer in dem Moment eröffnet, als die Menschen das Gotteshaus nach dem Schabbat-Gebet verließen. Der Mann wurde den Angaben zufolge erschossen, als er fliehen wollte. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich um einen 21-Jährigen aus Ost-Jerusalem.
Israel fängt Raketen aus dem Gazastreifen ab und feuert zurück
Der Beschuss erfolgte nach einer israelischen Razzia in Dschenin, bei der mehrere bewaffnete Palästinenser und mindestens ein Zivilist getötet worden waren.
© Quelle: Reuters
Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom wurden mehrere Verletzte in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Mehrere seien in kritischem Zustand.
Netanjahu kündigt nach tödlicher Attacke entschlossene Reaktion an
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte nach der tödliche Attacke eine entschlossene Reaktion an. Es habe eine Sicherheitsbewertung gegeben, er habe sich für „sofortige Maßnahmen“ entschieden, sagte er zu Reportern am Hauptquartier der Nationalpolizei. Er werde für Samstagabend sein Sicherheitskabinett einberufen, um weitere Schritte zu erörtern.
Netanjahu lehnte es ab, die Pläne zu erläutern, sagte aber, Israel werde entschlossen und gelassen handeln. Die Öffentlichkeit rief er dazu auf, keine Selbstjustiz zu üben.
Deutscher Botschafter in Israel: „Böser Terrorakt gegen Juden“
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, drückte sein Mitgefühl aus. Er sei tief betrübt über die Berichte, schrieb Seibert am Abend auf Englisch auf Twitter. Er sprach von einem „bösen Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag“. „Mein Mitgefühl gilt den Familien der ermordeten Opfer, und ich bete für die Gesundheit der Verletzten.“
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Grünen-Chef Omid Nouripour reagierte ebenfalls betroffen. „Ein Terrorangriff in der Nähe einer Synagoge am Gedenktag des Holocaust ist an Grausamkeit nicht zu übertreffen“, erklärte er auf Twitter.
Die US-Regierung nannte die Tat „absolut entsetzlich“. „Wir verurteilen diesen offensichtlich terroristischen Anschlag aufs Schärfste“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel, in Washington. „Unsere Gedanken, Gebete und unser Beileid gelten denjenigen, die bei diesem abscheulichen Gewaltakt getötet und verletzt wurden.“
Hamas bekennt sich zu Anschlag
Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland reagierten mit Freudenfeiern auf den Terroranschlag. Augenzeugen berichteten, wie Militante am Freitagabend in die Luft schossen und auf die Straßen strömten.
Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden, radikalislamischen Hamas teilte mit, der Anschlag sei „eine Vergeltung für den Überfall der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager Dschenin am Donnerstag“. Bei einem Feuergefecht mit israelischen Soldaten in der Stadt waren neun Palästinenser getötet und 20 weitere verletzt worden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Betselem war es der tödlichste Militäransatz in dem Gebiet seit mehr als 20 Jahren.
In der Nacht auf Freitag feuerten daraufhin verbündete militante Gruppen aus dem Gazastreifen mindestens sieben Raketen auf Israel ab. Israelische Kampfflugzeuge zerstörten danach in der Küstenenklave unter anderem eine unterirdische Raketen-Produktionsstätte.
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In der Nacht auf Freitag feuerten daraufhin verbündete militante Gruppen aus dem Gazastreifen mindestens sieben Raketen auf Israel ab. Israelische Kampfflugzeuge zerstörten danach in der Küstenenklave unter anderem eine unterirdische Raketen-Produktionsstätte.
Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation
Die Gewaltspirale schürt Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation der ohnehin schon angespannten Sicherheitslage. „Wir bewegen uns auf einem ganz schmalen Grat“, sagte Michael Kobi vom israelischen Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) der Deutschen Presse-Agentur. Die Dynamik könne nicht mehr vollständig kontrolliert werden und jederzeit kippen. Bedenklich sei vor allem, dass sich immer mehr junge Palästinenser dem Aufstand anschließen und bereit seien, zu kämpfen - und zu sterben. „Sie sind frustriert und bereit, alles zu tun, um ihre aktuelle Situation zu verändern.“
Die Stadt Dschenin liegt keine 80 Kilometer Luftlinie von Jerusalem entfernt und gehört zu den allein von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrollierten Zonen. Die Stadt gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Diese sind eng mit Gruppierungen im Gazastreifen verknüpft. Der vom Iran finanzierte Islamische Dschihad ist dort hauptsächlich aktiv und greift Israel von der Küstenenklave regelmäßig mit Raketen an. Ob die Organisation für die Raketenangriffe am Freitag verantwortlich ist, war zunächst unklar.
RND/dpa/AP/seb