Holocaustleugner wurde in Grab von jüdischstämmigem Forscher beerdigt
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Das Grab von Max Friedlaender, ein Musikwissenschaftler jüdischen Glaubens auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat die Beisetzung eines Holocaustleugners auf der früheren Grabstätte eines jüdischstämmigen Wissenschaftlers in Stahnsdorf bei Berlin eingeräumt und als Fehler bezeichnet.
© Quelle: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Stahnsdorf. Der bekannte Holocaustleugner Henry Hafenmayer wurde im Beisein von 50 Gesinnungsgenossen im Grab des jüdischstämmigen Gelehrten Max Friedlaender in Stahnsdorf in der Nähe von Potsdam beerdigt. Das berichtet unter anderem die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (MAZ). Wie es dazu kam, erklärte nun die zuständige evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO) gegenüber der Zeitung. Demnach sei am 31. August ein Antrag für die Bestattung auf dem Südwestfriedhof angenommen worden, „da jeder Mensch ein Recht auf eine letzte Ruhestätte hat“.
Wird der Holocaustleugner nun umgebettet?
Die Friedhofsleitung habe dann nach einer dezentralen Lage gesucht, auch um einer Pilgerstätte für Rechtsextreme vorzubeugen. Das Grab des jüdischstämmigen Gelehrten Max Friedlaender, der 1934 dort beigesetzt wurde, habe seit 1980 als abgelaufen gegolten. So sei zwar die Grabstätte zur Wiederbelegung frei, doch der historische Grabstein habe aus Denkmalschutzgründen am Ort bleiben müssen. In den Registern sei Max Friedlaender als Protestant geführt worden, er konvertierte vom Judentum zum Christentum, doch habe nichts auf seine jüdische Vergangenheit hingewiesen.
Die Beisetzung könne nun nicht mehr rückgängig gemacht werden, jedoch werde laut der „MAZ“ eine Umbettung in Betracht gezogen. Am Tag der Beisetzung traf sich rechtsextreme Prominenz auf dem Friedhof in Stahndorf, die von Einsatzkräften des Landes- und Bundeskriminalamtes sowie vom Staatsschutz beobachtet wurde.
Antisemitismusbeauftragter von Berlin erstattete Strafanzeige
Die Beisetzung sorgte bundesweit für Empörung, unter anderem beim Zentralrat der Juden in Deutschland. Der Antisemitismusbeauftragte von Berlin, Samuel Salzborn, erstattete Strafanzeige gegen unbekannt wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe. Die Fachstelle Antisemitismus Brandenburg hatte eine Umbettung gefordert. Bürgermeister Bernd Albers sagte am Mittwoch bei Twitter, Stahnsdorf sei eine weltoffene Gemeinde. „Die Bestattung eines Holocaustleugners und Rechtsextremisten im Grab eines jüdischen Bürgers passt nicht zu uns.“
RND/goe/dpa